Rapid- und Sturm-Spieler mit Ball
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Bundesliga

Frühjahr startet mit Duell der Philosophien

Nach fast dreimonatiger Pause rollt ab Freitag (20.30 Uhr, live in ORF1, Übertragung ab 20.15 Uhr) in der Admiral Bundesliga wieder der Ball. Der Auftakt ins Frühjahr zwischen Puntigamer Sturm Graz und Rapid Wien in der Merkur Arena ist ein Duell der Philosophien – zumindest in Sachen Österreicher-Topf. Während Rapid die zusätzlichen Einnahmen für Einsatzminuten heimischer Spieler gerne nimmt, verzichtet Sturm seit Sommer darauf. Für die Kaderplanung sei der Topf laut Sportdirektor Andreas Schicker ein Hemmschuh.

Der Österreicher-Topf ist in dieser Saison mit rund 6,1 Millionen Euro dotiert, gespeist wird er aus den TV-Verträgen der Liga und ÖFB-Förderungen. Abgerechnet wird gemäß Einsatzminuten von Österreichern – jene von U22-Kickern zählen vierfach – in den drei Saisonphasen Hinrunde, Rückrunde und Finalrunde. Teilhaben können Clubs, die in wenigstens einer dieser Phasen nie mehr als sechs Legionäre auf den Spielbericht geschrieben haben.

In der Vorsaison brachte es Rapid auf die meisten Österreicher-Minuten, der Lohn dafür war eine stattliche sechsstellige Summe. Die Hütteldorfer gehören zu jenen sieben von zwölf Bundesligisten, die in dieser Saison die Kriterien für den Österreich-Topf erfüllen und sich daher die 6,1 Millionen Euro aufteilen. Nicht an die Legionärsbeschränkung halten sich neben Sturm auch Red Bull Salzburg, der LASK, Austria Klagenfurt und Austria Lustenau.

Ausländische Talente günstiger

Sturm kassierte 2021/22 ebenfalls noch eine – geringere – sechsstellige Summe, im Sommer aber folgte ein Paradigmenwechsel. Kurz nachdem der Verkauf von Rasmus Höjlund 17 Millionen Euro in die Vereinskassa gespült hatte, hielt man sich nicht mehr an die Kriterien. „Der Österreicher-Topf begrenzt in der Kaderplanung. Wenn man nur sechs Legionäre haben darf, ist das keine einfache Situation“, wurde Sportdirektor Schicker in der APA zitiert.

Durch den Österreicher-Topf würden starke heimische Kicker für einen Club wie Sturm unerschwinglich, sagte der 36-Jährige. So hätte Schicker etwa im vergangenen Sommer gerne Dominik Baumgartner vom WAC zu Sturm gelotst, der Transfer war aber finanziell nicht zu stemmen, obwohl der Innenverteidiger nur noch ein Jahr Vertragslaufzeit hatte. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der österreichische Markt teilweise überteuert ist. Wobei ich absolutes Verständnis dafür habe, dass der WAC Baumgartner nicht hergegeben hat“, meinte Schicker.

Günstiger zu haben sind ausländische Talente – die man wie Höjlund und davor Kelvin Yeboah gewinnbringend weiterverkaufen kann. Schicker: „Wir haben die Entscheidung getroffen, auf den Österreicher-Topf zu verzichten, weil wir der Meinung sind, dass man das dadurch fehlende Geld mit einem guten internationalen Transfer mehr als zurückholen kann.“

Schicker für Modifizierung

Die Angst, dass Sturm keinen östserreichischen Anstrich mehr hat, müsse man nicht haben, denn man werde auch weiterhin nach talentierten jungen Österreichern suchen, betonte Sturms Sportdirektor. „Niemand braucht Angst zu haben, dass wir ein Legionärshaufen werden. Und wenn wir Legionäre holen, achten wir auch immer darauf, dass sie zu den Werten des Clubs passen“, so Schicker.

Andreas Schicker (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Sturms Sportdirektor Schicker (r.) geht in Sachen Österreicher-Topf seit Sommer einen anderen Weg

Im Zusammenhang mit dem Österreicher-Topf stellt sich für Schicker die Sinnfrage. „Ich verstehe den Gedanken hinter dem Österreicher-Topf, und er ist auch keine schlechte Geschichte. Aber ein guter Österreicher wird sich so oder so durchsetzen“, so der gebürtige Steirer. Zumindest eine Modifizierung der geltenden Zugangsregeln wäre für Schicker denkbar. „Man könnte zum Beispiel einen anderen Verteilungsschlüssel finden“, meinte der 36-Jährige.

Rapid sieht „positive Auswirkungen“

Rapids neuer Sportgeschäftsführer Markus Katzer attestierte dem Österreicher-Topf „sehr positive Auswirkungen auf den heimischen Fußball, sowohl auf Clubebene als auch im Hinblick auf die Nationalteams“. Rapid habe laut Katzer zuletzt in der Kaderplanung immer im Auge gehabt, die bestehenden Kriterien ohne die Gefahr mannschaftsinterner Probleme einzuhalten, weshalb nur eine limitierte Anzahl von Legionären verpflichtet wurde.

„Zudem ist es unser Ziel, die besten österreichischen Nachwuchsfußballer in unserer Akademie zu haben. Ein Ansporn, zu uns zu kommen, ist sicherlich auch der in den letzten Jahren gelungene Beweis, dass Eigenbauspieler bei dementsprechender Leistung eine große Chance haben, den Sprung in die Profimannschaft zu schaffen“, so der von der Vienna nach Hütteldorf gelotste, langjährige Rapid-Verteidiger.

Talent bleibt wichtigstes Kriterium

Katzer wies jedoch auch darauf hin, dass immer mehr talentierte heimische Kicker im Teenager-Alter ins Ausland gehen und Österreicher wegen des Topfes immer teurer werden. „Daher gilt es wohl vor jeder Transferperiode zu evaluieren, wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die jeweilige Kaderplanung ist“, sagte der Manager.

Rapids Sportgeschäftsführer betonte die Qualität der neuen Akademie, in der man möglichst viele Talente ausbilden will. „Diese sollen dann im Idealfall in unserer Profimannschaft für Furore sorgen und – wenn sie nicht mehr zu halten sind – für ordentliche Ablösen in eine der Topligen Europas wechseln. Der Reisepass wird und darf hier jedenfalls nicht das oberste Kriterium sein, das bleibt Talent und vor allem die Leistung“, sagte Katzer.