Ski-WM

Haaser überrascht mit Bronze in Kombi

Die 47. alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Courchevel/Meribel haben aus österreichischer Sicht mit einer positiven Überraschung begonnen. Ricarda Haaser erkämpfte zum Auftakt in der Kombination der Damen die Bronzemedaille. Erstmals zur Weltmeisterin kürte sich Federica Brignone, die Italienerin siegte überlegen 1,62 Sekunden vor Wendy Holdener (SUI). Einmal mehr Pech bei Titelkämpfen hatte Ramona Siebenhofer als Vierte.

Haaser (+2,26) verbesserte sich gegenüber dem Super-G um fünf Plätze, allerdings ließen auch einige vor ihr klassierten Läuferinnen den Slalom aus. Für die 29-jährige Tirolerin ist es die erste Medaille bei einem Großereignis, überhaupt war es für sie der erste Podestplatz. Damit sorgte Haaser für einen Auftakt nach Maß bei den Titelkämpfen und nahm den zuletzt gebeutelten ÖSV-Damen auch gleich den Druck.

Siebenhofer fehlten dieses Mal 22 Hundertstelsekunden auf Edelmetall, in Aare 2019 waren es in der Kombination nur vier gewesen. Franziska Gritsch ging als heißestes ÖSV-Eisen in den Bewerb, lag auch nach dem Super-G vor Haaser auf Rang sieben, doch am Ende wurde es Platz fünf. Auch die Favoritin Mikaela Shiffrin (USA), die als Titelverteidigerin angetreten war, ging leer aus, sie fädelte vor dem Ziel im Slalom ein. Brignone verteidigte mit zweitbester Laufzeit die Halbzeitführung.

Brignone holt Gold in WM-Kombination

Die Italienerin setzte sich klar durch und holte erstmals WM-Platz eins.

„Von mir hat sich jeder am wenigsten erwartet“

Haaser erkämpfte sich die Bronzemedaille mit einem engagierten Slalom. „Von mir hat sich jeder am wenigsten erwartet“, lächelte Haaser im ORF-Interview. „Ich habe mich einfach konzentriert, heute ist es voll aufgegangen. Turbo habe ich keinen gezündet, ich habe zwei solide Leistungen gebracht, habe mich auf meine Stärken verlassen“, erklärte Haaser, die zuletzt Slalom trainierte („Das hat auch viel Spaß gemacht“) und sich zurückerinnerte: „Ich habe mich immer wieder zurückgekämpft. Es ist gut, dass es auch einmal so ausgegangen ist.“

1. Federica Brignone (ITA)
2. Wendy Holdener (SUI)
3. Ricarda Haaser (AUT)

Aus ÖSV-Sicht ist die Kombination übrigens ein im Medaillenspiegel gern gesehener WM-Bewerb. Alleine bei den Frauen gab es in der Geschichte siebenmal Gold – zuletzt 2011 in Garmisch-Partenkirchen durch Anna Fenninger (heute Veith) – dazu zwölfmal Silber und nun zum 17. Mal Bronze. Zuletzt war man zweimal leer ausgegangen, Michaela Kirchgasser holte 2017 Bronze.

Brignone lässt Kritiker verstummen

Mit Haaser um die Wette strahlte naturgemäß Brignone, die sich erstmals eine Goldmedaille um den Hals hängen durfte. Nicht nur das, die Italienerin schrieb auch ein Stück Sportgeschichte, denn mit 32 Jahren, sechs Monaten und 23 Tagen löste Brignone Tina Maze als älteste Weltmeisterin ab. Die Slowenin war bei ihrem Kombi-Triumph in Beaver Creek 2015 31 Jahre, neun Monate und sieben Tage alt gewesen.

