Die österreichische Radrennfahrerin Anna Kiesenhofer
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Radsport

Kiesenhofer wagt sich aus Komfortzone

Zwei Jahre nach ihrem sensationellen Olympiasieg in Tokio geht Anna Kiesenhofer nach ihrem Wechsel zum Schweizer Profirennstall Israel Premier Tech Roland neue Wege. Die langjährige Einzelkämpferin wagt sich aus ihrer Komfortzone und kehrt zurück in die Rennhektik namens Peloton. „Ich möchte diese Herausforderung annehmen“, so die Niederösterreicherin, die vor allem ein großes Ziel hat: die Tour de France.

Obwohl sich die Olympiasiegerin in der Hektik und der Gefahrenzone des Fahrerinnenfeldes eigentlich nie wohlgefühlt hat, will sie sich heuer im Rahmen der World Tour bei den größten Rennen mit den Besten messen. „Ich denke, ich bin reifer (relaxter) geworden“, erklärte Kiesenhofer in ihrem Blog.

Daher stelle sie sich auch der Herausforderung im Fahrerinnenfeld, „die viele Ungewissheiten und unkontrollierbare Momente bringen wird, aber es ist auch eine einmalige Chance, durch die Erfahrung zu wachsen und vielleicht Dinge zu erreichen, auf die ich stolz sein kann“, so die 31-Jährige.

Wunsch nach großen Rennen

Seit ihrem sensationellen Olympiasieg 2021 im Straßenrennen nach langer Soloflucht war die Weinviertlerin hauptsächlich bei Einzelzeitfahren und ausgewählten Rennen angetreten. Im Vorjahr hatte sich die in der Schweiz lebende Mathematikerin von ihrem Universitätsjob verabschiedet und sich nur noch auf den Sport konzentriert.

Die wenigen von ihr bestrittenen Rennen seien aber nicht mehr erfüllend gewesen, so Kiesenhofer. Gleichzeitig habe der Wunsch, große Rennen zu bestreiten, immer mehr zugenommen. Ihr vielversprechendes Gastengagement bei einem spanischen Team zur Teilnahme an der Vuelta 2022 habe ihr schließlich gezeigt, dass sie sich wieder vermehrt solchen Herausforderungen stellen möchte.

Tour-Start als großes Ziel

Diese Möglichkeit – wie bereits 2017 bei ihrem wenig erfolgreichen Kurzzeitantreten für das belgischen Lotto-Team – erhält Kiesenhofer nun bei ihrem neuen Rennstall. Als erstes Rennen wird sie kommende Woche die Setmana Ciclista Valenciana in Spanien bestreiten. „Es wird ein paar Rennen geben, an denen ich teilnehmen werde, nur um mich an das Unbehagen zu gewöhnen“, kündigte sie mit einem Augenzwinker-Emoticon an.

Die ultimative Herausforderung seien aber die großen Rundfahrten Giro d’Italia, Tour de France Femmes und Vuelta a Espana, so Kiesenhofer. Derzeit wisse sie noch nicht, welche davon sie bestreiten werde. Die Frankreich-Rundfahrt sei aufgrund der Kombination von schwierigen Bergetappen und einem Zeitfahren aber definitiv interessant.