Die österreichische Skifahrerin Franziska Gritsch
APA/Barbara Gindl
Ski-WM

Riesentorlauf-Abfuhr beschäftigt ÖSV-Damen

Österreichs Damen sind am Donnerstag im WM-Riesentorlauf in Meribel wie befürchtet klar hinter dem Podest geblieben. Nicht eine schaffte es in die Top Ten. Die Stimmung danach war schon einmal besser. Positiver Aspekt: Vom Makel des schlechtesten WM-Resultats im Riesentorlauf in der Geschichte des ÖSV blieben die Damen verschont. Das bleibt jenes von Crans Montana 1987.

Vor 26 Jahren war Sylvia Eder als 16. beste ÖSV-Läuferin geworden. Diesmal carvte Franziska Gritsch noch auf Platz zwölf nach Platz 15 zur Halbzeit, Katharina Liensberger, WM-Dritte in dieser Disziplin von Cortina 2021, musste sich mit Rang 24 begnügen. WM-Debütantin Julia Scheib, nach Lauf eins ebenfalls aussichtslos zurück, schied im zweiten Durchgang aus, Ricarda Haaser im zweiten und verletzte sich zu allem Überdruss. Ratlosigkeit machte sich breit.

Überrascht von der Abfuhr war niemand. Das WM-Ergebnis entsprach den Leistungen der vergangenen Jahre und dieser Weltcup-Saison: Platz fünf von Liensberger beim Auftakt in Killington blieb das höchste der Gefühle, es ging wieder bergab. Vor der WM am konstantesten fuhr Scheib mit den Rängen 13, zwölf, elf. Vom Weltcup-Podest durften die ÖSV-Riesentorläuferinnen in dieser Saison wie in jenen davor nur träumen. Die Trendwende gelang in Meribel nicht, der Abstand zu den Besten und Weltmeisterin Mikaela Shiffrin schien sogar größer.

Shiffrin rast erstmals zu RTL-Gold

Mikaela Shiffrin hat ihrer üppigen Medaillensammlung bei der Weltmeisterschaft in Meribel eine weitere Goldene hinzugefügt. Die US-Amerikanerin krönte sich erstmals auch zur Weltmeisterin im Riesentorlauf.

„Keine Wunderdinge erwartet“

„Wir haben keine Wunderdinge erwartet. Das ist die Situation, die wir im Riesentorlauf haben“, sagte ÖSV-Alpin-Direktor Herbert Mandl über die Problemdisziplin. „Weiter sind wird nicht. Wir verfallen immer wieder in alte Muster. Das Hauptthema ist, dass unsere Damen einfach nicht attackieren können. Sie versuchen, sicher zu fahren. Aber das ist im Riesentorlauf viel zu wenig.“

Cheftrainer Thomas Trinker haderte mit dem Ergebnis, fand aber auch Positives wie den geringeren Rückstand Liensbergers im zweiten Lauf. „Da hat sie nur eine Sekunde bekommen, das war ein leichtes Lebenszeichen und ganz okay. Sie ist gut ins Fahren gekommen, hat einen guten Zug gehabt“, sagte Trinker und rätselte über Gritsch, die grundsätzlich ein gutes Rennen gefahren sei, in beiden Läufen aber sechs Zehntel im unteren Bereich einbüßte. „Dass man so viel verliert, ist nicht notwendig.“

Damen-Trainer Thomas Trinker
GEPA/Mario Buehner
Chefcoach Thomas Trinker rätselte über den Zeitverlust von Gritsch jeweils im unteren Abschnitt

Gritsch nahm es im ersten Moment locker, war als beste Österreicherin in einem WM-Rennen gar nicht so unzufrieden. „Mehr geht immer, sicher. 80 Prozent des Rennens waren gut, da fühlte ich mich wieder richtig wohl. Vor dem Ziel leider in beiden Läufen zu weit gefahren. In Summe bin ich mit meiner Leistung mehr oder weniger glücklich“, sagte Gritsch, die als Kombi-Fünfte in die Titelkämpfe gestartet war, mit dem Team Vierte und im Parallelbewerb Siebente wurde.

