Ski alpin

Kronplatz bleibt fest in Shiffrins Hand

Mikaela Shiffrin hat am Mittwoch ihren Rückstand auf den Siegesrekord von Ingemar Stenmark im Weltcup bis auf zwei Erfolge verkürzt. Einen Tag nach ihrem 83. Sieg legte die US-Amerikanerin im zweiten Riesentorlauf auf dem Kronplatz ihren 84. Erfolg nach und feierte vor der Norwegerin Ragnhild Mowinckel und Sara Hector aus Schweden zudem ihren dritten Doppelpack an einem Ort in dieser Saison. Julia Scheib verpasste als beste Österreicherin auf Platz elf die Top Ten diesmal knapp.

Einen Tag nachdem sie sich zur erfolgreichsten Läuferin im Weltcup gekrönt hatte, war Shiffrin auch im zweiten Rennen oberhalb von San Vigilio in Südtirol eine Klasse für sich. Mowinckel fehlten am Ende 0,82 Sekunden auf die Siegerin, Olympiasiegerin Hector hatte 1,19 Sek. Rückstand. Für Shiffrin war es nach den Slaloms von Levi und den beiden Riesentorläufen auf dem Semmering der dritte Doppelpack in dieser Saison. Der insgesamt dritte Erfolg auf dem Kronplatz war zudem der insgesamt zehnte im WM-Winter. Bereits bei den beiden Slaloms in Spindleruv Mlyn am kommenden Wochenende könnte Shiffrin die 86 Weltcup-Siege von Stenmark egalisieren.

Scheib untermauerte als erneut beste ÖSV-Läuferin ihre neue Rolle als im Moment beste heimische Riesentorläuferin. Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin aus der Steiermark durfte sich – vor allem aufgrund der Ausfälle der Italienerin Marta Bassino und Maria Therese Tviberg aus Norwegen – mit 2,31 Sek. Rückstand als Elfte erneut über das bisher beste Ergebnis ihrer Karriere freuen. Am Dienstag hatte Scheib als Zwölfte ihr bis dahin bestes Resultat im Weltcup eingefahren. Ricarda Haaser landete als zweitbeste des ÖSV-Teams auf dem 16. Platz (+ 2,93).

Scheib hält wieder Fahne hoch

Die Steirerin klassierte sich erneut als beste Österreicherin, ein verhaltener Zielhang brachte Scheib jedoch um einen möglichen Platz in den Top Ten.

Scheib trotz Hoch „angefressen“

Ihr bestes Karriereergebnis löste bei Scheib im ORF-Interview aber keine Euphorie aus. Denn die 25-Jährige vergab mit einem verhaltenen Schlussteil einen möglichen Top-Ten-Platz. „Ich muss jetzt sagen, dass ich mit dem zweiten Durchgang gar nicht zufrieden bin. Ich bin ziemlich angefressen, weil der letzte Hang überhaupt nicht gut war, ich bin eher auf Sicherheit gefahren, vielleicht auch weil die Punkte immer bisschen mitfahren im Kopf“, sagte Scheib, „trotzdem versuche ich das Gute mitzunehmen, bin in den zweiten Durchgang gut gestartet, hatte ein gutes Gefühl.“

1. Mikaela Shiffrin (USA)
2. Ragnhild Mowinckel (NOR)
3. Sara Hector (SWE)

Haaser erwischte zwar einmal mehr keine perfekte Fahrt und sah im Ziel nicht den Einser aufleuchten, machte aber dank der Rückfälle der Konkurrenz einige Plätze gut. „Gestern war es schwach, heute der erste Durchgang auch. Jetzt habe ich schon versucht, dass ich besser herunterfahre. Im Mittelteil ist es mir nicht so gelungen“, sagte die Tirolerin, die aber trotzdem auch positive Aspekte fand: „Im Großen und Ganzen war es vom Skifahren her eine saubere Fahrt, und es liegt eng beieinander, ob ich eine gute Leistung schaffe oder nicht.“

Kollektiver Rückfall

Zu jenen, die im zweiten Lauf zurückfielen, gehörten fast alle von Haasers Teamkolleginnen. Franziska Gritsch rutschte vom 16. auf den 22. Platz (+3,53) zurück, Elisa Mörzinger landete aufgrund eines schweren Fehlers im Mittelteil nach Rang 18 zur Halbzeit in der Endabrechnung auf dem 24. Platz (+ 3,72). Unmittelbar vor der Oberösterreicherin war mit 3,54 Sek. Rückstand auf Shiffrin ihre Teamkollegin Elisabeth Kappaurer zu finden, die allerdings auch von Platz 21 zurückgefallen war.

Ein kleines Lebenszeichen gab es von Katharina Liensberger, die es nach zwei vergeblichen Versuchen in einem Riesentorlauf immerhin wieder in eine Entscheidung schaffte. Im zweiten Lauf konnte die Vorarlbergerin jedoch nicht an ihre Leistung vom ersten Durchgang anschließen und rutschte nach fehlerhafter Fahrt vom 23. auf den 28. Platz (+4,20) zurück.

Für andere arrivierte ÖSV-Läuferinnen gab es überhaupt keine Weltcup-Punkte. Ramona Siebenhofer verpasste so wie Katharina Truppe und Stephanie Brunner die Entscheidung der besten 30. Für Truppe, vergangenes Jahr auf dem Kronplatz als beste Österreicherin noch Zwölfte, war es das dritte Halbzeit-Aus im Riesentorlauf in Folge. Auch die junge Nina Astner musste im zweiten Durchgang zuschauen.

Shiffrin trotzt Müdigkeit

Zu Rekordhalterin Shiffrin musste die Konkurrenz einmal mehr aufschauen – und dass, obwohl die US-Amerikanerin den Stress nach ihrem Rekordsieg am Dienstag deutlich spürte. „Nach gestern habe ich mich heute einfach so müde gefühlt. Das hat es heute wirklich nicht leicht gemacht. Weil wenn man müde ist, macht man Fehler. Ich wollte heute einfach keine Fehler machen“, sagte die 27-Jährige im ORF. Die Übung gelang perfekt: „Es war wirklich ein guter Lauf. Ich wollte im zweiten Lauf meinem Skifahren vertrauen und pushen, das hat funktioniert. Es war ein toller Tag.“

Mit ihrem fünften Riesentorlauf-Sieg in dieser Saison baute Shiffrin nicht nur ihre Führung im Gesamtweltcup auf die Schweizerin Lara Gut-Behrami, die diesmal Fünfte wurde, auf 611 Punkte aus, sondern setzte sich auch in der Spezialwertung ab. Die US-Amerikanerin führt nun 118 Zähler vor Gut-Behrami, die sich aufgrund des Ausfalls von Bassino an die zweite Stelle schob. Nach dem WM-Riesentorlauf in Meribel (16. Februar) stehen im Weltcup nur noch zwei Rennen in dieser Disziplin auf dem Programm.