Ski alpin

Shiffrin rast zu alleinigem Rekord

Die erfolgreichste Rennläuferin im alpinen Weltcup heißt seit Dienstag einzig und allein Mikaela Shiffrin. Die 27-jährige US-Amerikanerin fuhr im ersten von zwei Riesentorläufen auf dem Südtiroler Kronplatz ihren 83. Weltcup-Sieg ein, verwies ihre Landsfrau Lindsey Vonn auf Platz zwei und hat in der ewigen Statistik nur noch Ingemar Stenmark vor sich. Am Rekordtag der Ausnahmekönnerin durfte sich auch Julia Scheib als Zwölfte über ihr bestes Karriereergebnis freuen.

16 Tage nachdem Shiffrin die Bestmarke von Vonn in Kranjska Gora egalisiert hatte, krönte sich die 27-Jährige in ihrem 238. Rennen mit ihrem zweiten Sieg auf dem Kronplatz zur alleinigen Rekordhalterin. Shiffrin verwies mit zweimal Laufbestzeit die Schweizerin Lara Gut-Behrami um 0,45 Sekunden auf den zweiten Platz, die italienische Lokalmatadorin Federica Brignone landete 1,43 Sek. hinter der Siegerin auf dem dritten Platz. Am Mittwoch (10.30 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1, Übertragung ab 10.15 Uhr) haben die Konkurrentinnen im zweiten Riesentorlauf die Chance zur Revanche.

„Die Bedingungen sind perfekt, es hat viel Spaß gemacht zu fahren. Ich war ein bisschen nervös vor dem zweiten Lauf, ich hasse es zu warten. Es ist schwierig, psychisch im Fokus zu bleiben“, sagte eine von den Emotionen überwältigte Shiffrin im ORF-Interview, „ich habe Lara am Start gesehen und mir gedacht, warum schaue ich da überhaupt zu, sie fährt so schnell, das kann ich nicht. Aber im Lauf hat alles funktioniert und es war toll, ins Ziel zu fahren. Ich wollte einfach gut fahren, und das ist mir gelungen.“

Mit ihrer gelungenen Fahrt schrieb Shiffrin wieder ein Stück Skigeschichte. Bereits am Mittwoch hat die Amerikanerin die Chance, der einzigen verbliebenen Siegesbestmarke von Stenmark um einen weiteren Erfolg näher zu rücken. Der legendäre Schwede fuhr in den 1970er und 1980er Jahren insgesamt 86 Siege ein. Der Rennkalender, der inklusive des zweiten Rennens auf dem Kronplatz noch drei Bewerbe – darunter zwei Slaloms – vorsieht, macht es möglich, dass Shiffrin Stenmark noch vor der am 6. Februar beginnenden WM einholen könnte.

Karrierehoch für Scheib

Als beste Österreicherin kam so wie zuletzt Julia Scheib in die Wertung. Die Steirerin, die im ersten Lauf mit der hohen Nummer 38 bereits auf Platz zwölf gefahren war, durfte sich mit 2,85 Sek. Rückstand über das beste Ergebnis ihrer Weltcup-Karriere freuen. Bereits zuletzt in Kranjska Gora hatte Scheib als 13. und damit beste ÖSV-Läuferin abgeschwungen. Elisabeth Kappaurer und Elisa Mörzinger, die im ersten Lauf auch ÖSV-Lichtblicke waren, folgten mit 1,85 bzw. 1,88 Sek. Rückstand auf Shiffrin auf den Rängen 15 bzw. 19.

