Skispringerin Eva Pinkelnig (AUT)
APA/Georg Hochmuth
Nordische Ski-WM

ÖSV-Team erlebt zu Halbzeit Deja-vu

Der erste Teil der 54. nordischen Ski-WM der Geschichte ist absolviert, und Österreichs Abordnung liegt in Planica bisher voll im Soll. Mit zweimal Silber und zweimal Bronze im Skispringen und der Kombination ist das vorgegebene Ziel von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober bereits erreicht. So wie zuletzt bei den Alpinen fehlt allerdings noch Gold in der Sammlung. Daher geht im Lager des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) die Angst vor einem Deja-vu um. Angst haben auch die slowenischen Veranstalter um ihren Ruf, denn die WM war entgegen allen Hoffnungen bisher alles andere als ein Fanmagnet.

Vier Medaillen hatte ÖSV-Präsidentin Stadlober vor den Titelkämpfen in Slowenien ausgegeben. Dank Eva Pinkelnig und ihren Kolleginnen auf der Normalschanze, wo sowohl im Einzel als auch als im Team die Silbermedaille heraussprang, sowie den Kombi-Bronzenen von Franz-Josef Rehrl und dem Mixed-Team hält Österreich am ersten WM-Ruhetag bei der erhofften Zahl. Auch Gold war bereits in Griffweite, allerdings hatte Stefan Kraft auf der Normalschanze als Halbzeitführender nicht das nötige Glück, Pinkelnig fehlten auch nur 2,2 Punkte auf den WM-Titel.

Der Sportliche Leiter der nordischen Sparte im ÖSV, Mario Stecher, zog mit Blick auf die Ausbeute eine zufriedene Bilanz. Die WM sei „schon positiv, mit vier Medaillen ist es ganz okay“. Etwa im Kombi-Mixed seien die Erwartungen sogar übertroffen worden, im Mixed-Bewerb im Skispringen mit Platz vier hingegen nicht erfüllt worden. Neben Pinkelnig hob der 45-Jährige dafür das versilberte Skispringerinnen-Team hervor. An eine Wiederholung der alpinen Ausbeute, als von sieben Medaillen keine in Gold glänzte, wollte Stecher nicht denken: „Wir haben absolut die Chance, dass wir auch noch Gold gewinnen, aber wir sind sicher nicht die Topfavoriten.“

Skispringerin Eva Pinkelnig (AUT)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Pinkelnig wurde in Planica ihrer Rolle als potenzielle Medaillenkandidatin bisher voll gerecht

In der zweiten WM-Woche gäbe es drei realistische Chancen, um zumindest einen Titel zu holen, so Stecher. „Kraft hat seine Performance auf der kleinen Schanze gebracht, er ist bei den Besten dabei“, hob Stecher Österreichs Nummer eins im Springerteam hervor, auch wenn Kraft auf der Normalschanze nach Halbzeitführung auf Platz vier zurückgefallen war. Zudem sei vor allem die Weltcup-Führende Pinkelnig auch auf der Großschanze für den Titel gut. Als heißer Tipp gilt für Stecher auch Kombinierer Johannes Lamparter. „Er hat sich im Mixed um einiges verbessert gezeigt.“

Große Chancen auf großer Schanze

Kraft und Lamparter gehen in ihren jeweiligen Bewerben auf der Großschanze als Titelverteidiger an den Start. Während Lamparter sich nach einem enttäuschenden Normalschanzenbewerb mit Bronze in der Mixed-Staffel deinen Schub holte, haderte Kraft bisher mit zwei vierten Plätzen. „Das war schon hart, in der Nacht sind mir die 0,4 Punkte (Abstand zu Bronze, Anm.) ein paarmal untergekommen, ich bin ein paarmal munter geworden. Aber ich bin vorne mit dabei, das stimmt mich positiv. Wenn es schon auf der Kleinen so ist, freue ich mich auf die Große“, sagte der Weltmeister der vergangenen beiden Titelkämpfe. Lamparter blickte ebenfalls mit Freude auf den großen Bakken: „Die Großschanze ist, wo ich mich wohlfühle.“

Keine zusätzliche Motivation für die Großschanze benötigt Pinkelnig. „Ich habe die Kleinschanzenbewerbe positiv abgeschlossen, und der zweite (Sprung im Mixed) war eine richtige Bombe. Auf der Großen ist die Devise: Vollgas, Vollgas runter ins Loch“, sagte die Vorarlbergerin. Neben der 34-Jährigen überzeugte bisher aber auch die erst 18-jährige Julia Mühlbacher – und das im Team-Bewerb trotz einer durch einen Sturz zugezogenen Schienbeinverletzung. Trainer Harald Rodlauer hielt den Ball beim Thema Mühlbacher dennoch flach: „Sie ist seit dem Sommer-Grand-Prix-Finale nicht mehr von der Großschanze gesprungen ist. Es fehlt ihr die Sicherheit, da muss man die Erwartungen ein bisschen bremsen.“

Ticketpreise verhindern Fanansturm

Apropos Erwartungen: Jene der Veranstalter in Sachen Fanbesuch wurden in Planica bisher nicht erfüllt. An den ersten fünf Wettkampftagen blieben mehrfach sogar ganze Tribünen leer. Die Veranstalter zählten von Mittwoch bis Samstag 4.000 bis 7.200 Fans täglich. Gerechnet hatte man mit deutlich mehr. Die ersten fünf Tage brachten insgesamt 27.300 Fans, obwohl an diesen Tagen die Sprungbewerbe mit den starken slowenischen Teams jeweils am frühen Abend angesetzt waren. Ursprünglich hatten sich die slowenischen Gastgeber 150.000 Fans an den elf Tagen erhofft. Eine Woche vor der WM war immer noch von rund 100.000 die Rede.

Tribüne in Planica
GEPA/Patrick Steiner
Angst, auf den Tribünen keinen Platz zu ergattern, musste man in Planica bisher nicht haben

Ein Grund dafür, dass speziell die Tribünen in Planica meist verwaist sind, dürften die Kartenpreise sein. Tagestickets für Stehplätze an den Langlauf-Strecken und Schanzen kosten je nach Wochentag und Datum von 49 bis 64 Euro. Stehplätze im Stadion sind erst um 60 bis 84 Euro zu bekommen. Für einen Sitzplatz sind an den meisten der Wettkampftage 99 Euro zu berappen. VIP-Tagestickets können um 300 bis 400 Euro erworben werden.

Damen-Sprungtrainer Rodlauer bedauert das Ausbleiben der Massen und hält die Preisgestaltung für ursächlich. „Man hätte gedacht, gerade in Planica, dem Mekka des Skispringens, da werden die Leute reinströmen wie beim Skifliegen. Vielleicht liegt es daran, dass die Kartenpreise so hoch sind. 65 Euro pro Karte – mit einer Familie zu viert, ich weiß nicht, wie viele sich das leisten“, sprach Rodlauer die im Vergleich zu den Skiflug-Weltcup-Bewerben im März deutlich teureren Tickets an. Auch die im Vergleich zu sonst deutlich gestiegenen Hotelpreise in Kranjska Gora und Umgebung dürften viele ausländische Fans abgeschreckt haben.