ÖSV-Kombinierer Johannes Lamparter
GEPA/Gintare Karpaviciute
Nordische Kombination

Lamparter hofft auf Coup in Seefeld

Erst ein einziges Mal hat sich bisher ein ÖSV-Athlet den Gesamtsieg beim „Nordic Combined Triple“ geholt. Mario Seidl gelang das 2019, aber nicht in der Heimat, sondern im Seefelder WM-Jahr im Ersatzort Chaux-Neuve. Die Durststrecke auf heimischem Boden soll bei der zehnten Auflage nun zu Ende gehen, zumal sich Lokalmatador Johannes Lamparter nach einem „Wahnsinnswochenende“ von Freitag bis Sonntag auf besonders viel Unterstützung freuen darf. Erstmals in Seefeld dabei sind die Frauen mit zwei Bewerben.

Damit ergibt sich ein dichtes Programm, die fünf Weltcup-Konkurrenzen der Nordischen Kombination sind innerhalb von 51 Stunden angesetzt. Natürlich wieder zugelassen sind Zuschauer, nachdem das in den vergangenen beiden Jahren coronavirusbedingt nicht der Fall war. „Meine ganze Familie und die meiner Freundin werden dabei sein, einige Kollegen vom Gewichtheberverein und Leute vom Dorf“, sagte Lamparter, der sich auf ein echtes Heimspiel freut.

Damit erhält der 21-jährigen Tiroler einen zusätzlichen Motivationsschub. Den anderer Art hatte er sich selbst am Sonntag binnen weniger Stunden mit zwei Siegen in Klingenthal geholt. „Es war definitiv ein Wahnsinnswochenende. Ich habe am Montag ein bisschen rausnehmen müssen, um mich zu regenerieren. Jetzt nehme ich das Selbstvertrauen mit nach Seefeld“, sagte Lamparter am Mittwoch bei einer Onlinepressekonferenz und blickte auf seinen fünften und sechsten Weltcup-Sieg zurück.

NOK: Lamparter räumt in Klingenthal ab

Österreichs Kombinierer haben am Sonntag im Weltcup in Klingenthal den Ton angegeben. Doppelweltmeister Johannes Lamparter setzte sich zunächst im ersten Bewerb vor seinem Teamkollegen Franz-Josef Rehrl durch, womit es den ersten ÖSV-Doppelsieg seit Schonach 2019 gab, und gewann dann am Nachmittag noch den zweiten – Rehrl wurde dabei Dritter.

Perfekte Bedingungen in Seefeld

Während Seidl und Vorjahressieger Jörgen Graabak krankheitsbedingt fehlten, hat Lamparter am Mittwoch schon in Seefeld trainiert, unweit seiner Heimat in Rum. Der 21-Jährige berichtete von sehr guten Verhältnissen: „Es hat richtig gut Schnee, und es ist richtig kalt.“ Es heiße, sich über das Wochenende die Kräfte gut einzuteilen. „Es ist ähnlich wie in Ramsau eine technisch schwierige Strecke“, meinte der dreifache Saisonsieger über die Loipe. „Am letzten Stieg in der letzten Runde geht es meistens zur Sache. Und sprungtechnisch sollte man sich davor so gut wie möglich platzieren.“

Im Vorjahr hat der Doppelweltmeister in den letzten Rennen vor den Olympischen Spielen das Triple fast schon für sich entschieden, er schloss mit drei Podestplätzen und als Gesamtzweiter mit 1,5 Sek. Rückstand hinter Graabak ab. Den aktuell Weltcup-Führenden Jarl Magnus Riiber hat Lamparter schon damals hinter sich gelassen, wie er nun beim Doppel in Klingenthal erstmals im Beisein des Norwegers Weltcup-Siege gefeiert hat. „Das ist richtig cool. Aber ich weiß ganz genau, wenn er in Topform ist, ist er der, der zu schlagen ist. Aber er hat Respekt vor mir, so wie ich vor ihm.“

