Marco Schwarz (AUT)
AP/Alessandro Trovati
Ski-WM

Schwarz rettet Ehre der ÖSV-Speed-Asse

Österreichs Speed-Herren sind bei der WM 2023 in Courchevel hinter den Erwartungen geblieben. Enttäuscht zogen sie am Sonntag ab, erstmals seit 2013 in Schladming ohne Medaille im Gepäck. Die Ehre des ÖSV-Quintetts in der WM-Abfahrt rettete ausgerechnet Allrounder Marco Schwarz, der als Vierter in seiner erst zweiten Spezialabfahrt glänzte, ein Debakel gerade noch verhinderte – als erster Verlierer einer WM konnte auch er sich nichts kaufen.

Als letzte der großen ÖSV-Hoffnungen mit Startnummer 21 schrammte Schwarz um vier Hundertstelsekunden an seiner zweiten Medaille nach Silber in der Kombi vorbei – zu einem Zeitpunkt, als Titelverteidiger Vincent Kriechmayr im Zielraum schon geduldig Interviews gab. Als Elfter und zweitbester ÖSV-Fahrer war Kriechmayr ohne Chance auf das Podest. Und so bleibt Toni Sailer der bisher einzige Österreicher, der seinen WM-Titel in der Abfahrt erfolgreich verteidigen konnte – 1958 in Bad Gastein.

Dass Otmar Striedinger als ÖSV-Testpilot zwei Schwünge vor dem Ziel nach bis dahin ansprechender Fahrt aus dem Rennen rutschte, war symptomatisch für den Verlauf der WM-Abfahrt aus österreichischer Sicht. Während dem neuen Weltmeister Marco Odermatt der perfekte Lauf gelang, hechelten die ÖSV-Stars hinterher, fehlerfrei blieb keiner. Daniel Hemetsberger schwang als 14. in seinem zweiten WM-Rennen ebenso enttäuscht ab wie Stefan Babinsky, der als Schlussläufer der Österreicher über Platz 32 nicht hinauskam. Kriechmayr hatte den Zielraum längst verlassen.

Marco Odermatt ist neuer Abfahrtsweltmeister

Österreichs Speed-Herren sind bei der WM 2023 in Courchevel hinter den Erwartungen geblieben. Enttäuscht zogen sie am Sonntag ab, erstmals seit 2013 in Schladming ohne Medaille im Gepäck. Die Ehre des ÖSV-Quintetts in der WM-Abfahrt rettete ausgerechnet Allrounder Marco Schwarz, der als Vierter in seiner erst zweiten Spezialabfahrt glänzte. Der Abfahrtsweltmeister von Courchevel heißt Marco Odermatt.

Titelverteidiger chancenlos

Als dreifacher Weltcup-Saisonsieger war der Oberösterreicher neben Schwarz als heißeste ÖSV-Aktie in der WM-Abfahrt kolportiert worden. Wie im Super-G (12.) schlug er sich unter Wert und sparte nicht mit Selbstkritik. „Die vorne waren außer Reichweite“, sagte Kriechmayr, Speed-Doppelsieger beim Weltcup-Finale der vergangenen Saison in Courchevel. „Zwei Kurven waren nicht optimal, einmal hat’s mich fast aufgehaut, weil’s mir die Ski verschnitten hat. So Fehler dürfen hier aber nicht passieren. Da ist die Chance auf das Podest dahin. Meine Fahrt war einfach nicht gut genug.“

Der Doppelweltmeister von Cortina d’Ampezzo 2021 jagte Erfolge in Courchevel vergeblich, selbst in der Abfahrt, derzeit seine stärkere Disziplin, wollte es nicht hinhauen. Warum? „Das ist schwer zu sagen, ich hab alles probiert, versucht anzugreifen. Hier runter muss man voll ans Limit gehen und trotzdem fehlerfrei bleiben. Man muss die Leistung auf den Punkt bringen“, so Kriechmayr. Über Schwarz sagte der 31-Jährige: „Er ist ein herausragender Abfahrer und einer der besten Skifahrer derzeit. Dass er hier in der Abfahrt vorne sein kann, wussten wir nach dem Training. Schade, dass er Vierter wurde. Auf die Leistung kann er definitiv stolz sein.“

Vincent Kriechmayr (AUT) im Zielraum
GEPA/Mathias Mandl
Mit enttäuschtem Gesicht stapfte Kriechmayr davon

Knapp an der Medaille dran

Bei jeder Weltcup-Abfahrt hätte sich Schwarz als Vierter gefreut, nicht bei der WM. „Das ist bitter und zach“, sagte der 27-Jährige. „Mir fehlen in der Abfahrt natürlich die Erfahrungswerte, aber meine Fahrt hat gepasst, bis auf die Sprünge, die ich nicht gut getroffen habe. Mich hat’s brutal gestreckt. Das kostet leider Zeit“, sagte Schwarz, der als Schnellster im Abschlusstraining die Erwartungen geschürt hatte. Er nahm es locker. „Es ist ein Prozess. Irgendwann bleib ich bei solchen Passagen auch im Rennen cool. Dann hätte ich eine Medaille geholt.“

Ein bisschen Enttäuschung klang mit, nervös sei er bei seiner ersten WM-Abfahrt nicht gewesen. „Vielleicht hat es ein bisschen mehr gekribbelt als sonst“, sagte Schwarz. „Ich hatte meinen Plan im Kopf, bin ihm treu geblieben. Und wären die Sprünge nicht in die Hose gegangen, wer weiß“, sagte Schwarz. Die Startnummer sei jedenfalls kein Vor- oder Nachteil gewesen. „Das hat gepasst, ich hatte die gleiche Sicht wie im Training und die Piste war in einem gewaltigen Zustand. Von daher gibt’s nichts zu meckern.“

Marco Schwarz (AUT) im Zielraum
GEPA/Mathias Mandl
Freude oder Ärger? Schwarz wusste es selbst nicht so genau

Schwarz bündelt die Kräfte

Schwarz bilanzierte nach der ersten Woche und den Plätzen zwei, vier und sechs nicht unzufrieden, wiewohl mehr drin gewesen wäre. „Die Medaille in der Kombi ist positiv, im Super-G habe ich sie verschenkt, und für die Hundertstel in der Abfahrt finde ich auch eine Erklärung“, sagte Schwarz. „Schade, immerhin weiß ich, dass der Speed passt.“ Die schnellen Disziplinen werde er in Zukunft forcieren, die technischen Bewerbe allerdings nicht vernachlässigen – so wie bisher. „Das hat in dieser Saison gut gepasst. Schauen wir einmal, wie sich das in Zukunft entwickelt.“

Bei den Titelkämpfen in Courchevel ist Schwarz noch in Slalom und Riesentorlauf im Einsatz. Er könnte nach weiteren Medaillen greifen, während die WM für Kriechmayr, Striedinger sowie die Debütanten Hemetsberger und Babinsky mit der Abfahrt glanzlos zu Ende gegangen war. Für Schwarz gilt es für die weiteren Bewerbe Kräfte zu sammeln. Zwei Tage Skipause folgen, ehe die Vorbereitung auf kommende Aufgaben beginnt. Die nächste Chance auf Edelmetall hat Schwarz beim Riesentorlauf am Freitag (10.00 Uhr bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1).