Eva Pinkelnig
GEPA/Christian Moser
Nordische Ski-WM

ÖSV hat für Planica einiges vor

Slowenien ist in den nächsten zwei Wochen mit Planica zum ersten Mal Gastgeber einer nordischen Ski-WM. Von Mittwoch bis 5. März gehen am traditionellen Skiflugschauplatz 24 Medaillenentscheidungen im Springen, der Kombination und im Langlauf über die Bühne. Das österreichische Team um Eva Pinkelnig, Stefan Kraft und Johannes Lamparter darf sich nach zahlreichen Weltcup-Erfolgen berechtigte Hoffnungen auf Medaillen machen.

2021 in Oberstdorf waren es für Österreich als zweiterfolgreichste Nation hinter Norwegen sieben WM-Medaillen, vier davon in Gold. Nur in Oslo 2011 war man mit unter anderem siebenmal Gold erfolgreicher. Auch diesmal ist eine ähnliche Ausbeute realistisch. Auf eine konkrete Zahl wollte sich ÖSV-Skisprung- und Kombi-Chef Mario Stecher aber nicht festlegen. „Man kann mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden sein. Wir haben zwei Weltcup-Führende mit Pinkelnig und Lamparter, auch sonst waren immer wieder einzelne Leute vorne dabei. Wir können positiv in die WM gehen“, sagte er.

Dank des großen Leistungsvermögens dürfe man sich einiges erwarten. „Wenn wir weiter diese guten Leistungen bringen, bin ich überzeugt, dass auch Medaillen gelingen. Wir haben über die Saison gesehen, dass wir sehr viel draufhaben. Wenn uns diese Leistungen auch bei der WM gelingen, werden auch die Medaillen kommen.“

Nordische Ski-WM in Planica

Viermal hat sich das slowenische Planica schon für die Austragung der nordischen Weltmeisterschaft beworben. 2023 ist es nun endlich so weit. Zwei Wochen wird in Planica Ski gesprungen, langgelaufen und nordisch kombiniert.

„Man braucht auch das Quäntchen Glück“

Die 100. Medaille der WM-Geschichte für den ÖSV sollte bei aktuell 97 zu schaffen sein. Stecher warnte aber vor übertrieben hohen Erwartungen. „Wir sind gut aufgestellt, man kann aber trotzdem nicht davon ausgehen, dass am Tag X alles stimmt. Man braucht auch das Quäntchen Glück.“ Zudem sei man nie vor Ungemach wie Verletzungen gefeit. „Momentan schaut es gut aus, aber wir wissen alle, wie schnell es gehen kann.“

Mario Stecher
GEPA/Patrick Steiner
Stecher sieht der WM zuversichtlich entgegen

Davon kann Pinkelnig aus der Vergangenheit ein Lied singen. Derzeit ist die Springerin aber topfit und neben Lamparter nach mehreren Saisonsiegen die heißeste ÖSV-Edelmetallanwärterin. Aber auch Kraft, wie Lamparter Titelverteidiger, und seine Skisprungkollegen sollten ganz vorne mitmischen können. Chiara Kreuzer darf ebenso mit Medaillen spekulieren. Ob Sara Marita Kramer nach längerer Pause wieder zu alter Stärke gefunden hat, bleibt hingegen abzuwarten. Fix um Medaillen mitkämpfen wird Österreich hingegen in den jeweiligen (Mixed)-Team-Bewerben.

Kramer heiß auf Comeback

Für das nordische Team wird es bei der Weltmeisterschaft in Planica schön langsam ernst. Vor allem Sara Marita Kramer ist nach einmonatiger Skisprungpause heiß auf ihr Comeback auf der WM-Bühne.

Auch wenn es für das Kombi-Männer-Team vor einem Jahr bei den Olympischen Winterspielen in Peking nur zu Rang vier reichte, sollte Österreich, angeführt von Weltcup-Leader Lamparter, um den Sieg mitreden können. Die Teamkonkurrenzen sind auch im Skispringen im rot-weiß-roten Medaillenplan fix eingeplant. Hier gibt es mit Frauen-, Männer- und Mixed-Bewerb eine realistische Chance auf ein erneutes Medaillentriple, wobei die Frauen-Equipe die Titelverteidigung vorhat.

Stadlober in Loipe allein auf weiter Flur

Damit hat es sich aber mit den Medaillenchancen in Teambewerben, im Langlauf sind sie nicht gegeben. Dort verfügt man in Person von Teresa Stadlober weiterhin nur über eine Kandidatin für Spitzenplätze. Die Olympiadritte hatte sich zuletzt dem Weltcup-Podest wieder angenähert und könnte sich im Idealfall ihre erste WM-Medaille schnappen.

Dafür sind im Skispringen auch die Aussichten auf rot-weiß-roten Einzel-Lorbeer nicht schlecht. Allein Stefan Kraft bilanziert im bisherigen Saisonverlauf mit neun Podesträngen, darunter zwei Siege. Für den Doppelweltmeister von Lahti 2017 und Titelverteidiger auf der Großschanze geht es gegen die starke Konkurrenz um den Norweger Halvor Egner Granerud um seinen schon vierten Einzel-WM-Titel. Der Rest der ÖSV-Equipe zählt zur Riege der Außenseiter, auch wenn Manuel Fettner und Daniel Tschofenig 2022/23 einen zweiten bzw. dritten Platz vorzuweisen haben.

Die ÖSV-Hoffnungen bei der nordischen Ski-WM
Grafik: APA/ORF

Norwegen, wer sonst?

Norwegen stellt dagegen in fast allen Bewerben bei Frauen und Männern einen oder sogar mehrere Goldanwärter. Angeführt von den Weltcup-Seriensiegern Johannes Hösflot Kläbo (Langlauf), Halvor Egner Granerud (Skispringen) und Gyda Westvold Hansen (Kombination) wollen die Skandinavier ihren langjährigen Status als erfolgreichste Nation behaupten. Russland und Belarus sind unterdessen wie schon den gesamten Winter über aufgrund der Ukraine-Krieg-Sanktionen nicht teilnahmeberechtigt.

Das Aushängeschild von Gastgeber Slowenien ist sein starkes Skisprungteam. Auf Veranstalterebene hat sich das Organisationskomitee ein möglichst klimaschonendes Konzept mit Müllvermeidung, viel öffentlichem Verkehr und Nachhaltigkeit verordnet. Die Einhaltung des Budgets von 16 Millionen Euro wird angesichts hoher Inflation und Energiepreise sowie der zuletzt nach unten geschraubten Zuschauerwartungen eine Herausforderung. Bezüglich der Unterkünfte für Fans und Teams arbeitet man mit den Nachbarregionen in Kärnten und Italien zusammen. Auch der Großteil des ÖSV-Trosses ist am Faaker See untergebracht.