Franziska Gritsch (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Ski-WM

Gritsch startet als heißeste Kombi-Aktie

Am Montag sind Courchevel und Meribel der Nabel der alpinen Skiwelt. Mit der alpinen Kombination der Damen (11.00 Super-G und 14.30 Slalom, live in ORF1, Übertragungsbeginn 10.15 bzw. 14.05 Uhr) beginnt die 47. WM der Geschichte. Franziska Gritsch, Ricarda Haaser, Ramona Siebenhofer und etwas überraschend auch Speed-Spezialistin Cornelia Hütter bilden Österreichs Quartett. Die besten Karten des als Außenseiter antretenden ÖSV-Aufgebots hat von der Papierform her Gritsch, die vor allem im Slalom zuletzt aufzeigte.

Bei der WM in den französischen Alpen wird die Kombination, die in der jüngeren Vergangenheit immer wieder als Auslaufmodell abqualifiziert wurde, wieder als Zweikampf aus Super-G und Slalom ausgetragen. Auf Weltcup-Ebene steht heuer kein einziges Rennen in dieser Disziplin im Kalender, bei den Frauen ist es überhaupt das dritte Jahr in Folge ohne Kombi.

Aus ÖSV-Sicht ist die Kombination allerdings ein im Medaillenspiegel gern gesehener WM-Bewerb. Alleine bei den Frauen gab es in der Geschichte siebenmal Gold – zuletzt 2011 in Garmisch-Partenkirchen durch Anna Fenninger (heute Veith) – dazu zwölfmal Silber und 16-mal Bronze. Allerdings gingen die Österreicherinnen bei den jüngsten zwei Weltmeisterschaften leer aus.

Auftakt mit Damen-Kombi

Die Ski-WM in Courchevel und Meribel ist am Sonntag feierlich eröffnet worden. Den Auftakt macht am Montag die Kombination der Damen. Topfavoritin ist Mikaela Shiffrin, die Österreicherinnen müssen sich mit der Außenseiterrolle begnügen.

„Wir gehören nicht zu den Favoriten, aber wir sind bereit für Überraschungen“, meinte Thomas Trinker, der ÖSV-Rennsportleiter Frauen. Er hält ein Top-Fünf-Ergebnis bei entsprechendem Spielfilm – am ehesten für Technikerin Gritsch – für möglich. Die Favoritinnen seien Mikaela Shiffrin, die Schweizerinnen Wendy Holdener und Michelle Gisin sowie die Italienerinnen um Federica Brignone und Marta Bassino.

Aufwärtstrend bei Gritsch

Von den jüngsten Saisonergebnissen hat aus dem österreichischen Quartett Gritsch die besten Karten auf eine Kombi-Überraschungen. Die Tirolerin fuhr bei den jüngsten vier Slaloms mit Laufbestzeiten dreimal in die Top Ten. Trotzdem bezeichnete die 25-Jährige ihre Chancen angesichts der Konkurrenz als „megagering. Shiffrin, Holdener, (Petra, Anm.) Vlhova, Brignone und wie sie alle heißen, sind eine Bank. Da müssen erst ein paar ausfallen.“

Um am Montag ganz vorne mitmischen zu können, habe sie zu wenige Tage Super-G-Training in den Beinen, meinte die Ötztalerin, der grundsätzlich auch das schnelle Metier nicht fremd ist. Trotzdem gibt Gritschs Saisonverlauf Hoffnung. Ihr Selbstvertrauen wuchs, während andere allmählich alles infrage stellen. „Mir ist es in den letzten Rennen gut gelungen, aber es gibt immer wieder Durchgänge, wo es daneben geht. Deswegen ist es schwer für mich zu sagen, dass es richtig bergauf geht“, sagte Gritsch.

Für ihre Trainer ist der Aufwärtstrend aber trotz der noch fehlenden Konstanz offensichtlich. „Die Gritsch Franzi ist am Weg nach vorne und wird von Rennen zu Rennen stärker“, sagte daher auch Trinker. Gritsch müsse zwei Läufe zeigen wie zuletzt in Spindleruv Mlyn, „dann kann sie überraschen“, sagte Alpin-Chef Herbert Mandl. „Super-G ist sie heuer nicht so viel gefahren, aber sie kann das, das hat sie im Europacup gezeigt.“

Hütter nutzt Kombi zur Fahrpraxis

Während Gritsch im Super-G vor allem ihre Ausgangslage für den Slalom verbessern kann, müssen Siebenhofer, Haaser und Überraschungsstarterin Hütter im schnellen Teil der Kombi der Konkurrenz einiges vorlegen, um im Slalom überhaupt von einem Platz in der Sonne träumen zu können. Hütter hatte sich laut eigener Einschätzung rund um ihren letzten Kombi-Auftritt im Dezember 2016 in Val d’Isere im Renntempo durch die Kippstangen bewegt.

