Ein enttäuschter Juventus-Spieler
Reuters/Massimo Pinca
Fußball

15 Punkte Abzug für Juventus Turin

Heftige Strafe gegen Juventus Turin: Dem italienischen Fußballrekordmeister werden wegen Bilanzfälschung 15 Punkte in der laufenden Saison der Serie A abgezogen. Das entschied das Sportgericht des Italienischen Fußballverbandes (FIGC) am Freitag. Juve soll bei Bilanzen getrickst und dadurch mehr Geld für Transfers zur Verfügung gehabt haben.

Die Sportrichter gingen mit dem Strafmaß sogar noch weiter als die von Chefankläger Giuseppe Chine geforderten neun Punkte Abzug. Juventus kann gegen das Urteil beim Italienischen Olympischen Komitee (CONI) in Berufung gehen. Die Turiner rutschten auf Platz elf ab, der erste Champions-League-Rang ist zwölf Punkte entfernt.

In dem Fall geht es um fingierte Spielerbewertungen. Den Turinern wird vorgeworfen, einigen Profis in der Vergangenheit bewusst falsche Marktwerte zugeschrieben zu haben – allein in den Jahren 2018, 2019 und 2020 soll die Vereinsbilanz so um mehr als 100 Millionen Euro beschönigt worden sein. Das FIGC-Sportgericht hatte Juve und andere Vereine wegen dieser Vorwürfe schon einmal freigesprochen – durch neue Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft wurde das Verfahren aber wieder aufgenommen. Die anderen Clubs wurden nun – anders als Juventus – erneut freigesprochen.

Sperren für Agnelli und Nedved

Neben dem Punkteabzug wurden auch die ehemaligen Clubbosse individuell bestraft. Ex-Präsident Andrea Agnelli etwa wurde für zwei Jahre, der ehemalige Vizepräsident Pavel Nedved für acht Monate für jegliche Aktivitäten im italienischen Fußball gesperrt. Ex-Geschäftsführer Fabio Paratici erhielt gar eine Sperre für 30 Monate.

Andrea Agnelli und Pavel Nedved
IMAGO/Nicolo Campo
Andrea Agnelli und Pavel Nedved wurden zudem individuell bestraft

Das Gericht wird beantragen, dass die Sperren auch auf europäische und internationale Wettbewerbe ausgeweitet wird. Das könnte vor allem Paratici treffen, der seit 2021 Sportdirektor bei Tottenham Hotspur in England ist. Agnelli und Nedved waren in dieser Woche ohnehin bereits offiziell zurückgetreten.

Vorwurf von Falschangaben in CoV-Pandemie

Der Vorwurf der gefälschten Spielerbewertungen ist nur ein Aspekt, weswegen Juventus sich vor Gerichten verantworten muss. Dem Rekordchampion wird außerdem vorgeworfen, in der CoV-Pandemie durch Falschangaben über nicht ausgezahlte Gehälter die Bilanzen gefälscht zu haben. Die Spieler hatten sich damals offiziell bereiterklärt, auf einen Teil ihrer Gehälter zu verzichten als Zeichen der Solidarität mit dem Verein, dem wegen des Lockdowns und der Zuschauerrestriktionen viele Einnahmen wegfielen. Jene nicht gezahlten Gehälter wurden offiziell verbucht – in einem späteren Schritt sollen sie dann aber heimlich den Profis doch wieder ausgezahlt worden sein. In dem Fall ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Turin.