Skifahrer Marco Schwarz
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Ski-WM

Super-G-Pleite spornt Österreichs Herren an

Mit hängenden Köpfen haben Österreichs Speed-Herren am Donnerstag nach dem Super-G das Zielstadion in Courchevel verlassen. Im vierten Bewerb der alpinen WM 2023 war das ÖSV-Team erstmals ohne Medaille geblieben. Frust wurde nicht geschoben, die Nullnummer spornte an. Für die Abfahrt am Sonntag (11.00 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 10.20 Uhr) versprachen Vincent Kriechmayr und Co. Wiedergutmachung.

Zu vielen Fehlern in einem kurzen WM-Super-G bei engen Abständen zollten die Österreicher Tribut. Astrein brachte keiner des ÖSV-Quintetts seinen Lauf ins Ziel. Auch nicht Raphael Haaser, der als Bester auf Platz fünf abschwang. Der Medaille am nächsten, vielleicht sogar Gold, wäre Marco Schwarz gekommen, hätte er nicht – wie im Kombi-Slalom – wenige Tore vor dem Ziel einen kapitalen Bock geschossen. Dank artistischer Einlage konnte der Kärntner einen Sturz knapp verhindern.

0,01 Sekunden hinter Haaser wurde Schwarz Sechster. Kriechmayr (12.), bis dahin vorne dabei, vergab die Medaille mit einem Schnitzer nach rund 55 Fahrsekunden. Ebenso wenig makellos waren die Leistungen von Stefan Babinsky (15.) und Daniel Hemetsberger (14.), der im ersten WM-Rennen seiner Karriere Nerven zeigte. In der Abfahrt gibt es für alle außer Haaser eine weitere Chance. Der Tiroler WM-Kombi-Dritte wird im Quintett am Sonntag durch Otmar Striedinger ersetzt.

Überraschungssieg im WM-Super-G

Der Weltmeister im Super-G von Courchevel heißt James Crawford. Der Kanadier fährt überraschend zu Gold.

„Das fuchst mich richtig“

Merklich groß, vielleicht am größten, war der Ärger nach dem Super-G bei Schwarz – seine zweite Medaille nach Kombi-Silber war zum Greifen nahe, als das Missgeschick passierte. „Das fuchst mich richtig. Bis dahin war es eine super Fahrt“, sagte Schwarz. „Dann hat es mich verdreht, in der Kompression hineingedrückt. Ich hatte Glück, dass ich gesund ins Ziel gekommen bin. Brutales Glück sogar, das hätte blöd ausgehen können. Nach vorne wäre sicher mehr möglich gewesen.“

Sogar das Stockerl? „Das ist im Nachhinein schwer zu sagen, ich hatte ein gutes Gefühl auf dem Ski, grundsätzlich wäre eine Medaille drin gewesen.“ Aufschlüsse werde die genaue Analyse der Trainer bringen, „die den Fehler sicher herausstoppen“. Am Ergebnis ändert das freilich nichts.

Zu viel Risiko genommen

Das insgesamt gute Gefühl nimmt Schwarz für die kommenden Aufgaben mit. „Ich habe wieder attackiert, kann mir nichts vorwerfen. Über die letzte Welle zu viel Risiko, aber für eine Medaille muss man eben voll riskieren“, so Schwarz. Sein bisher bestes Super-G-Ergebnis blieb als kleiner Trost.

Herren-Cheftrainer Marko Pfeifer sagte über Schwarz: „Er riskiert, er attackiert, das ist schön zu sehen. Er weiß, was er draufhat, er fährt gut Ski. Er hätte im Super-G für eine Überraschung sorgen können, aber es hat nicht sein wollen. Es wird dafür ein anderes Mal passen. Wir müssen froh sein, dass er da keinen Abflug gemacht hat und es gut ausgegangen ist. Ich habe mir gedacht, jetzt gibt es einen grausigen Crash.“

Insgesamt weinte Pfeifer den vergebenen Chancen nach. „Es schmerzt sicher. Wir hatten eine sehr starke Mannschaft am Start, Schwarz, Haaser und Kriechmayr hätten gute Medaillenchancen gehabt. Leider haben die drei aussichtsreichen Kandidaten Fehler gemacht. Jetzt müssen wir uns wieder aufrichten und in Richtung Abfahrt schauen“, sagte er.

Cheftrainer Marko Pfeifer
GEPA/Mathias Mandl
Cheftrainer Marko Pfeifer weinte den vergebenen Medaillen nach

Fehler mit Folgen

Kriechmayr haderte mit seinem Fehler vor der Einfahrt zum Zielhang, bis dahin sei der Oberösterreicher wie Schwarz voll dabei und „auf einem sehr guten Weg zu einer Medaille gewesen“, wie Pfeifer sagte. „Bei Haaser war es eine Kurve im Mittelteil, die hätte man auf Zug durchfahren müssen, das war mir bei ihm zu passiv.“ Haaser dazu: „Da hat es mir das Tempo runtergerissen, bei so einer kurzen Laufzeit kann man das nicht mehr aufholen. Ziel wäre eine Medaille gewesen, aber im Großen und Ganzen kann ich zufrieden sein.“

Wer in diesem Super-G am wenigsten Fehler gemacht hat, mischte vorne mit. Kriechmayr zählte nicht dazu. Über seinen Patzer sagte der 31-Jährige: „Unten wars zu viel Risiko, auf die Links bin ich zu gerade geworden, musste bei den nächsten Toren raufen und habe auch noch die Doppelrechts versäumt, weil es mich gelupft hat. Da braucht man mit einer Medaille nicht mehr rechnen. Insgesamt bin ich nicht schlecht gefahren. Ich wusste, dass es eine enge Partie wird, dass ich alles riskieren muss“, sagte Kriechmayr.

Skifahrer Vincent Kriechmayr
GEPA/Mathias Mandl
Vincent Kriechmayr kostete ein Fehler vor dem Zielhang die entscheidenden Zehntel

Fokus auf der Abfahrt

Der Fokus des Titelverteidigers wie seiner Teamkollegen liegt bereits auf der Abfahrt, die laut Kriechmayr wie der Super-G eine enge Partie werde. „Volles Risiko“ versprach Kriechmayr. Die Eindrücke aus dem ersten Training seien gut gewesen. „Der Schnee ist angenehm zu fahren, da werden sich einige wohlfühlen. Eine lässige Abfahrt, die zum Attackieren einlädt. Man darf nichts verschenken.“ Schwarz ergänzte: „Schöne Kurven, coole Sprünge mit schönen Landungen.“ Der Kärntner werde bei seinem WM-Debüt in der Abfahrt wie schon im Super-G kompromisslos angreifen.

Gleiches gilt für seinen Kärntner Landsmann Hemetsberger. Im Super-G sei er als Debütant ausgesprochen nervös gewesen. „Ich hatte auch nicht die Überzeugung, die ich gebraucht hätte an haarigen Stellen, um zu riskieren“, so der 31-Jährige. „War alles nicht ideal. Aber daneben stehen oder stürzen wollte ich auch nicht.“ Er habe sein Lehrgeld jedenfalls bezahlt – nächster Versuch in der Abfahrt. „Die wird hoffentlich nicht so zäh. Ich werde draufdrücken und durchziehen, das kann ich versprechen.“