Ski-WM

Duo kombiniert sich zu Silber und Bronze

Marco Schwarz und Raphael Haaser haben die österreichische Ausbeute bei der 47. alpinen Weltmeisterschaft in Frankreich am Dienstag um zwei Medaillen erhöht. Titelverteidiger Schwarz eroberte in der Kombination aus Super-G und Slalom in Courchevel diesmal Silber, Haaser durfte sich so wie seine Schwester Ricarda am Vortag über Bronze freuen. Die beiden Österreicher mussten nur Hausherrn Alexis Pinturault den Vortritt lassen, der sich um einen Hauch vor Schwarz den Heimsieg schenkte.

Pinturault, der in Courchevel aufgewachsen ist, setzte sich am Ende um lediglich zehn Hundertstelsekunden vor Schwarz die Krone auf. Der 31-Jährige hatte bereits im Super-G um den Hauch von 0,06 Sekunden die Nase vorne gehabt und durfte sich nun über seine zweite Kombi-Goldene nach jener von Aare 2019 freuen. Hinter den beiden jüngsten Weltmeistern jubelte Haaser mit lediglich 0,44 Sek. Rückstand auf Pinturault über die erste Medaille seiner Karriere, jedoch 24 Stunden nach seiner Schwester über die zweite für seine Familie.

Schwarz verpasste die mögliche Titelverteidigung – es wäre die erste eines österreichischen Läufers seit Toni Sailer 1958 gewesen – beim letzten langen Schwung vor dem Ziel. Mit der Goldenen vor Augen musste der Kärntner bei der Schlüsselstelle querstellen und verlor damit den entscheidenden Schwung. Bei der letzten Zwischenzeit war Schwarz noch drei Zehntel vor Pinturault gelegen. Detail am Rande: Bei seinem WM-Titel vor zwei Jahren hatte Schwarz Pinturault noch um vier Hundertstel auf den zweiten Platz verwiesen.

Pinturault carvt zu Gold

Der in Courchevel aufgewachsene Franzose hielt dem Druck nach seiner Halbzeitführung stand und holte auf seinem Hausberg die ersehnte Goldmedaille.

„Bei dem langen Zug unten habe ich die Chance auf die Goldmedaille liegengelassen. Aber über Silber bin ich auch happy, es waren viele gute Konkurrenten am Start. Ich habe meine dritte Kombi-Medaille, deshalb bin ich happy“, sagte Schwarz, der 2019 Bronze erobert hatte, im ORF-Interview, „ich freue mich auch mega mit Raphael (Haaser, Anm.) Ich gratuliere dem Alexis (Pinturault, Anm.), wenn man zu Hause Weltmeister wird, ist das schon eine coole Geschichte.“ Cool ist auch die Kombi-Serie der Österreicher: Zum sechsten Mal in Folge gab es in dieser Disziplin zumindest eine WM-Medaille.

Feiertage für Familie Haaser

Wie ein Sieger fühlte sich auch Haaser, der so wie seine Schwester am Vortag in beiden Teildisziplinen eine solide Leisung ablieferte. „Das ist mega. Ich freue mich riesig. Ich wollte den Slalom solide fahren, technisch sauber und nicht zu viel riskieren. Das ist mir gelungen. Unten bin ich wahrscheinlich nicht mit so viel Tempo hingekommen, deswegen hat das funktioniert. Ich wusste, wenn ich sinnlos riskiere, stehe ich am Ende mit nichts da“, sagte der 25-Jährige, der im Weltcup bisher einen Podestplatz – Rang zwei 2021 im Super-G von Bormio – zu Buche stehen hatte.

Dass seine Familie nun mit zwei Medaillen die aktuell erfolgreichste der Titelkämpfe in Courchevel und Meribel ist, erfüllte Haaser sichtlich mit Stolz. Die Bronzemedaille von Ricarda habe auch ihm Auftrieb gegeben. „Dass Ricarda auch eine Medaille hat, macht es besonders. Sie hat sich die Medaille mehr als verdient, hat immer gekämpft, und es war schön zu sehen, dass sie es auf den Punkt bringen konnte. Ich wollte den Schritt auch nachmachen“, sagte Raphael Haaser.

Haaser carvt zu Bronze

Der 25-jährige Tiroler behielt nach Rang drei im Super-G auch im Slalom die Nerven und eroberte seine erste WM-Medaille.

„Perfekter Tag“ für Pinturault

Der Platz an der Sonne gehörte bei Kaiserwetter in den Savoyer Alpen aber Hausherrn Pinturault. Der Franzose hatte schon im Super-G dem Druck standgehalten. Vor den Augen seiner Familie fuhr Pinturault schließlich seine insgesamt dritte WM-Goldene nach jener in der Kombi vor vier Jahren und dem Titel im Team-Bewerb 2017 in St. Moritz nach Hause. „Es ist ein perfekter Tag. Eine super Leistung im Super-G und eine gute Leistung im Slalom, der nicht einfach war, vor allem am Ende. Es ist Wahnsinn, dass ich in dem Ort, wo ich gewohnt habe, gewonnen habe“, sagte der Weltmeister.

1. Alexis Pinturault (FRA)
2. Marco Schwarz (AUT)
3. Raphael Haaser (AUT)

Pinturault freute sich auch über die gelungene Revanche für die WM 2021. „Vor zwei Jahren in Cortina war es auch schon sehr knapp zwischen Marco und mir. Einmal ist er vorne, dann wieder ich. Wenn man so gefordert wird, braucht man eine gute Leistung, um zu gewinnen“, so der Franzose im ORF. Pinturault könnte als letzter Kombi-Weltmeister in die Sportgeschichte eingehen. Denn der ehemaligen Königsdisziplin der Alpinen droht das endgültige Aus. Ob die Kombination 2025 in Saalbach-Hinterglemm und bei Olympia 2026 in Mailand/Cortina d’Ampezzo noch im Programm aufscheint, ist mehr als fraglich.

Strolz bleibt Pech treu

Die restlichen Österreicher konnten in den Kampf um die Medaillen nicht eingreifen. Olympiasieger Johannes Strolz war nach einem schweren Fehler im Super-G bereits nach dem ersten Teil der Kombi chancenlos. Im zweiten Lauf riskierte der Vorarlberger alles, schied jedoch wie so oft heuer im Weltcup in seiner Spezialdisziplin aus. Auch Stefan Babinsky blieb bei seinem WM-Debüt ohne Ergebnis. Der 26-jährige Steirer, nach dem Super-G Achter, fädelte im Slalom ein.

Gespannter Zuschauer beim Kombi-Slalom war neben vielen anderen Speed-Spezialisten Vincent Kriechmayr. Der Doppelweltmeister von Cortina d’Ampezzo hatte im Super-G am Vormittag zwar die viertschnellste Zeit erzielt, sich aber aufgrund des Rückstandes auf die deutlich besseren Slalom-Fahrer wie Pinturault und Schwarz gegen einen Start entschieden. Am Donnerstag (11.30 Uhr, live in ORF1) steht für Kriechmayr zudem die Titelverteidigung im Super-G an.

Auch die Superstars Marco Odermatt aus der Schweiz und der Norweger Aleksander Aamodt Kilde nutzten den ersten Kombi-Teil als Training für den ersten Speed-Showdown in den französischen Alpen. Während Kilde so wie Kriechmayr auf einen Start verzichtete, wäre Odermatt sowieso nicht startberechtigt gewesen. Der Titelverteidiger im Gesamtweltcup fuhr im Zielhang an einem Tor vorbei.