Die österreichische Skifahrerin Katharina Truppe im Ziel
GEPA/Daniel Goetzhaber
Ski-WM

Misere ohne Aussicht auf Lösung

Österreichs Technikerinnen ist ein versöhnlicher Abschluss der alpinen Ski-WM 2023 nicht vergönnt gewesen. Wie im Riesentorlauf blieben die ÖSV-Damen am Samstag auch im Slalom weit hinter den Podestplätzen, die erhoffte Überraschung blieb aus. Zugleich war es eine Niederlage mit Ansage und das übelste WM-Ergebnis in einem Slalom seit 2009 in Val d’Isere, wo sämtliche ÖSV-Starterinnen ausgeschieden waren.

In sechs WM-Slaloms nach Val d’Isere war die schnellste Österreicherin zumindest Sechste, Michaela Kirchgasser in Schladming. Frankreich hingegen erwies sich nachhaltig als kein guter Boden: Katharina Huber schwang in Meribel als Beste ihres Teams auf Platz elf ab, Franziska Gritsch wurde 13. Katharina Truppe beendete ihren wie Hubers einzigen WM-Einsatz als 18., zwei Plätze vor Titelverteidigerin Katharina Liensberger.

Nach Lauf eins war alles gelaufen – 15, 30, 22, 14, so die Platzierungen in dieser Namensfolge. Mancher gelang ein Sprung, Gritsch ein großer nach vorn, Liensberger ein beachtlicher nach hinten. Der fünfte WM-Slalom-Startplatz war vom ÖSV erst gar nicht besetzt worden.

Die österreichische Skifahrerin Katharina Huber
GEPA/Daniel Goetzhaber
Elfte und trotzdem beste Österreicherin – „das ist nicht unser Anspruch“, sagte Katharina Huber.

Liensberger war ratlos wie ihre Teamkolleginnen. Als Titelverteidigerin schon im Parallelbewerb nicht einmal qualifiziert, schwang sie dem Gold von Cortina und ihrer alten Form im Slalom hinterher. Genauso wie Truppe – als Dritte im Slalom von Killington in dieser Saison bisher einzige ÖSV-Technikerin auf dem Weltcup-Podest –, Huber und Gritsch, die im WM-Slalom wenigstens mit Lauf zwei zufrieden war und sein durfte.

St-Germain sticht Slalom-Elite aus

Die Damen-Bewerbe bei der alpinen Ski-WM in Frankreich sind mit einer Sensation zu Ende gegangen. Die Kanadierin Laurence St-Germain fing Mikaela Shiffrin im Slalom dank einer famosen Fahrt in der Entscheidung noch ab und sicherte sich Gold vor der US-Amerikanerin. Für die ÖSV-Damen setzte es im letzten Bewerb das schlechteste WM-Ergebnis seit 14 Jahren.

„Nicht unser Anspruch“

Siebente war Gritsch in der WM-Kombi, als Vierte im Parallelbewerb und Zwölfte im Riesentorlauf zudem beste Österreicherin – wie Huber im Slalom. Trost fand Huber darin keinen. „Das ist nicht unser Anspruch, so ehrlich muss man sein“, sagte die Niederösterreicherin, obwohl sie für sich einen Aufwärtstrend nach dem verpatzten Saisonstart erkannte. „Ein paar gute Schwünge waren dabei, ich habe attackiert, Fehler gemacht und bin trotzdem nicht draußen gelegen. Langsam fahre ich wieder befreiter. Nach den vielen Rückschlägen und Ausfällen war es im Kopf nicht einfach“, sagte Huber.

Gritsch, auf dem letzten Zacken ins Finale gerutscht, verbesserte sich um 17 Plätze, bemerkenswert. „Vor allem das starke Finish war wieder annähernd so, wie ich mir das wünschen würde“, so Gritsch. Was sie von der WM mitnimmt? „Eigentlich viel Positives. Ich habe coole Teilleistungen gezeigt, extrem schnelle Schwünge. Nur die Konstanz fehlte. Jetzt muss ich diese Teile noch zusammensetzen. Jetzt habe ich die WM mit einem guten Lauf abgeschlossen, das passt. Die schnellen Schwünge nehme ich mit, den Rest lasse ich da.“

Enttäuschung bei der österreichischen Skifahrerin Franziska Gritsch
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Gritsch schafft noch den Sprung von Platz 30 auf 13, mit dem zweiten Lauf war sie zufrieden

Während Gritsch zuletzt schon im Weltcup steigende Form hatte erkennen lassen, war es für Truppe („Es ist zach und geht gerade nicht leicht von der Hand“) nach Platz drei in Killington zu Beginn der Saison bergab gegangen – und die Talfahrt setzte sich in Meribel fort. Liensberger half kurzfristig auch die Verpflichtung ihres Vorarlberger Landsmanns Matthias Berthold als Mentalcoach nicht, wenngleich sie froh war, in der sportlichen Misere begleitet zu werden.

Schöne Erinnerungen

Nach einer weiteren WM-Enttäuschung bilanzierte die entthronte Titelverteidigerin frustriert. Das Risiko im Slalom hatte sich nicht bezahlt gemacht, nach einem schweren Fehler im zweiten Lauf wurde Liensberger sogar noch durchgereicht. „Es hat nicht sein wollen, im zweiten habe ich riskiert, ich wusste, es gibt nur eines, und das war ‚all in‘. Leider ist das Risiko nicht aufgegangen“, sagte die 25-Jährige. „Das ist wirklich hart, aber jetzt heißt es einfach weiterzuarbeiten, und das werde ich tun.“

Die österreichische Skifahrerin Katharina Liensberger mit Slalom-Gold bei der WM in Cortina d’Ampezzo (Italien) im Februar 2021
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Auch Erinnerungen an alte Erfolge geben Liensberger in der aktuellen Misere Mut und Kraft

Für Liensberger, die sich, wie sie sagte, weiterentwickeln will, gibt es viel zu tun. „Ich schaue von Tag zu Tag, von Aufgabe zu Aufgabe und teile das in kleine Schritte auf. Ich will wieder dorthin kommen, wo ich schon einmal war“, so Liensberger mit Verweis auf „wunderschöne Erinnerungen, die Momente des Erfolgs“. „Das hilft mir jetzt natürlich. Aber scheinbar muss ich einmal die Kehrseite erleben. Ich hoffe, dass ich daraus lernen kann und möglichst schnell wieder nach oben komme. Es geht immer weiter.“

Guter Rat ist teuer

Über die Arbeit von Mentalcoach Berthold sagte Liensberger: „Ich bin wirklich dankbar, dass er hier dabei war. Im Training und bei den Rennen. Er hat mich begleitet, stützte mich und gab mir Sicherheit. Sehr wertvoll für mich. Ich hätte mir nur gewünscht, es würde vom Ergebnis her belohnt worden. Aber offenbar braucht es Zeit. Ich wünsche mir, dass sich seine Arbeit irgendwann noch auszahlt“, so Liensberger, die mit Berthold über die WM hinaus zusammenarbeiten möchte. „Das wäre wünschenswert“, sagte sie.

Guten Rat könnten alle im Team der Technikerinnen gebrauchen, auch Truppe, die alles versucht, derzeit aber nichts erreicht. „Man klemmt sich rein, aber es will nicht gehen. Das ist wie ein Brett, gegen das ich im Rennen anfahre. Das Ergebnis tut weh, aber es nützt gerade nichts. Ich bin ein bisschen verzweifelt, finde einfach keinen Rhythmus, nicht einmal mit der Brechstange“, sagte die 27-Jährige, die nach einer Lösung suchte, aber nicht fand – weder in Meribel noch davor.