Ski-WM

Hütter erobert Bronze im Super-G

Österreichs im Weltcup bisher schwer gebeutelte Damen haben bei der Weltmeisterschaft in Frankreich auch im zweiten Bewerb eine Medaille eingefahren. Zwei Tage nach Ricarda Haaser in der alpinen Kombination eroberte am Mittwoch in Meribel Cornelia Hütter mit Bronze im Super-G ihr erstes Edelmetall bei einem Großereignis. Die Steirerin, die sich gemeinsam mit Kajsa Vickhoff Lie aus Norwegen über die Medaille freuen durfte, musste nur Weltmeisterin Marta Bassino aus Italien und US-Superstar Mikaela Shiffrin knapp den Vortritt lassen.

Hütter, die in den vergangenen Tagen mit einer Erkältung zu kämpfen gehabt hatte, und ihrer „Mitbronzenen“ Lie fehlten am Ende nur 0,33 Sek. auf Bassino. Shiffrin war noch knapper an der Italienerin dran: Am Ende zog die 85-fache Siegerin von Weltcup-Rennen nur um läppische elf Hundertstelsekunden den Kürzeren. Bassino hatte sich hingegen die beste Bühne für ihren ersten Erfolg in einem Super-G ausgesucht und holte die erste WM-Goldene in dieser Disziplin für Italien seit Isolde Kostner 1997. In Meribel war es nach Federica Brignone in der Kombination hingegen der zweite Titel im zweiten Rennen.

So wie am Montag Haaser durfte sich zwei Tage später aber auch Hütter wie eine Siegerin freuen – speziell nach den gesundheitlichen Problemen im Vorfeld. „Ich bin heruntergefahren und hab den Einser im Ziel gesehen, dachte mir aber schon, das war irgendwie zu wenig“, sagte die Steirerin, die nach ihrer Fahrt noch die Bestzeit von Lie eingestellt hatte, im ORF-Interview. Die Fahrt sei aber grundsätzlich gut gewesen: „Ich hatte schon einen guten Zug. Manche Passagen wären aber brachialer und und gnadenloser gegangen.“

Bassino rast zu Gold

Die Italienerin erwischte vor allem den unteren Teil perfekt und holte dort die entscheidende Zeit auf dem Weg zu Gold.

Vor allem die Warterei sei eine Qual gewesen, meinte Hütter. „Ich glaube, ich brauch etwas stärkeres als Baldrian“, hatte die Steirerin gemeint, als einige potenzielle Medaillenkandidatinnen noch am Start gestanden waren. Mit ihrer ersten Medaille außerhalb von Junioren-Titelkämpfen setzte die 30-Jährige den österreichischen Erfolgslauf in Savoyen fort. Nach Haasers drittem Platz in der Kombi sowie Silber und Bronze für Marco Schwarz und Raphael Haaser in der gleichen Disziplin hält Österreich nach insgesamt drei Rennen bei vier Medaillen. Am Donnerstag (11.30 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 10.45 Uhr) winkt im Super-G der Herren das nächste Edelmetall.

1. Marta Bassino (ITA)
2. Mikaela Shiffrin (USA)
3. Cornelia Hütter (AUT)
. Kajsa Vickhoff Lie (NOR)

Fehler werfen Trio zurück

Ihre Teamkolleginnen konnten auf dem selektiven Kurs in einem von engen Zeitabständen geprägten Rennen nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Ramona Siebenhofer landete als zweitbeste ÖSV-Läuferin auf dem 17. Platz (+1,06 Sekunden), Mirjam Puchner kam mit 1,53 Sek. Rückstand auf die Siegerin als 19. in die Wertung, und Tamara Tippler musste sich nach einem schweren Fehler vor der Einfahrt in den Zielhang mit dem 21. Rang (+ 1,64) begnügen.

