Ski-WM

Shiffrin hat eine Hand an RTL-Gold

Mikaela Shiffrin hat bei der Weltmeisterschaft in Meribel eine Hand an der Goldmedaille im Riesentorlauf. Die US-Amerikanerin setzte sich am Donnerstag im ersten Durchgang in Front und greift damit nach dem ersten Titel in dieser Disziplin. Allerdings geht die französische Lokalmatadorin Tessa Worley mit nur 0,12 Sek. Rückstand in die Entscheidung (13.30 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 13.00 Uhr). Mit einer österreichischen Medaille muss man nicht spekulieren: Franziska Gritsch liegt als beste ÖSV-Läuferin auf Platz 15.

Im Kampf um Gold dürfen sich die Fans jedenfalls auf einen packenden Schlagabtausch freuen. Denn hinter Shiffrin und der zweifachen Weltmeisterin Worley liegt auch die Italienerin Federica Brignone als Dritte nur 0,31 Sek. zurück. Selbst Titelverteidigerin Lara Gut-Behrami aus der Schweiz ist mit 0,64 Sek. Rückstand auf die Bestzeit in Schlagdistanz zu Shiffrin.

Gritsch landete als beste Österreicherin ex aequo mit der Schweizerin Wendy Holdener 1,64 Sek. hinter der Bestzeit auf dem 15. Platz und führte damit ein wie befürchtet hinterher fahrendes ÖSV-Team an. Julia Scheib geht als 18. mit 2,20 Sek. Rückstand auf die Bestzeit in die Entscheidung, Katharina Liensberger riss 2,68 Sek. auf und kam über den 26. Platz nicht hinaus. Ricarda Haaser kam zu Sturz.

Gritsch beste Österreicherin

Die Tirolerin kam nicht wirklich in den Rhythmus, klassierte sich aber dennoch als beste Österreicherin.

Shiffrin „pusht“ sich zur Bestzeit

Für Shiffrin wurde volle Attacke hingegen zum Schlüssel zur Bestzeit. „Es war kein Sicherheitslauf, ich habe überall gepusht. Oben habe ich etwas gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen. Eigentlich habe ich mir gedacht, dass ich unten langsamer werde, deshalb habe ich gepusht, um Zeit aufzuholen“, sagte Shiffrin, die im Riesentorlauf zwar 2018 schon Olympiasiegerin war, aber noch keinen WM-Titel in dieser Disziplin in der Tasche hat, im ORF-Interview. In der langen Pause bis zur Entscheidung werde sie sich vor allem erholen, so die 27-Jährige: „Es wird ein langer Tag.“

Worley, die mit Startnummer eins ihre Chance auf einen Heimsieg wahrte, versprach Shiffrin jedenfalls vollen Angriff: „Ich bin mit dem ersten Durchgang sehr zufrieden. Mein Ziel war, auf meinem besten Level zu fahren, bei jedem Tor anzugreifen und Spaß zu haben. Das wird wohl ein großer Fight im zweiten Durchgang, darauf freue ich mich“, sagte die 33-Jährige, die ihre beiden Titel 2013 und 2017 kurioserweise ebenfalls mit Startnummer eins gefeiert hatte.

Österreicherinnen ohne Rhythmus

Die bereits als krasse Außenseiterinnen ins WM-Rennen gegangenen Österreicherinnen spielten im Kampf um die Spitzenplätze wie erwartet keine Rolle. Gritsch, im Parallelrennen noch einzige Österreicherin im Hauptbewerb, fand nie wirklich ihren Rhythmus. Um theoretisch noch in den Kampf um die Medaillen eingreifen zu können, muss Gritsch zumindest 1,33 Sek. – den Rückstand auf die aktuell drittplatzierte Brignone – aufholen.

Scheib, in den jüngsten Riesentorläufen immer beste Österreicherin, war eine gewisse Nervosität bei ihrem ersten WM-Rennen in dieser Disziplin anzumerken. „Ich bin von oben weg nicht richtig in den Rhythmus gekommen. Unten war es besser, aber auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte die Steirerin. Im zweiten Durchgang sei das Motto volle Attacke, so Scheib: „Wenn die ersten paar Tore etwas hektisch sind, geht es bei mir leider so weiter.“

Scheib etwas zu nervös

Die Steirerin fand erst weiter unten ihren Rhythmus und sah die Spitzenplätze daher vorerst nur von der Ferne.

Liensberger sucht Entschlossenheit

Auch Liensberger, vor zwei Jahren noch strahlende Dritte, kam so wie schon im Weltcup und auch im Parallelbewerb nicht auf Touren. „Ich wollte voll attackieren, hier herunter war es aber wichtig, einen guten Zug auf den Ski zu bekommen. Die Entschlossenheit ist hier einfach entscheidend, und das ist mir nicht so aufgegangen wie erwünscht. Es sind viele Faktoren, die momentan zusammenspielen. Ich arbeite aber weiter an mir und will wieder stärker zurückkommen“, sagte Liensberger, die im Slalom am Samstag als Titelverteidigerin noch einen Einsatz hat.

Für Ricarda Haaser war der Riesentorlauf hingegen schon zur Hälfte des ersten Durchganges vorbei. Die Tirolerin fädelte im Mittelteil ein und schied daher aus. Dabei dürfte sich Haaser („Ich habe die Piste fast unterschätzt, es ist ziemlich aggressiv“) auch das rechte Knie beleidigt haben. Trotzdem durfte Haaser Meribel zufrieden verlassen, nachdem sie zum Auftakt in der Kombination mit Bronze für die erste österreichische Medaille in Hochsavoyen gesorgt hatte.

Favoritinnen straucheln

Aber nicht nur für die Österreicherinnen, auch für so manche Medaillenkandidatin verlief der erste Durchgang nicht nach Wunsch. So landete die Slowakin Petra Vlhova, RTL-Weltmeisterin von 2019, nach durchwachsener Fahrt mit einer Sekunde Rückstand auf Shiffrin nur auf dem neunten Platz. Super-G-Weltmeisterin Marta Bassino aus Italien verringerte ihre Chancen auf Edelmetall als 13. (+1,46 Sek.) ebenso mit einem schweren Fehler wie Valerie Grenier, die heuer in Kranjska Gora ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte. Die Kanadierin eröffnet nach Platz 30 (+3,16) aber immerhin den zweiten Lauf.