„Ich bin so dankbar für den heutigen Tag. Am Start war Elena (Curtoni, Anm.) hinter mir, und wir haben uns beide gesagt, einfach nur das Beste geben. Ich bin stolz auf mich, ich habe alles ausgeblendet. Jeder hat mich angesprochen, dass ich noch keine Goldene habe, und jetzt stehe ich hier“, richtete die 32-Jährige ihren Kritikern aus. „Ich habe mich nicht stressen lassen und war mental voll konzentriert. Der Super-G war natürlich entscheidend, der Slalom war für meine Verhältnisse fast perfekt.“

Die Skifahrerinnen Wendy Holdener (SUI), Federica Brignone (ITA) und Ricarda Haaser (AUT)
Reuters/Leonhard Foeger
Holdener holte zum WM-Auftakt Silber, Brignone Gold und Haaser überraschend Bronze

Silber ging mit Holdener an eine Mitfavoritin, die mit Slalom-Bestzeit 13 Plätze gut machte. „Ich habe am Start nichts mitbekommen, weil ich mir die Fahrerinnen davor nicht gern anschaue. Ich habe mich einfach auf mich konzentriert und habe daher im Ziel zuerst gar nicht gewusst, ob es schnell genug war. Der zweite Platz ist daher sehr schön. Ich habe es heute genossen und bin stolz darauf, was ich geleistet habe.“

Shiffrin fliegt raus, Siebenhofer wieder im Pech

US-Superstar Shiffrin flog am Weg zu einer Bestzeit im Slalom im Finish aus. „Ich habe bei einem Tor den Ski verloren, und bei dem knappen Torabstand war keine Chance mehr da, etwas zu retten. Ich habe nicht gewusst, wie schnell ich unterwegs war und daher habe ich voll riskiert. Aber ich bin mit meiner Aggressivität zufrieden, wenn man auf Gold fährt, muss man riskieren“, konnte die 27-Jährige damit leben.

Trauriger war Siebenhofer, die als WM-Pechvogel zum zweiten Mal Rang vier bei einer Weltmeisterschaft holte und wieder Tränen in den Augen hatte. „Ich habe alles reingelegt in den Slalom, mich leider aber zweimal eingeparkt. Aber es ist mit den wenigen Trainingstagen schwierig. Ich habe immerhin Spezialistinnen hinter mir gelassen, aber es tut jetzt ein wenig weh. Es hat wieder nicht sollen sein, aber ich habe ja noch zwei Chancen.“

Gritsch lag nach dem Super-G auf Rang sieben, vergab aber ihre realistische Chance auf eine Medaille im Slalom. „Ich bin oben nicht genug weggekommen und habe nicht den Rhythmus gefunden. Dann ist man im Slalom gleich hinten nach“, sagte die Tirolerin nach dem Rennen. „Ich hatte eine gute Spannung am Start, aber es ist halt nicht jeder Lauf gleich. Jetzt heißt es abhaken und weitermachen.“

Nur 20 Läuferinnen in Entscheidung

Einige Damen nützten den Super-G für Trainingszwecke, so starteten in der Entscheidung nur 20 Läuferinnen. Cornelia Hütter (19.) machten auch körperliche Probleme zu schaffen, mit dem Schweizer Ass Lara Gut-Behrami und Ragnhild Mowinckel (NOR) ließen auch die beiden Zweitplatzierten nach dem Super-G den Slalom in Meribel aus. Am Ende klassierten sich lediglich 18 Läuferinnen beim Eröffnungsbewerb.

Noch nie waren bei einer Damen-Kombi bei einer WM so wenige am Start wie heute. 33 Athletinnen nahmen teil, lediglich bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking waren noch weniger dabei. Damals kämpften nur 26 Damen um die Medaillen. In dieser Weltcup-Saison wurde kein Bewerb ausgetragen, es könnte die letzte Kombi der WM-Geschichte gewesen sein.

Kombination droht endgültiges Aus

Obwohl die öffentliche Diskussion über den Sinn der Kombination zuletzt beinahe eingeschlafen ist, scheint es, als ließen die höchsten Skigremien die ehemalige Königsdisziplin friedlich einschlafen. Bei der nächsten WM in zwei Jahren in Saalbach-Hinterglemm und Olympia im Mailand 2026 dürfte der Wettbewerb nicht mehr ausgetragen werden. Der endgültige Beschluss könnte bereits Ende Mai beim Kongress des Internationalen Skiverbands (FIS) gefasst werden.