„Es war mir wichtig, dass ich das Ergebnis aus Kranjska Gora bestätigen konnte. Mit dem zweiten Lauf bin ich nicht zufrieden, im unteren Teil wäre mehr drinnen gewesen. Ich habe mir mit der Bodensicht schwergetan. Morgen will ich auf alle Fälle mehr“, sagte Scheib und blickte bereits auf das zweite Rennen: „Morgen muss ich mit mehr Anspannung und Selbstvertrauen ins Rennen gehen. Ich denke nicht an die WM. Das war zu Beginn der Saison kein Thema für mich. Das wird sich ergeben. Ich will einfach gut Ski fahren.“

Scheib wieder beste Österreicherin

Die Steirerin sah nach ihrem zweiten Lauf zwar nicht die grüne Eins aufleuchten, wurde am Ende als Zwölfte aber wieder beste Österreicherin

Trotz eines leichten Rückfalls freute sich auch Kappaurer über ihr Ergebnis. „Ich bin heute schon ziemlich happy, ich hatte zuletzt Trouble mit meinen Füßen“, sagte die Vorarlbergerin und versprach für das zweite Rennen sogar eine Steigerung: „Ich weiß, wo ich angreifen muss hier. Das tut schon gut. Unten muss man sich was zutrauen, ganz schaffe ich es noch nicht. Aber das ist der Plan für morgen.“

Prominente Zuschauerinnen

Ricarda Haaser konnte im Vergleich zum ersten Durchgang immerhin einen Platz gutmachen und wurde unmittelbar hinter Mörzinger 20., Franziska Gritsch verbesserte sich von 26 auf 21. Ramona Siebenhofer nahm in der Endabrechnung den 23. Platz ein. Stephanie Brunner, zuletzt in Kranjska Gora 14., schied diesmal im zweiten Durchgang aus.

1. Mikaela Shiffrin (USA)
2. Lara Gut-Behrami (SUI)
3. Federica Brignone (ITA)

„Ich habe nicht ganz das Vertrauen, dass ich so durchziehe, wie ich es mir vornehme. Man bekommt Rückhalt von der Piste. Man muss es sich nur zutrauen“, haderte Haaser einmal mehr in dieser Saison mit einer Fahrt. Auch bei Gritsch war die Stimmung schon einmal besser. „Ich bin wirklich nicht zufrieden. Es ist mir nicht ganz gelungen, dass ich das umsetzte, was ich mir vorgenommen habe. Ich musste immer zu viel andriften. Das muss besser werden“, sagte die Tirolerin.

Im ersten der beiden Rennen oberhalb von San Vigilio gab es aus österreichischer Sicht in der Entscheidung auch erneut prominente Zuschauerinnen. Katharina Truppe, im Vorjahr als Zwölfte noch beste ÖSV-Läuferin, scheiterte mit 3,17 Sek. Rückstand ebenso wie Slalom-Weltmeisterin Katharina Liensberger (+3,27) erneut an der 30-Plätze-Marke. Truppe fehlten lediglich sieben Hundertstelsekunden auf einen Startplatz im zweiten Durchgang. Auch Nina Astner (+4,02) hatte die Qualifikation verpasst.

Shiffrin übernimmt auch RTL-Spitze

Die im ersten Durchgang gescheiterten Österreicherinnen sahen aber so wie das Publikum einen packenden Showdown um den Sieg, in dem sich schließlich Shiffrin zum neunten Mal in dieser Saison und heuer zum vierten Mal in einem Riesentorlauf die Krone aufsetzte. Die Amerikanerin baute damit nicht nur ihre Führung im Gesamtweltcup mit jetzt 1.417 Punkten auf 556 Zähler gegenüber der neuen Zweiten Gut-Behrami (861) aus, sondern übernahm auch die Spitze im RTL-Weltcup vor der Italienerin Marta Bassino, die diesmal nicht über den zehnten Platz hinauskam.

Trotzdem zog zumindest auch Gut-Behrami nach dem ersten Rennen oberhalb von San Virgilio zufrieden Bilanz: „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Es ist schon ein langer Monat, und dass es heute so klappt, ist fein. Es war so leicht zu fahren, dass es ein Spaß war zu fahren. Es war hier schon so eisig, dass es ein einziger Kampf war“, so die amtierende Weltmeisterin. Ähnlich sah es auch Brignone. „Ich wusste, dass mein erster Lauf nicht gut war. Ich war nervös und gestresst. Aber ich habe nicht aufgegeben, und das Podest heute ist wirklich toll“, sagte die Italienerin.