Der österreichische Tennisspieler Dominic Thiem
GEPA/Matic Klansek
Tennis

Thiems Team wird Familienangelegenheit

Dominic Thiem und sein bisheriges Management Kosmos gehen getrennte Wege. Das wurde von der Investmentgruppe Kosmos verlautbart und von Moritz Thiem, dem Bruder von Dominic, bestätigt. Die Zusammenarbeit hat damit nicht einmal zwei Jahre gedauert. Als Manager wird nun Moritz Thiem fungieren.

„Wir werden kein neues Management nehmen. Dominic hat entschieden, dass ich das Ganze übernehmen soll, weil ich ja sowieso im Hintergrund schon seit drei Jahren alles mache“, sagte Moritz Thiem. Man wolle alles „völlig stressfrei und auf dem kürzesten Weg“ halten, auf dem „nur Dominic und ich die Entscheidungen treffen“.

Zur Trennung von Kosmos und dem seit Mitte Juni 2021 als Manager fungierenden Galo Blanco sagte er: „Viel gibt es dazu nicht zu sagen, wir haben die Partnerschaft mit Kosmos ohne Streit oder derartiges beendet. Was uns auch sehr wichtig war.“ Die Investmentgruppe hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, nachdem der groß angekündigte drei Milliarden Dollar schwere Deal mit dem Internationalen Tennisverband in Sachen Davis-Cup von der ITF aufgekündigt worden war.

Viel Arbeit bei Südamerikatournee

Die Brüder Thiem gehen gleich die nächste Aufgabe an. Nach dem verlorenen Davis-Cup-Duell mit Kroatien ohne eigenen Satzgewinn geht es für Dominic zurück auf die ATP-Tour. Der 29-jährige Niederösterreicher spielt ab kommender Woche der Reihe nach die Sandplatzturniere in Buenos Aires, Rio de Janeiro und Santiago de Chile. Für diese Südamerikatournee hat er sich einiges vorgenommen.

Enttäuschung bei Thiem nach Davis-Cup

Die Enttäuschung in Österreichs Davis-Cup-Team ist nach der Niederlage gegen Kroatien groß. Besonders Dominic Thiem verließ Rijeka ohne Erfolgserlebnis.

Der ehemalige US-Open-Sieger hofft jedenfalls, dass er nun endlich so richtig Fahrt aufnehmen kann, auch in Richtung der ab Ende Mai auf dem Programm stehenden French Open. Ein wichtiges Ziel wäre auch, sich in der Weltrangliste so zu verbessern, dass er in jedem Turnier wieder fix starten kann. Derzeit sieht Thiem vor allem weiteren Verbesserungsbedarf bei Vorhand und Aufschlag.

„Die Vorhand ist schon da, aber ich setze sie nicht oft genug so ein wie früher.“ Zudem verpasst er auch im Gegensatz zu früher freie bzw. rasche Punkte beim Aufschlag. „So wie ich serviere, kommen sehr viele Bälle zurück. Ich habe wenige Asse, wenige Aufschläge, wo ich nichts mehr machen muss. Jetzt ist es zu häufig der Fall, dass ich gut serviere, danach weiterspielen muss und nicht so die Punkte aufbaue wie früher.“ Auch seinen an sich guten Kickaufschlag, mit dem er die Gegner weit aus dem Feld treiben kann, setzte er zuletzt weniger ein.

Der erste Schlag nach dem Aufschlag sei zurzeit der größte Unterschied. „Teilweise, wenn ich in der Rallye bin, ist es echt okay, aber der erste Ball ist teilweise zu langsam und teilweise zu unplatziert.“ Mit seinem Ranking um Platz 100 wird Thiem natürlich vorerst auch weiterhin von Beginn weg starke Gegner erhalten können. „Ja, dort kann es auch böse ausschauen mit den Auslosungen“, sagte auch. Will der Niederösterreicher nur annähernd wieder dorthin kommen, wo er schon einmal war, dann muss es auf Sandplatz jetzt bald klappen.

„Dreckige Siege sind genauso Siege“

Bei der Abschlusspressekonferenz nach dem verlorenen Davis-Cup gab Kapitän und Ex-Top-Ten-Spieler Jürgen Melzer Thiem einen Rat mit auf den Weg. „Da gibt es kein großartiges Geheimnis. Wenn er seinen Kopf so beieinander hat wie in den letzten zwei Tagen und er es schafft zu akzeptieren, dass es im Moment spielerisch noch nicht das Gelbe vom Ei ist oder er noch nicht dort ist, wo er war, muss er es sich erarbeiten. Dreckige Siege sind genauso Siege, wenn man sich die teilweise im Kopf erkämpft“, sagte Melzer.

Team-Kapitän Jürgen Melzer
IMAGO/PIXSELL/Goran Kovacic
Melzer war trotz fehlender Erfolge mit Thiems Auftritt in Kroatien zufrieden

Er könne ihm nach seinem Auftritt in Rijeka nichts vorwerfen. Thiem habe alles probiert. „Wenn er das auf die Tour mitnimmt, dann glaube ich, dass in Südamerika die dreckigen Siege auch kommen werden. Wenn du die einmal hast, dann geht es ein bisschen leichter.“

Thiem gab dem ehemaligen French-Open-Halbfinalisten recht. „Es sind Kleinigkeiten. Es ist genauso, wie Jürgen sagt, darin liegt der Schlüssel, ich werde schauen, dass ich das bei den nächsten Turnieren auf die Reihe kriege.“ Aktuell spiele er mit weniger Überzeugung im Match. „Das wird sich nur mit Siegen ändern, im Training läuft das Werkel ganz gut.“

Wildcard oder Quali für Indian Wells

In Südamerika werde er sehen, ob er die angefragte Wildcard für Indian Wells erhält, andernfalls spielt er dort in der Qualifikation. „Dann gibt es einige Optionen, es kommt darauf an, wie ich die Turniere in Südamerika gespielt habe.“ Es gäbe die Möglichkeit, zwischen Indian Wells und Miami ein ATP-Challenger zu spielen, die Qualifikation in Miami oder nach Europa zurückzukehren und auf Sand weiter zu trainieren.

Wichtig ist Thiem, dass er sich nun genügend Punkte holt. „Ja, das ist schon ein Ziel, dass ich mir wieder das Ranking erspiele, mit dem ich in jedem Turnier drinnen bin.“ Auch die erhoffte Wildcard für Indian Wells ist nicht mehr so selbstverständlich. „Irgendwann wird es auch mit den Wildcards vorbei sein, völlig verdient auch“, sagte er lachend.