Katharina Liensberger beim Skifahren
APA/AFP/Marco Bertorello
Ski alpin

ÖSV-Damen bei WM in Außenseiterrolle

Vor zwei Jahren haben Österreichs Skidamen bei der WM drei Medaillen geholt. Die ganze Ausbeute in Cortina d’Ampezzo ging mit zweimal Gold (Slalom, Parallel) und einmal Bronze (RTL) auf das Konto von Katharina Liensberger. Die 25-jährige Vorarlbergerin befindet sich allerdings in einer veritablen Formkrise. Überhaupt sind die Vorzeichen im Lager der ÖSV-Damen für die am 6. Februar beginnenden Titelkämpfe in Courchevel/Meribel nicht unbedingt die besten. Schließlich gab es in der bisherigen Saison keinen einzigen Sieg.

Von mannschaftlicher Geschlossenheit kann bei den ÖSV-Damen keine Rede sein. Viel eher musste sich die Mannschaft von Chefcoach Thomas Trinker aufgrund schwacher Ergebnisse mit interner und externer Kritik auseinandersetzen. Von den 84 möglichen Podestplätzen in dieser Saison gingen nämlich nur fünf an Österreicherinnen. Drei davon holte alleine Speed-Spezialistin Cornelia Hütter. Weitere zwölf Platzierungen gab es in den Top Sechs. Unter dem Strich können die ÖSV-Damen daher bei der Jagd nach Edelmetall nur überraschen.

Die besten Chancen, eine medaillenlose WM wie 2019 in Aare zu vermeiden, haben die Österreicherinnen in den Speed-Disziplinen. In Abfahrt und Super-G sind sie mannschaftlich am breitesten aufgestellt und haben mit Hütter eine Topfahrerin, die jederzeit für ein Podest gut ist. Die 30-jährige Steirerin belegte in den Super-Gs in Lake Louise und zuletzt in Cortina d’Ampezzo zweimal den zweiten Platz. In Kanada fehlten Hütter nur zwei Hundertstelsekunden auf die Schweizer Siegerin Corinne Suter, in Italien waren es drei Zehntel auf die Norwegerin Ragnhild Mowinckel.

Cornelia Hütter beim Skifahren
GEPA/Harald Steiner
Wenn Cornelia Hütter ein Lauf gelingt, ist sie eine Kandidatin für eine WM-Medaille in Frankreich

Podestpotenzial in Speed-Bewerben

Im Super-G schnupperten in dieser Saison schon weitere Österreicherinnen an einem Podestplatz. So belegte etwa Mirjam Puchner in Lake Louise den vierten Rang. Tamara Tippler und Ramona Siebenhofer holten bei den Heimrennen in St. Anton jeweils einen fünften Rang. Das Feld der Anwärterinnen auf eine Super-G-Medaille ist allerdings groß. In fünf Rennen gab es fünf verschiedene Siegerinnen, insgesamt standen zehn verschiedene Läuferinnen auf dem Podest.

Wie im Super-G haben die ÖSV-Damen auch in der Abfahrt keine echte Medaillenbank in ihren Reihen, aber mehrere Läuferinnen, die das Potenzial für Edelmetall haben. Hütter fuhr in Lake Louise auf Platz drei, 0,06 Sekunden hinter der vierfachen Saisonsiegerin Sofia Goggia. Nina Ortlieb holte dort einen Tag später ebenfalls hinter der Italienerin Rang zwei. Die Vorarlbergerin hat auch noch zwei sechste Ränge zu Buche stehen. Puchner war in Lake Louise als Vierte und Fünfte knapp am Stockerl dran. Tippler fuhr in der ersten Cortina-Abfahrt auf Rang sechs.

In der Technik hängen die Trauben hoch

In den technischen Disziplinen hängen die Trauben für die ÖSV-Damen wesentlich höher. Rang drei von Katharina Truppe beim Slalom in Killington war schon das Highlight in dieser Saison. Die 27-jährige Kärntnerin konnte diesen Erfolg allerdings nicht mehr bestätigen und schaffte es danach nicht mehr in die Top Ten. Für Titelverteidigerin Liensberger war Platz sechs in Flachau die beste Saisonplatzierung – allerdings mit fast drei Sekunden Rückstand.

Am konstantesten präsentierte sich zuletzt Franziska Gritsch. Die 25-jährige Tirolerin holte in dieser Saison schon die Ränge acht (Killington), sieben (Zagreb), neun und sechs (beide in Spindleruv Mlyn). Im zweiten Rennen in Tschechien verbuchte Gritsch im zweiten Durchgang sogar Laufbestzeit. Angesichts der starken Konkurrenz um Mikaela Shiffrin müssen einer ÖSV-Dame für den Sprung auf das Podest wohl nicht nur zwei Traumläufe gelingen, auch der Rennverlauf wird Überraschungen bieten müssen.

Franziska Gritsch beim Skifahren
GEPA/Mathias Mandl
Franziska Gritsch brachte sich beim zweiten Slalom in Spindleruv Mlyn mit Platz sechs für die WM in Stellung

RTL-Medaille wäre Sensation

Im Riesentorlauf zählen die Österreicherinnen unterdessen wohl nicht einmal zum erweiterten Kreis der Podestanwärterinnen. Platz fünf von Liensberger in Killington und Rang acht von Ricarda Haaser im zweiten Semmering-RTL waren die einzige Top-Ten-Platzierung in dieser Saison. Liensberger verlor in dieser Saison allerdings völlig den RTL-Faden, in Kranjska Gora und auf dem Kronplatz konnte sich die WM-Dritte von 2021 nicht einmal für den zweiten Durchgang qualifizieren. Beste ÖSV-Dame im RTL war zuletzt Julia Scheib mit den Rängen 13, zwölf und elf.

Die Chancen in der Kombination sind schwer einzuschätzen, da in dieser Saison kein Bewerb stattfand. Mit Shiffrin, Michelle Gisin und Petra Vlhova gibt es drei Favoritinnen auf die Podestränge. Aus österreichischer Sicht könnte Siebenhofer reüssieren. Die 31-Jährige hatte vor vier Jahren in Aare Kombi-Bronze nur um 0,04 Sekunden verpasst, 2021 wurde sie Fünfte. Im Parallelbewerb wurde in dieser Saison aufgrund der Absage in Lech/Zürs noch kein Rennen ausgetragen. 2021 hatte Liensberger ex aequo mit der Italienerin Marta Bassino gewonnen.