Gritsch verbesserte sich am Sonntag im letzten Rennen vor der am 6. Februar beginnenden Weltmeisterschaft in Courchevel und Meribel mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang vom 20. noch auf den sechsten Platz und sorgte damit nach Langem wieder für einen Lichtblick der österreichischen Technikerinnen. Die Tirolerin stellte damit ihr bestes Ergebnis in einem Slalom ein und holte sich damit einen dringend notwendigen Schub für den WM-Slalom, wo Gritsch neben Katharina Liensberger – ihres Zeichens Titelverteidigerin – als gesetzt gilt.
„Bei der WM zählen die ersten drei. Ich sehe mich als Außenseiterin und möchte dort den nächsten Schritt abrufen“, sagte Gritsch und wollte nicht zu weit nach vorn schauen. Das „grüne Licht“ beim Abschwingen sei „megawichtig“, die Zeit im roten Sessel der Führenden „extrem lässig“ gewesen. Stolz verwies die 25-Jährige auf ihre schon dritte Laufbestzeit (jeweils im zweiten Lauf) in dieser Saison. „Meine Formkurve hat heuer immer bergauf gezeigt. Ich habe immer gesagt, ich will das Schritt für Schritt machen“, sagte Gritsch, die auch in der Kombination bei der WM als Fixstarterin gilt.
Kugel statt Rekord für Shiffrin
Beim Damen-Slalom in Spindleruv Mlyn hat Mikaela Shiffrin den Stenmark-Rekord von 86 Weltcup-Siegen verpasst. Mit Platz zwei hinter der Deutschen Lena Dürr sicherte sich die US-Amerikanerin aber die kleine Kirstallkugel.
Liensberger vor WM aus Topgruppe gerutscht
Neben der Tirolerin und Liensberger, die allerdings ihrer Form aktuell weit hinterherfährt, wie Platz 26 am Sonntag zeigte, dürften beim WM-Slalom am 18. Februar auch Katharina Truppe und Katharina Huber an den Start gehen. „Genug zu tun“, sagte Liensberger, die just vor dem WM-Slalom aus der für die Startnummer wichtigen Topgruppe der besten sieben rutschte.
„Ich werde versuchen, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren und die Schritte zu setzen, die notwendig sind“, meinte die Vorarlbergerin. Rennen, um sich vor der WM die augenscheinliche Verunsicherung aus den Knochen zu fahren, gibt es nun keine mehr. Bis zu ihrem ersten WM-Einsatz (Team-Bewerb am 14. Februar?) bleiben zwei Wochen Zeit, um im Training ohne Livio Magoni wieder in die Spur zu finden.
Truppe holt einzigen Saisonpodestplatz
Truppe kämpft zwar aktuell auch mit einem Formtief, holte Ende November mit Platz drei in Killington aber auch den bisher einzigen Podestplatz im Slalom. „Man muss jetzt kurz überlegen, was der richtige Weg ist. Ob noch mehr Training hilft oder einfach kurz abschalten. Im Moment ist der Kopf einfach voll“, sagte die Kärntnerin. Huber gab mit einem elften Platz im zweiten Slalom von Spindleruv Mlyn ein Lebenszeichen.
„Den Slalom aufzustellen ist kein großes Kunststück“, sagte Thomas Trinker, der Frauen-Rennsportler im ÖSV. Der Verantwortliche könnte dank des Fixplatzes von Liensberger sogar fünf Tickets für den WM-Slalom vergeben. Angesichts der Saisonergebnisse ist allerdings nur das Quartett Liensberger, Truppe, Gritsch und Huber wahrscheinlich. Sollte die interne ÖSV-Quote der Startplätze allerdings am Montag deutlich zugunsten der Männer ausfallen, scheint sogar nur ein Slalom-Trio möglich.
Shiffrin nimmt zu viel Risiko
So oder so wäre eine österreichische Slalom-Medaille bei den Damen angesichts der bisherigen Saison eine Sensation. Die Podestplätze dürften für andere reserviert sein – allen voran Shiffrin. Der US-Star reist allerdings mit einem minimalen Dämpfer zur WM nach Frankreich. Denn im zweiten Slalom in Tschechien war alles angerichtet für den 86. Sieg und damit die Egalisierung der Allzeitbestmarke von Stenmark. Doch Shiffrin brachte einen Tag nach ihrem souveränen Erfolg im ersten Rennen diesmal 67 Hundertstel Vorsprung auf die Deutsche Dürr nicht erfolgreich ins Ziel.

„Ich wusste, dass ich den Vorsprung noch verspielen kann. Ich musste Risiko nehmen“, sagte Shiffrin, die in der Entscheidung ungewohnt fehlerhaft durch die Stangen kurvte. Damit wurde die Rekordjagd der 27-Jährigen bis auf die Rennen nach der WM unterbrochen. Dass Shiffrin die schwedische Legende ein- bzw. überholt, ist allerdings nur eine Frage der Zeit. Nach der WM stehen noch elf Rennen auf dem Programm, darunter je zwei Slaloms und Riesentorläufe, in denen Shiffrin heuer mit insgesamt elf Erfolgen den Ton angab.
Vorerst versucht Shiffrin Stenmarks Bestmarke auszublenden, um bei der WM ihrer Favoritenrolle auch gerecht zu werden. „Ich versuche, mich auf die einfachen Dinge zu konzentrieren, an das Skifahren zu denken“, hatte Shiffrin nach Lauf eins gesagt, „es gibt so viel, was noch passieren kann, ich bin nicht wirklich auf den Rekord fokussiert.“ Eine Bestmarke stellte die 27-Jährige in Tschechien trotz des zweiten Platzes ein. Zum siebenten Mal holte sich Shiffrin die kleine Kristallkugel für die Slalom-Wertung – und ist damit auch in dieser Kategorie die erfolgreichste Läuferin aller Zeiten.