Die Gefahr der Übermotivation

Offiziell war Riiber in Klingenthal etwas angeschlagen am Start, ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen sah den Norweger aber schon in Topform. „Ich glaube schon, dass er schon wieder voll auf der Höhe war“ sagte der Steirer, der bei allen Triples für die Österreicher verantwortlich war und ebenso noch auf den Heimsieg wartet. „Bei den Triples haben wir uns nie so leicht getan, vor allem weil wir am ersten Tag etwas übermotiviert waren. Der erste Tag ist sehr entscheidend“, sagte der Steirer und meinte, dass da eingehandelte Rückstände schwer aufzuholen sind. „Da hoffe ich, dass wir gescheiter geworden sind.“

Jedenfalls motiviert reist auch Franz-Josef Rehrl an. In Klingenthal positionierte sich der Steirer mit den Rängen zwei und drei als Nummer zwei der ÖSV-Equipe. „Es fühlt sich auf der Schanze sehr einfach an zurzeit, wie in meiner besten Zeit.“ In der Loipe habe er eine gewisse Stabilität gefunden. In Seefeld hat Rehrl 2019 drei WM-Medaillen gewonnen, die Anlage liegt ihm also. Nun traut er sich auch durchaus einen Sieg zu: „Ich glaube, dass ich eine Minute bis 45 Sekunden auf einen Riiber auf der Schanze heraushüpfen muss. Das traue ich mir auch zu.“

Westvold Hansen als große Gejagte

Für die Seefeld-Premiere der Frauen gilt Gyda Westvold Hansen als klare Favoritin. Die Norwegerin hat alle bisherigen fünf von insgesamt elf Saison-Weltcup-Bewerben gewonnen. Die Steirerin Lisa Hirner hat sich im Saisonverlauf als eine ihrer ersten Verfolgerinnen präsentiert, vier Podestränge hat sie eingeheimst. „Das Selbstvertrauen ist definitiv da. Ich habe eine Konstanz, wie ich sie noch nie gehabt habe“, sagte die 19-Jährige und gab sich zuversichtlich. Westvold Hansen sieht sie einigermaßen in Reichweite: „Wenn ich einen coolen Wettkampfsprung abrufen kann, kann ich sie ärgern.“

Die Absamerin Annalena Slamik mit dem Ziel ihres ersten Top-Ten-Platzes im WM-Winter sowie Claudia Purker komplettieren die ÖSV-Frauen-Riege. Eva Hubinger trainiert nach zwei Erkrankungen vor und um den Jahreswechsel zwar wieder, ist aber noch nicht wettkampffit. ÖSV-Coach Bernhard Aicher hat mit seiner Truppe schon in der vergangenen Woche an Ort und Stelle trainiert: „Wir haben gut gearbeitet und Topbedingungen gehabt. Wir sind guter Dinge. Lisa möchte sich weiter etablieren, und wenn alles zusammenläuft, auch noch den letzten Step gehen.“

Kombi-Weltcup in Seefeld, Programm

Freitag:

  • Frauen – Springen (10.45 Uhr), Langlauf 5 km (14.15 Uhr)
  • Männer – Springen (11.45 Uhr), Langlauf 7,5 km (15.00 Uhr)

Samstag:

  • Frauen – Springen (8.45 Uhr), Langlauf 5 km (15.00 Uhr)
  • Männer – Springen (10.15 Uhr), Langlauf 10 km (13.40 Uhr)

Sonntag:

  • Männer – Springen (11.20 Uhr), Langlauf 12,5 km (13.25 Uhr)

(Alle Bewerbe live in ORF1 und im Livestream)

ÖSV-Aufgebot: Lisa Hirner, Annalena Slamik, Claudia Purker bzw. Johannes Lamparter, Franz-Josef Rehrl, Lukas Greiderer, Thomas Rettenegger, Stefan Rettenegger, Martin Fritz, Christian Deutschl, Manuel Einkemmer, Florian Kolb, Fabio Obermeyr, Marc-Luis Rainer

Triple-Reglement:

  • Die Ergebnisse vom Vortag werden insofern mitgenommen, als die Top 15 des Vortags eine fixierte Anzahl von Zusatzpunkten dazu erhalten. Der Erste des Sonntag-Langlaufs ist der Triple-Gewinner.
  • An den ersten beiden Tagen gibt es die Hälfte, am dritten Tag das Doppelte der üblichen Weltcup-Punkte.