Kein Spaß für Liensberger

Bei Liensberger bleibt die Freude am Skifahren gedämpft. „Es läuft nicht so, wie ich mir das vorstelle. Die Ski kommen nicht auf Zug. Erst wenn ich das spüre, fühle ich mich wohl und habe Spaß. Dort will ich wieder hinkommen. Derzeit habe ich nicht das Vertrauen und den Mut, die Schwünge kompromisslos und entschlossen in die Falllinie zu ziehen“, sagte die Vorarlbergerin. „Da man ja aus schwierigen Situationen am meisten lernt, kann ich aus diesem Rennen definitiv wieder viel lernen und mitnehmen.“

„Es heißt weiter arbeiten, weitermachen. Analysiert wird, wenn Zeit ist. Jetzt ist der Blick nach vorne gerichtet, der Fokus auf dem Slalom. Jedes Rennen ist eine neue Chance. Ich will endlich zeigen, was ich kann“, sagte Liensberger, der eigens für die WM Mathias Berthold als Mentalcoach zur Seite gestellt worden war. Beim Slalom am Samstag (10.00 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 9.30 Uhr) stehen Liensberger als Titelverteidigerin und Gritsch mit Katharina Huber und Katharina Truppe am Start.

Die österreichische Skifahrerin Katharina Liensberger
GEPA/Mathias Mandl
Im abschließenden Slalom nimmt Liensberger noch einmal Anlauf

Scheib nimmt Erfahrung mit

Wie Haaser im Slalom nicht mehr dabei ist Scheib, die ambitioniert in ihren ersten WM-Riesentorlauf gegangen war, als Geheimtipp galt und letztlich enttäuscht wurde. Die 24-Jährige fuhr an einem Tor vorbei. „Es hätte besser laufen können“, sagte Scheib, nach Lauf eins auf Rang 18. „Ich wollte Zeit gutmachen, ein paar Plätze aufholen. Hab das Tor aber unterschätzt, bin zu gerade reingefahren, ein Schatten war auch, und schon war ich draußen. Jammern hilft jetzt nichts mehr.“

Die WM-Erfahrung nimmt Scheib gerne in den Weltcup mit. „Ich habe viel gelernt, vor allem im ersten Lauf, keine gute Fahrt und trotzdem war ich im Mittelfeld, ließ einige starke Läuferinnen hinter mir.“ Ihre nächsten Ziele? „Im Weltcup will ich dort anknüpfen, wo ich in Kronplatz als Elfte aufgehört habe. Ziel für die Zukunft sind wie immer zwei gute Läufe, was dann rauskommt, wird man sehen. Und vielleicht tu ich mir im Weltcup wieder leichter, die Anspannung bei meiner ersten WM war zwar geringer als gedacht, aber doch groß.“

Einfädler zum Abschied

Für Haaser ging die WM schmerzhaft zu Ende. So groß der Jubel nach Bronze in der Kombi, ihrer ersten WM-Medaille, so groß war die Ernüchterung nach dem Ausfall im Riesentorlauf, in dem sie mit ihrer Medaille im Gepäck laut Mandl ohne Druck drauflosfahren hätte sollen und können. Ein Einfädler ließ den Traum der 29-jährigen Tirolerin von einer weiteren WM-Überraschung platzen. Eine Blessur in der rechten Kniekehle gesellte sich hinzu.

Sturz von Haaser

Ricarda Haaser stürzte schon im ersten Lauf und zog sich dabei eine Knieverletzung zu.

„Ich habe die Piste fast unterschätzt, ziemlich aggressiv. Man bekommt einen sehr guten Druck und sehr viel Schub vom Tor heraus. Ich weiß nicht, was dann genau passiert ist. Alles ist sehr schnell gegangen“, sagte Haaser, die mit der Empfehlung von Platz acht beim Semmering-Weltcup ins WM-Rennen gegangen war. Unmittelbar danach ging es für Haaser zur Abklärung der Verletzung in die Privatklinik Hochrum weiter. Neue Infos gibt es nach der MRT-Untersuchung am Freitag.