Training sei prinzipiell schon geplant gewesen, doch wenige Tage vor der WM sei sie mit Schüttelfrost aufgewacht, so Hütter. „Ich habe gar nicht mehr gewusst, wo vorne und hinten ist, weil ich so viel Fieber gehabt habe ein paar Tage.“ Erst am Sonntag war wieder erste Bewegungstherapie möglich, das Montag-Rennen nimmt sie trotzdem mit.

Cornelia Huetter (AUT), 2016
GEPA/Andreas Pranter
Der letzte Kombi-Slalom von Hütter ist bereits acht Jahre her, trotzdem greift die Steirerin am Montag an

„Es ist jede Fahrt da wichtig. Ich war 2015 beim Finale das letzte Mal da, aber ich habe mich nicht mehr wirklich daran erinnern können“, sagte Hütter, die vor allem in Abfahrt und Super-G zu den heißesten Aktien aus österreichischer Sicht gilt. Sie nehme die Kombi „wie jedes andere Rennen“ an, betonte Hütter und erzählte kurz darauf, dass ihr Servicemann kurzerhand noch Slalom-Skier für sie organisieren musste.

Siebenhofers WM-Fluch

Siebenhofer, im Weltcup in den Speed-Disziplinen sowie im Riesentorlauf unterwegs, hat durchaus ansprechend bei Großereignissen abgeschnitten, auf das Podest hat sie sich aber noch nicht kombiniert. Besonders bitter war für die Steirerin die WM 2019 in Aare. Damals fehlten Siebenhofer nach einem starken Slalom nur läppische vier Hundertstelsekunden auf Bronze.

Ramona Siebenhofer, Franziska Gritsch, Cornelia Huetter und Ricarda Haaser
GEPA/Mathias Mandl
Siebenhofer, Gritsch, Hütter und Haaser (v. l.) halten im ersten WM-Bewerb die rot-weiß-rote Fahne hoch

Auch für die 31-Jährige ist der Kombi-Start am Montag vor allem ein „Herantasten“ an den Spezial-Super-G, wobei immer „viel passieren“ könne. „Das hat man in Aare gesehen. Ich war schon einmal als Vierte ganz knapp dabei, wo zwei Favoritinnen ausgelassen haben“, sagte Siebenhofer. Der Slalom-Hang sei diesmal aber steil, „für eine Abfahrerin doch von der Neigung her eher schwierig zu bewerkstelligen“.

Zum letzten Mal WM-Bewerb?

Die in Meribel ausgetragene Kombination könnte die letzte der WM-Geschichte sein. Obwohl die öffentliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Kombination zuletzt beinahe eingeschlafen ist, scheint es, als ließen die höchsten Skigremien die ehemalige Königsdisziplin friedlich einschlafen. Die Zeichen deuteten zuletzt jedenfalls darauf hin. Bei der nächsten WM in zwei Jahren in Saalbach-Hinterglemm und Olympia im Mailand 2026 dürfte der Wettbewerb nicht mehr ausgetragen werden. Der endgültige Beschluss könnte bereits Ende Mai beim Kongress des Internationalen Skiverbands (FIS) gefasst werden.

Es gibt einige gute Gründe für das Aus der Kombination. Das wohl schlagkräftigste liefern die Protagonisten selbst: Die für die Kombi notwendigen Allrounder gibt es nicht mehr, die Gattung der Skiuniversalisten ist bis auf ein paar Ausnahmen ausgestorben. Die Profis setzen lieber auf Spezialistentum. Solange nichts fix ist, mag Siebenhofer an ein Kombi-Ende noch nicht recht glauben. „Ich weiß nicht, ob es irgendwann doch wieder einmal eine Kombi gibt. Ich habe letztes Jahr bei Olympia schon geglaubt, das ist die letzte, die ich fahren werde. Jetzt stehen wir wieder da“, sagte die Steirerin.