Kräftig zittern musste das Topquartett neben der Fahrt der Neuseeländerin Alice Robinson auch davor bei der Fahrt von Tippler. Denn bei der letzten Zwischenzeit war die Steirerin nur 0,17 Sek. hinter Bassino durch den Lichtschranken gefahren. Aber ausgerechnet diese Kurve fuhr Tippler zu direkt an und wurde dadurch weit abgetragen. Damit holte nicht die Steirerin die erste Super-G-Medaille bei einer WM seit der Goldenen von Nicole Schmidhofer 2017, sondern ihre Landsfrau und Teamkollegin Hütter.

Tippler mischt lange vorne mit

Die Steirerin lag lange Zeit im Rennen um die Medaillenplätze, ein Fehler vor der letzten Zwischenzeit warf die 31-Jährige aber aus der Bahn.

Siebenhofer erfüllte mit der undankbaren Nummer eins ihre Rolle als Testpilotin zwar ohne sichtbaren Fehler, war aber angesichts der Erfahrungswerte der folgenden Fahrerinnen im Kampf um die Medaillen chancenlos. Puchner konnte nur oben mit den Schnellsten mithalten, verlor aber sukzessive Zeit. „Ich bin grad ein bisschen sprachlos, weil ich habe mir von oben weg extrem schwergetan, dass ich einen Zug aufbaue. Ich muss schauen, dass ich für die Abfahrt die richtige Abstimmung finde und wieder Selbstvertrauen tanke“, sagte die Olympiazweite von Peking.

Bassino mit perfekter Premiere

Genau andersrum verlief das Rennen für Bassino. Die neue Weltmeisterin lag zwar oben noch teilweise weit zurück – so hatte die Italienerin etwa auf Hütter vier Zehntel Rückstand – erwischte aber vor allem den Zielhang nahezu perfekt. Damit durfte sich die 26-Jährige über ihren ersten Sieg in einem Super-G und über ihre zweite Goldmedaille bei einer WM freuen. Vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo hatte sich Bassino ex aequo mit Katharina Liensberger im Parallelbewerb die Krone aufgesetzt.

„Ich bin so glücklich und aufgeregt. Es war schwer, den anderen zuzuschauen, weil ich habe oben so viel Zeit verloren, aber in der letzten Phase war es großartig“, sagte eine strahlende Weltmeisterin im ORF-Interview. Dass ihr ausgerechnet bei einer WM nach sechs Weltcup-Erfolgen in Riesentorläufen auch ein Sieg im Super-G gelingen konnte, sei „unglaublich. Ich wollte mein Bestes geben und ich bin glücklich, dass ich das geschafft habe. Ich bin überwältigt und sehr stolz in diesem Moment.“

Shiffrin und Lie überrascht

Auch für Shiffrin glänzte die Silberne im Super-G wie Gold, obwohl die Amerikanerin bereits elf WM-Medaillen zu Hause hatte. „Ich bin so glücklich mit meinem Lauf. Ich bin emotional, weil ich das Gefühl habe, dass ich derzeit keine Medaille im Super-G gewinnen sollte. Es gibt so viele Frauen, die stark und schnell sind", sagte Shiffrin mit Tränen in den Augen. Die mutmaßlichen Favoritinnen in dieser Disziplin wie Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami gingen diesmal leer aus. Die Schweizerin musste sich unmittelbar hinter der Norwegerin Ragnhild Mowinckel und drei Hundertstel hinter dem Podest mit Platz fünf begnügen.

Apropos Norwegen: Gemeinsam mit Hütter durfte sich auch Lie über ihren bisher größten Erfolg außerhalb des Jugendbereiches freuen. Die 24-Jährige, die bei der WM-Generalprobe in Cortina d’Ampezzo in der Abfahrt einen ihrer bisher zwei zweiten Plätze im Weltcup eingefahren hatte, grinste ebenfalls wie eine Siegerin: „Es ist wirklich unglaublich. ich bin so zufrieden. Ich hatte eine niedrige Startnummer, das war schwierig, aber ich habe an mich geglaubt. Es war ein so enges Rennen. Es ist so schön, ich lebe meinen Traum.“