Jalen Hurts
Reuters/USA Today Sports/Bill Streicher
NFL

Eagles und Chiefs kämpfen um Krone

Die 57. Ausgabe der Super Bowl der National Football League (NFL) am 12. Februar in Glendale im US-Bundesstaat Arizona wird zum Showdown zwischen den beiden nach dem Grunddurchgang topgesetzten Teams. Die Philadelphia Eagles und die Kansas City Chiefs lösten am Sonntag (Ortszeit) das Ticket für das Endspiel. Während die Eagles den San Francisco 49ers mit 31:7 keine Chance ließen, entschieden die Chiefs das Duell mit den Cincinnati Bengals erst in letzter Sekunde mit 23:20 für sich.

Beide Teams stehen zwar nicht zum ersten Mal in der Super Bowl, dennoch ist das Duell zwischen Philadelphia und Kansas City um die Krone der NFL eine Premiere. Mit den Eagles und Chiefs qualifizierten sich die jeweils besten Teams der Regular Season für das Finale. Sowohl Philadelphia als auch Kansas City beendeten den Grunddurchgang mit einer Bilanz von 14 Siegen und nur drei Niederlagen. Beide Teams stiegen daher auch erst in der zweiten Play-off-Runde ein.

Während sich die Eagles zum vierten Mal das Ticket der National Football Conference (NFC) sicherten, stehen die Chiefs zum fünften Mal als Vertreter der American Football Conference (AFC) im Endspiel. Für Philadelphia ist es allerdings der erste Trip zur Super Bowl seit der Saison 2017/18, als man zum bisher einzigen Mal in der Super-Bowl-Ära den Titel holte. Die Chiefs qualifizierten sich hingegen zum dritten Mal in den vergangenen fünf Jahren für das Finale, das man in der Saison 2019/20 zum zweiten Mal in der Clubgeschichte gewinnen konnte. Ein Jahr später zog Kansas City gegen die Tampa Bay Buccaneers den Kürzeren.

Miles Sanders
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Miles Sanders (Nr. 26) trug mit zwei Touchdown-Läufen entscheidend zum klaren Sieg Philadelphias bei

Cincinnati holt neuerlich Rückstand auf

Im Championship Game der AFC ging es bei der Neuauflage des letztjährigen Semifinales zwischen Chiefs und Bengals deutlich enger zu als in Philadelphia. Getragen von einer starken Defensive, die Bengals-Quarterback Joe Burrow gleich im ersten Viertel nicht nur viermal zu Boden riss, sondern auch einen Pass abfing, dominierten Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs in ihrem fünften AFC Championship Game in Folge wie schon im Vorjahr in der ersten Hälfte das Geschehen. Trotzdem gelang den Chiefs nur ein Touchdown in Form eines Passes von Mahomes auf Travis Kelce. Harrison Butker steuerte zwei Fieldgoals zur Führung bei.

Cincinnati, das im Vorjahr in der Super Bowl den Los Angeles Rams unterlegen war, blieb seinerseits dank Kicker Evan McPherson nach zwei Vierteln in Schlagdistanz. Keine schlechte Ausgangsposition für die Gäste, denn im Vorjahr hatten die Bengals sogar einen 10:21-Pausenrückstand aufgeholt. Auch heuer war der Polster der Chiefs relativ bald nach Wiederbeginn schon wieder futsch. Burrow setzte mit einem präzisen Pass Tee Higgins in Szene, und der fing den Ball spektakulär aus großer Höhe zum Ausgleich.

Auf und Ab in zweiter Hälfte

Mit der sehenswerten Kombination der Bengals nahm die Partie deutlich Fahrt auf, auch weil das berühmte Momentum nur kurz in Richtung der Gäste umschlug. Denn obwohl sich bei Chiefs-Superstar Mahomes seine im Spiel gegen Jacksonville vor einer Woche erlittene Knöchelverletzung zunehmend bemerkbar machte, führte der 27-Jährige seine Chiefs unmittelbar nach dem Ausgleich wieder einmal über das Feld und schloss die Angriffsserie mit einem Touchdown-Pass auf Marquez Valdes-Scantling zum 20:13 ab.

Noch bevor das letzte Mal die Seiten gewechselt wurde, war Mahomes aber wieder der Buhmann, nachdem ihm beim Passversuch der Ball aus der Hand geglitten war und sich Bengals-Verteidiger Sam Hubbard darauf geworfen hatte. Samaje Perine sagte Danke und eröffnete das Schlussviertel mit dem neuerlichen Ausgleich. Anders als im Vorjahr hatten aber diesmal die Kansas City Chiefs das bessere Ende für sich, denn Butker verwertete nach einem aufreibenden Schlussviertel drei Sekunden vor Schluss das entscheidende Fieldgoal für die Chiefs.

