Jubel der Salzburger
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Europa League

Salzburg darf vom Aufstieg träumen

Der FC Salzburg hat am Donnerstag nicht nur die Chance auf den Aufstieg ins Achtelfinale der UEFA Europa League gewahrt, sondern diese durch ein spätes Tor von Nicolas Capaldo und dem 1:0–Sieg gegen die AS Roma vergrößert. „Wir haben jetzt eine sehr große Chance weiterzukommen“, sagte der Torschütze. Sein Trainer Matthias Jaissle jubelte mit, holte die Spieler aber schnell auf den Boden zurück. Träumen darf aber jedenfalls erlaubt sein.

Kaum jemand im mit 29.520 Zuschauern ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim rechnete mehr mit einem Treffer, schon gar nicht mit einem von den Salzburgern, als Capaldo nach einer Flanke von Innenverteidiger Strahinja Pavlovic mit dem Kopf ins linke Eck traf und damit einen „Lucky Punch“ setzte. „Ich bin glücklich, der Mannschaft geholfen zu haben“, sagte der Argentinier, der erstmals für die „Bullen“ auf internationalem Niveau getroffen hatte, nach der Partie.

Mit ihm jubelte der zweite Matchwinner an diesem Abend, Torhüter Philipp Köhn. „Der Zeitpunkt für das Tor war absoluter Wahnsinn. Wir haben alles reingeworfen. Es hat alles gepasst, dass er den noch reinköpfelt, ist der perfekte Abschluss“, erklärte der Schweizer Schlussmann, der mit zwei Glanzparaden die Salzburger Null hielt.

Salzburg bezwingt Roma

Der österreichische Serienmeister hat gegen den Tabellenvierten der italienischen Serie A mit 1:0 gewonnen und damit das Tor zum Achtelfinale weit aufgestoßen.

„Es ist immer schwierig, aber ich versuche, immer da zu sein. Das hat heute super geklappt“, merkte Köhn bescheiden an. Bleibt er auch im Rückspiel am Donnerstag (21.00 Uhr) ohne Gegentor, steigt Salzburg auf – das wäre gegen den Vierten der Serie A eine Überraschung.

„Ausgangslage nicht schlechter als vorher“

Dass Salzburg mit den europäischen Topteams mehr als nur mithalten kann, ist allerdings mittlerweile bekannt. Selbst Bayern München wurde vergangenes Jahr im Achtelfinale der Champions League ein 1:1 abgerungen. Im zweiten Duell bekommen die jungen „Bullen“ dann zumeist die volle Stärke des Gegners zu spüren, so wurde in München mit dem 1:7 eine deftige Portion Realität aufgetischt. Die Roma hat nicht das Niveau der Bayern, aber ist immerhin auch regierender Sieger der Europa Conference League, des neuen Europacup-Bewerbs.

„Die Ausgangslage ist nicht schlechter als vor der Partie“, sagte daher Jaissle wohlwissend, welche Prüfung auf sein Team wartet. Rund 70.000 Zuschauer haben sich für das Rückspiel im Stadio Olimpico angekündigt. Vor so einer Kulisse hat Salzburg erst im November mit 0:4 in Mailand verloren, in Salzburg hatte man sich noch 1:1 getrennt.

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle feiert mit seinen Spielern
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Jaissle jubelte über den Heimsieg, in Rom wartet nun wieder eine echte Reifeprüfung

Aber diese Salzburger Mannschaft lernt stetig dazu, vor allem unter Jaissle waren die zwei hohen Niederlagen Ausreißer. Das Verhalten in der Defensive hat sich deutlich verbessert, was am Ende auch eine Statistik unterstreicht: Die Roma hat in Salzburg nach zuvor 24 Europacup-Auswärtsspielen in Folge erstmals wieder nicht genetzt.

Reifeprüfung wartet in Rom

In einer Woche wird sich dann weisen, wie reif die junge Salzburger Mannschaft mittlerweile wirklich ist. Diese Prüfung steigt auswärts und damit in Rom. „Auswärts ist es für uns immer ein wenig schwerer, wir tun uns daheim leichter, aber wir versuchen, an die Leistung von heute anzuschließen und dort weiterzukommen“, so Nicolas Seiwald.

„Wir wissen genau, dass das Rückspiel genauso knallhart wird“, fügte Amar Dedic hinzu, noch dazu, wo Abwehrspieler und Assistgeber Pavlovic gelbgesperrt fehlt. Zumindest hat der späte Salzburger Treffer nicht nur mathematisch die Aufstiegschancen steigen lassen, auch spielerisch könnten sich Möglichkeiten auftun.

Denn die Roma gab im Hinspiel den schnellen Salzburgern in der Defensive keine Tiefe, stand sicher und zwang sie regelrecht zu (harmlosen) Abschlüssen aus der Distanz. Das könnte sich in Rom ändern, da die „Giallorossi“ ein Tor brauchen und sich so vielleicht mehr Räume für die Salzburger Offensive auftun. Jaissle wird mit seinem Team wieder mehrere Pläne für diverse Spielsituationen zusammenstellen, die Mannschaft wird versuchen, sie umzusetzen. Am Erfolgshunger wird es freilich nicht scheitern: „Ich gehe schon davon aus, dass die Jungs Lunte gerochen haben.“

Verkehrte Welt für Mourinho

Auf der anderen Seite musste Starcoach Jose Mourinho zunächst die Niederlage in Salzburg verdauen, nach Spielende fühlte er sich in einer verkehrten Welt. „Das bessere Team hat verloren. Aber das ist Fußball, das passiert. Ich habe auch schon gewonnen, als meine Mannschaft nicht besser war. Wir hatten die Kontrolle über 90 Minuten, hatten gute Chancen zu gewinnen“, ärgerte sich der seit Jänner 60-Jährige.

Roma-Trainer Jose Maurinho (Roma)
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Mourinho vermisst bei seiner Mannschaft die Effektivität vor dem Tor

Der Portugiese, der zur Halbzeit seinen Star Paulo Dybala angeschlagen aus dem Spiel nehmen musste, haderte mit den vergebenen Chancen seiner Spieler, aber auch mit einem nicht gegebenen Elfmeter in der ersten Hälfte. „Da hatten wir auch Pech, dass der Schiedsrichter gewechselt wurde“, monierte Mourinho und spielte auf einen kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfall des Schweden Glenn Nyberg an. An dessen Stelle leitete der eigentlich als VAR-Assistent vorgesehene Niederländer Dennis Higler die Partie.

Am Ende sieht er seine Mannschaft vor dem Tor des Gegners gefordert: „Wir müssen den Ball ins Netz kriegen. Wenn wir das nicht schaffen, ist ein Risiko da. Wir wissen, wer wir sind, wir kennen unser Limit. Aber wenn mein Team alles gibt, werde ich nie ein negatives Wort sagen.“

UEFA Europa League, Zwischenrunde

Donnerstag:

Salzburg – Roma 1:0 (0:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Dennis Higler (NED)

Tor: Capaldo (88.).

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Gourna-Douath – Capaldo, Sucic (82./Gloukh), Seiwald – Fernando (60./Adamu), Okafor (82./Koita)

Roma: Rui Patricio – Mancini, Smalling, Ibanez – Zalewski, Matic, Cristante, El Shaarawy – Dybala (46./Celik), Pellegrini (74./Wijnaldum) – Abraham (74./Belotti)

Gelbe Karten: Pavlovic (im Rückspiel gesperrt), Koita bzw. Ibanez

Die Besten: Köhn, Solet, Seiwald bzw. Smalling, Cristante