ÖFB-Cup

Sturm beendet Salzburgs Erfolgslauf

Zumindest im ÖFB Uniqa Cup ist Serienmeister Red Bull Salzburg entthront. In einem würdigen Viertelfinale der aktuell besten österreichischen Clubs mussten sich die „Bullen“ am Freitagabend Puntigamer Sturm Graz nach einem 1:1 nach Verlängerung mit 4:5 im Elfmeterschießen geschlagen geben. Für die erfolgsverwöhnten Salzburger war es die erste Niederlage im Cup seit 9. Mai 2018 bzw. 27 Spielen. Damals gewann Sturm das Finale.

Jusuf Gazibegovic (37.) brachte die Gäste verdient in Führung. Neo-Goalie Arthur Okonkwo gewährte Amar Dedic mit einem Patzer aber die Gnade des Ausgleichs (76.) und damit der Verlängerung, in der die Salzburger ihre Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte aber nicht belohnen konnten.

Die Entscheidung fiel schließlich im Elferschießen, wo Maurits Kjaergaard und Nicolas Capaldo mit ihren Fehlversuchen das Aus besiegelten. Salzburg ist damit bereits vier Pflichtspiele en suite ohne Sieg gegen Sturm.

Sturm erwischt besseren Start

Die Grazer starteten vor 9.263 Zuschauern, davon 1.600 im Sturm-Sektor, sichtlich motiviert, zeigten deutlich das von Trainer Christian Ilzer im Vorfeld geforderte Selbstbewusstsein und waren in den ersten zwölf Minuten das klar bessere Team. Durch einen Volley von Alexander Prass knapp drüber (10.) verzeichneten die „Blackys“ da auch schon eine gute Möglichkeit.

Die Hausherren hatten da auch etwas Glück, dass ein Rempler von Oumar Solet am ständigen Unruheherd Emanuel Emegha im Strafraum keine Konsequenzen hatte (5.). Sie fanden danach besser ins Spiel, auch wenn der intensive, bissige Stil der Grazer die Entfaltungsmöglichkeiten sichtlich einengte.

Chancen hatte die Elf von Matthias Jaissle jedenfalls: Ein Volley von Noah Okafor nach schönem Zuspiel durch seinen erstmals in dieser Saison von Beginn an agierenden Sturmpartner Sekou Koita ging knapp über das Tor (13.), später schlenzte der Schweizer einen Ball am langen Eck vorbei (24.).

Gazibegovic bringt Gäste in Führung

Nach einer halben Stunde beruhigte sich das Geschehen etwas, genau in diese Phase fiel Sturms Führungstreffer: Tomi Horvat legte am Sechzehner auf Gazibegovic ab, der ließ Okafor aussteigen und hatte schließlich auch Glück, dass Strahinja Pavlovic den Schuss unhaltbar für Philipp Köhn abfälschte. Kurz vor der Pause blieb dem vermeintlichen Ausgleich durch Luka Sucic nach Videostudium durch Schiedsrichter Julian Weinberger die Anerkennung verwehrt, weil Kjaergaard den Ballgewinn gegen Gazibegovic mit einem Foul eingeleitet hatte (44.).

Gazibegovic schießt Sturm in Führung

Sturm Graz geht in der 37. Minute mit 1:0 in Führung. Jusuf Gazibegovic zieht aus der Distanz ab, sein Schuss wird noch abgefälscht und landet in den Maschen.

Salzburg kam deutlich aggressiver aus der Kabine, Sturm hatte plötzlich Probleme, in Ballbesitz zu bleiben. Okafor zwang den bis dahin kaum beschäftigen Okonkwo mit einem satten Schuss zur ersten echten Parade (55.), wenig später köpfelte Sucic aus guter Position daneben (58.). Auch danach hatte man das Heft in der Hand. Sturm tauchte nur noch ganz selten vorne auf: Emegha konnte die gute Möglichkeit aufs 2:0 aber nicht nützen, traf allein vor Köhn das Außennetz (68.), danach scheiterte er wieder solo mit einem zu direkten Schuss auf den Schlussmann (73.).

Dedic rettet Salzburg vorerst vor Niederlage

Weil Salzburg große Offensivaktionen mit Fortdauer vermissen ließ, schien man schon auf die Niederlage zuzusteuern. Dann aber kam Okonkwo ins Spiel, der einen haltbaren Flachschuss von Dedic aus rund 20 Metern nicht bändigen konnte.

Dedic gleicht für Salzburg aus

Amar Dedic gleicht mit einem haltbaren Weitschuss in der 76. Minute aus und rettet Salzburg damit in die Verlängerung.

