Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer und Dominic Thiem
GEPA/Matic Klansek
Davis-Cup

Österreich muss weiter pendeln

Der zweite Einzug in die Finalphase der Weltgruppe des Davis-Cups ist Österreich mit dem 1:3 gegen Kroatien in Rijeka verwehrt geblieben. Das ÖTV-Team bleibt wie schon seit Jahrzehnten eine „Pendlernation“ zwischen den Leistungsstufen. Nun heißt es, am Donnerstag darauf zu hoffen, dass die Auslosung einen nicht zu schweren Gegner und Heimvorteil bringt. Im September soll die Qualifikationsrunde 2024 angepeilt werden.

Wenn das Davis-Cup-Format, das erst vor wenigen Jahren komplett umgekrempelt wurde, dann überhaupt noch dasselbe ist. Denn nach dem Platzen des Deals mit der Investmentgruppe Kosmos könnte der Internationale Tennisverband (ITF) wieder größere Änderungen vornehmen.

Wie auch immer es weitergeht, Österreichs Platz unter den großen Tennisnationen ist jedenfalls nicht von Bestand. Seit dem erstmaligen Aufstieg 1988 in die Weltgruppe gab es nur wenige Ausreißer, allen voran das Halbfinale 1990. Zuletzt stand Österreich 2012 unter den besten acht Nationen.

Davis-Cup: Österreich scheitert an Kroatien

Österreich ist im Davis-Cup-Duell mit Kroatien gescheitert. Nach der 2:0-Führung der Gastgeber nach dem ersten Tag verkürzten Alexander Erler und Lucas Miedler am Sonntag im Doppel gegen Ivan Dodig und Nikola Mektic auf 1:2. Doch Dominic Thiem konnte im Duell der Nummer-eins-Spieler gegen Borna Coric nur im ersten Satz mithalten.

„Es muss halt einfach alles passen“

„Pendelnation“ ist daher für den ehemaligen Weltklassespieler und jetzigen Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer kein neuer Ausdruck. „Das kennen wir natürlich. Die Tatsachen sprechen dafür. Wir haben damals Russland geschlagen, waren im Viertelfinale, seitdem ist uns in der Weltgruppe schon lange kein Sieg mehr gelungen.“ Allerdings könne man es gar nicht wirklich vergleichen. Früher waren in der Weltgruppe sogar weniger Nationen.

„Es muss halt einfach alles passen, dass wir uns für ein Finalturnier qualifizieren, und auswärts gegen einen starken Gegner wie Kroatien werden wir nicht die einzige Nation sein, die da verliert“, resümierte Melzer. „Im Moment ist es so, dass wir eine Pendlernation sind und wir müssen im September alles daransetzen, dass wir auch eine bleiben.“ Denn kassiert man auch im September eine Niederlage, dann rutscht Österreich in die Zweitklassigkeit ab.

Thiem steht zum Davis-Cup

Für Thiem hat der Davis-Cup nicht zuletzt nach dem mehr oder weniger als Flop zu bezeichnenden ATP-Cup, der nach drei Jahren wieder eingestellt wurde, jedenfalls wieder an Bedeutung gewonnen. „Der Davis-Cup hat viel Tradition und ist ein großer Bewerb. Nachdem es den ATP-Cup nicht mehr gibt, ist er wieder der einzige große Nationenbewerb für uns Herren. Der hat einen perfekten Modus verdient“, sagte Thiem.

Der österreichische Tennisspieler Dominic Thiem
GEPA/Matic Klansek
Thiem spielte erstmals seit September 2019 wieder für Österreich

Er sprach sich aber eher für einen Gruppenmodus aus. Er habe vor Kurzem ein Buch gelesen, wie die Fußball-Champions-League entstanden ist. Ein Team aus Experten auch aus anderen Sportarten habe die Champions League erfunden. „Die haben die Champions League dazu gemacht, was sie heute ist. Vielleicht sollte man so was auch im Tennis machen. Der Davis-Cup hat es auch verdient, dass es ein geiler Bewerb ist.“

Zum Heim-auswärts-Modus hat er einen ambivalenten Zugang. „Natürlich sind Heim- und Auswärtspartien auch sensationell, vor allem, wenn man in der Heimat spielt und eh selten dieses Gefühl hat.“ Zugleich sehe man bei einer Fußball-WM-Endrunde, dass es auch ohne geht.

Melzer sieht es etwas anders: „Am gescheitesten sollten alle Nationen in einem Raum darüber reden. Dann kann man vielleicht den Bewerb wieder in die Richtung bringen, wo er hingehört, nämlich zu einem der geilsten Bewerbe, die es im Sport gibt.“ Österreichs Rekordspieler im Davis-Cup bevorzugt das Heim-auswärts-Modell. „Definitiv – für mich geht der Davis Cup nur mit Heim- und Auswärtsspiel.“

Davis-Cup-Qualifikationsrunde in Rijeka

Kroatien Österreich 3:1
Borna Coric Dennis Novak 6:3 7:5
Borna Gojo Dominic Thiem 6:3 7:6 (7/2)
Ivan Dodig / Nikola Mektic Alexander Erler / Lucas Miedler 3:6 6:7 (11/13)
Borna Coric * Dominic Thiem 7:6 (7/3) 6:2
Borna Gojo Dennis Novak abgesagt
Der Sieger des Länderkampfs spielt im September in der Finalrunde, der Verlierer ebenfalls im Herbst gegen den Abstieg.
Davis-Cup-Qualifikationsrunde:
Kroatien (1) Österreich 3:1
Ungarn Frankreich (2) 2:3
Usbekistan USA (3) 0:4
Deutschland (4) Schweiz 2:3
Kolumbien Großbritannien (5) 1:3
Norwegen Serbien (6) 0:4
Chile Kasachstan (7) 3:1
Südkorea Belgien (8) 3:2
Schweden (9) Bosnien-Herzegowina 3:1
Niederlande (10) Slowakei 4:0
Finnland Argentinien (11) 3:1
Portugal Tschechien (12) 1:2
Kanada, Australien, Spanien und Italien fix bei Endrunde