Benjamin Karl
GEPA/Armin Rauthner
Snowboard-WM

Routinier Karl will es noch einmal wissen

Benjamin Karl ist dreifacher Gesamtweltcup-Sieger, Rekordweltmeister und Olympiasieger, Motivation und Ziele gehen dem 37-Jährigen aber nicht aus. Bei seiner achten WM, die am Sonntag (9.00 Uhr, live in ORF Sport +) in Bakuriani/Georgien beginnt, will er seine Medaillensammlung erweitern und auch bestätigen, dass er mit der Entwicklung seines Boards auf dem richtigen Weg ist.

Karl ist mit fünf Goldmedaillen, zweimal Silber und einmal Bronze der erfolgreichste Snowboarder der WM-Geschichte. Diesen Rekord will er am Sonntag im Parallel-Riesenslalom, dem ersten WM-Bewerb, und dem Parallel-Slalom, in den er am Dienstag als Titelverteidiger geht, ausbauen.

„Ich fahre deshalb noch, um erfolgreich zu sein. Ich fühle mich topfit und habe in beiden Bewerben die Chance auf den WM-Titel. Sicher geht es darum, eine Goldmedaille mitheimzunehmen. Je weiter man seine Rekorde ausbaut, desto länger werden sie halten“, erklärte der Routinier. Mit einem sechsten Triumph würde er auch zu den Frauen-Rekordlerinnen Karine Ruby aus Frankreich und der US-Amerikanerin Lindsey Jacobellis aufschließen.

Nur 2019 ohne WM-Medaille

Karl ist fast eine Medaillenbank, ist er doch seit seinem WM-Debüt 2009 lediglich 2019 leer ausgegangen und hat auch bei drei seiner vier Olympiateilnahmen Medaillen geholt. „Was mir mittlerweile am meisten hilft, ist die Routine. Ich weiß, welches Gefühl ich haben will, wenn ich hinfahre. Das Gefühl dahin zu trimmen funktioniert immer sehr gut“, sagte Karl.

Benjamin Karl in Peking
GEPA/Matic Klansek
Im Vorjahr holte sich Karl erstmals auch Gold bei den Olympischen Spielen

Ein gutes Gefühl hat er jedenfalls mit seinem Board, das er seit einem Jahr entwickelt. Statt der seit zwei Jahrzehnten im Snowboardbau dominierenden Aluminiumschicht mit Titanlegierung setzt er mit seinem Team auf Carbon, erklärte Karl. Unmittelbar vor den Olympischen Spielen im vergangenen Februar stieg er auf das neue Material um und fuhr damit zu Gold. „Bei Olympia war es ein ‚lucky shot‘ (Glückstreffer, Anm.)“, erklärte er.

Viel Arbeit bei Materialsuche

Auf Zufall und Glück will er sich aber nicht verlassen, seither tüftelt er an der Weiterentwicklung. „Wir hatten viel Arbeit, um herauszufinden, welches Material bei welchen Bedingungen gut funktioniert. Das sind oft Kleinigkeiten. Vor allem im Slalom hatten wir am Anfang größere Probleme, aber da fahre ich jetzt auch schon regelmäßig Bestzeiten. Von Herbst bis jetzt haben wir 1,5 Sekunden wettgemacht“, erzählte Karl.

„Wir sind schon sehr, sehr weit gekommen“, betonte er und verwies auf die letzte Weltcup-Station vor der WM, als er Ende Jänner im kanadischen Blue Mountain einen Riesenslalom gewann. Seitdem arbeitete er am Set-up und dem letzten Schliff, um die konstanten Top-Acht-Platzierungen im Weltcup in WM-Medaillen umzumünzen. „Ich möchte ganz vorne mitfahren, habe die Chance und die Möglichkeit, weil wir schon so weit in der Entwicklung sind.“ Auch den Hang kennt er bereits. Unmittelbar nach Olympia verabschiedete er sich kurz vom Trubel, flog nach Bakuriani und absolvierte ein Europacup-Rennen.

„Ein bisschen entspannter“

Denn auch nachdem er sich mit Olympiagold seinen Lebenstraum erfüllt hatte, verschwendete er keinen Gedanken an Rücktritt. „Ich habe nie an ein Karriereende gedacht. Ich kann ein bisschen entspannter an die Sache herangehen, bin aber nicht weniger ehrgeizig. Alles in allem geht der Weitblick dahin, etwas Neues zu entwickeln, mit neuer Brettmarke durchzustarten und dass wir früher oder später dorthin kommen in der Entwicklung, dass wir vielleicht den einen Schritt weiter gehen als alle anderen. Das ist, was mich noch antreibt und am meisten motiviert“, erklärte er.

Ansporn sei nicht zuletzt Teamkollege Andreas Prommegger. „Der Andi hilft mir sehr, da sieht man, es kann für mich noch lange gehen“, sagte er im Hinblick auf den 42-Jährigen, der noch immer Podestplätze und Siege herausfährt.