Kansas City Chiefs Spieler jubeln
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Harrison Butker (2. v. l.) fixierte mit seinem Fieldgoal drei Sekunden vor Schluss den Sieg für die Chiefs

Während in einem aufreibenden Schlussviertel Bengals-Spielmacher Burrow mit seiner zweiten Interception eine aussichtsreiche Angriffsserie zunichte machte, zeigte Mahomes im letzten Anlauf, die Partie in der regulären Spielzeit zu entscheiden, seine Superstar-Qualitäten. Der 27-Jährige erlief trotz des lädierten Knöchels nicht nur das entscheidende First Down, sondern zog auch eine 15-Yards-Strafe von Joseph Ossai, die Butker erst die Möglichkeit zum Fieldgoal gab. Der Chiefs-Kicker bescherte Mahomes damit im vierten Anlauf den ersten Sieg gegen Joe Burrow und seine Bengals.

Verletzungsteufel hilft Philadelphia

In Philadelphia waren drei Faktoren dafür verantwortlich, dass die Eagles zum vierten Mal in ihrer Geschichte in einer Super Bowl auftreten: ein effektives Laufspiel, eine aggressive Verteidigung und Verletzungspech des Gegners. Das Laufspiel, weil die Eagles dank zweimal Miles Sanders sowie Boston Scott und Quarterback Jalen Hurts alle Touchdowns erliefen. Die Verteidigung, weil San Francisco bis auf einen spektakulären Touchdownlauf von Christian McCaffrey im zweiten Viertel abgemeldet war und die Defensive zudem insgesamt drei Ballverluste der Gäste erzwang.

Entscheidend war aber letztlich, dass bei den 49ers der Verletzungsteufel auf der Quarterback-Position im ungünstigsten Moment erneut eiskalt zuschlug. Beim Versuch, den ersten Touchdown von Sanders zu kontern, fiel Shootingstar Brock Purdy – der selbst nur aufgrund der schweren Verletzungen von Trey Lance und Jimmy Garopplo zum Zug kam – der aggressiven Verteidigung der Gastgeber zum Opfer. Haason Reddick traf beim erst sechsten Spielzug San Franciscos den Arm des 23-Jährigen derart unglücklich, dass dieser nicht nur den Ball verlor, sondern sich dabei auch eine Blessur am Ellbogen einfing.

Haason Reddick und Brock Purdy
AP/Seth Wenig
Die vorentscheidende Szene: Reddick (r.) stoppt Purdys Wurfarm und „beleidigt“ dabei dessen Ellbogen

Purdy versuchte zwar seinen Wurfarm wieder in Gang zu bringen, konnte aber trotz aller Versuche vorerst nicht weiterspielen. Der 36-jährige Josh Johnson musste übernehmen – und leitete mit einem Ballverlust kurz vor der Pause Scotts Touchdown zum 21:7 ein. Mehr noch: Kurz nach Wiederbeginn musste auch Johnson mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Feld, nachdem ihn Eagles-Verteidiger Ndamukong Suh gefällt hatte.

Aus Mangel an Alternativen kam Purdy zurück, doch der im Draft als Letzter gezogene „Mr. Irrelevant“ war sichtlich gehandicapt. Philadelphia nutzte den Umstand, dass San Francisco auf das Laufspiel beschränkt war, eiskalt aus und spielte die Partie nach Hause.

Hurts und Co. souverän

Bei den Eagles konnte sich dank der starken Defensive Jungstar Hurts nobel zurückhalten. Der 24-Jährige brachte 15 seiner 25 Pässe für überschaubare 121 Yards Raumgewinn an den Mann. Dazu wuchtete sich Hurts nicht nur aus einem Yard Entfernung in die Endzone, sondern erlief gegen die statistisch beste Verteidigung der Liga auch 39 der insgesamt 148 Rushing-Yards der Eagles. „Hier geht es nicht um mich“, wollte Hurts nach dem Spiel aber kein Lob, sondern blickte bereits voraus: „Wir haben noch ein weiteres (Spiel, Anm.) offen.“

Philadelphia steht zum vierten Mal in einer Super Bowl. Bisher stehen ein Sieg und zwei Niederlagen im Endspiel zu Buche. Für Philadelphia ist der Einzug der Eagles die zweite Finalteilnahme eines ihrer Teams innerhalb eines Jahres. Vergangenen Herbst standen die Baseballer der Philadelphia Phillies in der World Series, scheiterten dort allerdings an den Houston Astros. Die 49ers, die mit zwölf Siegen hinereinander nach Philadelphia gereist waren, verpassten hingegen so wie im Vorjahr gegen den späteren Meister LA Rams den Aufstieg.

National Football League

Super Bowl LVII in Glendale/Arizona:
Kansas City Chiefs Philadelphia Eagles 38:35
Conference Championships:
Philadelphia Eagles San Francisco 49ers 31:7
Kansas City Chiefs Cincinnati Bengals 23:20
Divisional Round:
Kansas City Chiefs Jacksonville Jaguars 27:20
Philadelphia Eagles New York Giants 38:7
Buffalo Bills Cincinnati Bengals 10:27
San Francisco 49ers Dallas Cowboys 19:12
Wildcard-Weekend:
San Francisco 49ers Seattle Seahawks 41:23
Jacksonville Jaguars Los Angeles Chargers 31:30
Buffalo Bills Miami Dolphins 34:31
Minnesota Vikings New York Giants 24:31
Cincinnati Bengals Baltimore Ravens 24:17
Tampa Bay Buccaneers Dallas Cowboys 14:31