Die Arsenal-Leihe fachte mit dem Patzer noch einmal die Salzburger Bemühungen an, stand danach bei einem Kjaergaard-Schuss aus Kurzdistanz aber gut (82.). Sturm rettete sich schließlich trotz sechsminütiger Nachspielzeit in die Verlängerung.

Diese brachte – weiter bei starkem Regen – kaum Nennenswertes mehr, ein Köpfler von David Schnegg knapp am langen Eck des Salzburger Tors vorbei (116.) war die Topchance.

Wende im Elferschießen

Im Elferschießen scheiterte erst Sturms Manprit Sarkaria an Köhn, beim Stand von 3:3 machte es aber Kjaergaard mit einem schwachen Versuch gegen Okonkwo wieder spannend. Zum großen Unglücksraben wurde beim sechsten Versuch Capaldo, der den Ball in die Wolken und sein Team aus dem Bewerb schickte.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Die Enttäuschung ist riesengroß, die Köpfe der Spieler in der Kabine hängen. Aber wir müssen den Blick nach vorne richten. Es gab genug Schlüsselmomente, vor allem im Strafraum. Wir haben es verabsäumt, aufgrund unserer Chancen innerhalb der 90 Minuten den Sack zuzumachen. Elferschießen ist ein bisschen Glück. In der ersten Hälfte waren wir nicht bei 100 Prozent, wir konnten aber dann den Schalter umlegen. Unsere Dominanz war spürbar, nur hätten wir dann den Sack zumachen müssen.“

Nicolas Seiwald (Salzburg-Kapitän): „Das ist sehr bitter. Wir haben gewusst, dass Sturm hochmotiviert herkommt, dass sie uns anpressen, war klar. Die erste Hälfte war relativ ausgeglichen, aber dann haben wir das Spiel schon übernommen, wir hätten es schon in der regulären Spielzeit bzw. in der Verlängerung entscheiden müssen. Elfmeterschießen ist immer so eine Sache.“

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Wenn ein Spiel nach 120 Minuten so endet, ist das ein fantastischer Moment, fast unglaublich. Die Jungs feiern jetzt ordentlich in der Kabine. Das ist ein Moment, den sie genießen sollen. Es war ein harter, ausgeglichener Fight. In der ersten Hälfte haben wir eine extreme Intensität gehabt, hätten einen Elfer bekommen müssen. Da war ich topzufrieden. In der zweiten Hälfte war Salzburg das bessere Team, wir hatten Probleme, konnten uns fast nicht befreien. Mit dem Wechseln haben wir das Spiel offen gehalten, Salzburg hat aber verdient den Ausgleich gemacht. Elferschießen ist Kopfsache und Glück, aber dieses Glück haben wir uns hart erarbeitet.“

Gregory Wüthrich (Sturm-Verteidiger): „Es ist schwer zu beschreiben. Wir sind überglücklich.“

ÖFB-Cup, Viertelfinale

Freitag:

Salzburg – Sturm Graz 1:1 (1:1 / 0:1) n. V., 4:5 i. E.

Wals-Siezenheim, Red-Bull-Arena, 9.263, SR Weinberger

Tore:
0:1 Gazibegovic (37.)
1:1 Dedic (76.)

Elfmeterschießen:
0:0 – Sarkaria scheitert an Köhn
1:0 – Okafor trifft
1:1 – Ljubic trifft
2:1 – Adamu trifft
2:2 – Schnegg trifft
3:2 – Sesko trifft
3:3 – Teixeira trifft
3:3 – Kjaergaard scheitert an Okonkwo
3:4 – Dante trifft
4:4 – Solet trifft
4:5 – Wüthrich trifft
4:5 – Capaldo schießt über das Tor

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Bernardo (82./Ulmer) – Gourna-Douath (61./Capaldo) – Seiwald, Sucic (115./Sesko), Kjaergaard – Koita (61./Fernando/100./Adamu), Okafor

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Wüthrich, Borkovic (73./Geyrhofer), Dante – Gorenc-Stankovic – T. Horvat (64./Ljubic), Kiteishvili (86./Teixeira), Prass (98./Schnegg) – Ajeti (64./Sarkaria), Emegha (99./Fuseini)

Gelbe Karten: Capaldo, Dedic, Solet, Jaissle (Trainer) bzw. Gorenc-Stankovic

Die Besten: Okafor, Sucic, Dedic bzw. Wüthrich, Gorenc-Stankovic, Emegha