Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur
IMAGO/Motorsport Images/Steven Tee
Formel 1

Neuer Ferrari-Boss bittet um Geduld

Trotz einiger Rennsiege zu Beginn der Vorjahrssaison hat es bei Ferrari im späteren Verlauf nicht mehr klappen wollen. Nach zahlreichen Fehlern in der strategischen Planung landete der italienische Rennstall knapp vor Mercedes auf Platz zwei der Konstrukteurswertung und wollte Änderungen vornehmen. Im Dezember stellte man deshalb Frederic Vasseur als neuen Teamchef vor. Am Sonntag gibt der Franzose sein Renndebüt, bittet die Fans aber um Geduld.

Nachdem es zu Beginn der Saison 2022 noch so ausgesehen hatte, als könnte sich Ferrari einen spannenden Kampf mit Red Bull liefern, gelang es dem Team von Fahrerweltmeister Max Verstappen nach der Sommerpause, sich klar von den Italienern abzusetzen. Am Ende krönte sich Red Bull mit einem Vorsprung von satten 205 Punkten zum Konstrukteurschampion. Grund für den starken Abfall von Ferrari waren neben einem unzuverlässigen Motor und einigen Grid-Strafen auch viele Fehler in der Strategie.

Immer wieder geriet dabei der Teamchef Mattia Binotto in Erklärungsnot und wurde schließlich nach der Saison 2022 entlassen. Anstelle des Italieners übernahm Frederic Vasseur das Steuer von Ferrari. Der Franzose ist der erste externe Boss des Rennstalls seit seinem Landsmann Jean Todt (Teamchef von 1993 bis 2007) und soll wieder neuen Schwung in das Traditionsteam bringen.

Ferrari pokert bei Testfahrten

Nach den Formel-1-Testfahrten gelten Max Verstappen und Red Bull Racing als Favoriten für die neue Saison. Konkurrent Ferrari ließ sich nicht in die Karten blicken – die Italiener haben beim Test gepokert.

Die letzten vier Ferrari-Bosse wurden jeweils innerbetrieblich befördert und hatten allesamt nur mäßigen Erfolg. Vasseur war von 2017 bis 2022 als Teamchef von Alfa Romeo und 2016 von Renault tätig. Davor brachte er in der Formel 3 sein eigenes Team an den Start. Seit dieser Zeit gilt der 54-Jährige als großer Förderer von Talenten. Nach seiner Anstellung bei Ferrari im Dezember zeigte sich Vasseur „hocherfreut und geehrt“ über die neue Aufgabe.

„Ich werde sicherlich etwas Zeit benötigen“

Vasseur hat nun im Rahmen der Testfahrten in Bahrain auch erste personelle Veränderungen angekündigt. Der bisherige Leiter des Strategieteams, Inaki Rueda, wird in Zukunft „etwas weniger an der Boxenmauer stehen und eher in der Fabrik“, kündigte der neue Teamchef von Ferrari an. Dafür wird der Inder Ravin Jain die bisherige Aufgabe des Spaniers übernehmen. „Es ist eine Frage des Kommunikationsflusses, und ich denke, wir haben jetzt etwas mehr Klarheit geschaffen“, begründete Vasseur seine Entscheidung bei einem Interview mit dem Rennsportportal Motorsport.com.

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur
IMAGO/HochZwei
Vasseur freut sich auf die neue Herausforderung bei Ferrari

Ansonsten gab es in den ersten Wochen des neuen Teamchefs keine großen Neuerungen. „Wir müssen realistisch bleiben, in so kurzer Zeit lässt sich nicht viel ändern, und ich werde sicherlich noch Zeit benötigen. Es ist ein langwieriger Prozess, aber Ferrari ist ein gutes Team, und es geht auch nicht darum, alles zu verändern“, betonte der 54-jährige Franzose gegenüber Speedweek.com.

„Er hat das Team gleich verstanden“

Die Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz fanden positive Worte über ihren neuen Vorgesetzten. „Es ist noch sehr früh, aber ich kann sagen, dass er sich schnell eingelebt hat. Er hat das Team gleich verstanden, und das ist bei einer so großen Mannschaft wie Ferrari nicht selbstverständlich“, erklärte Leclerc, der WM-Zweite von 2022.

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc
AP/Frank Augstein
Leclerc ist von seinem neuen Chef überzeugt

Sein spanischer Teamkollege Sainz ergänzte: „Wir hatten gute Gespräche, und ich denke, er wird Schritt für Schritt jene Änderungen umsetzen, die er für richtig hält. Ich denke, wir müssen ihm noch Zeit geben, denn noch haben wir kein Rennen bestritten, und diese bieten das größte Verbesserungspotenzial.“

Bei den Testfahrten konnte Ferrari mit Vorjahressieger Red Bull nicht mithalten, platzierte aber an allen drei Tagen mindestens einen Fahrer in den Top Sechs. Nach ähnlichen Ergebnissen mit teilweise identen Reifenmischungen bahnt sich auch heuer wieder ein Kampf um Platz zwei der Konstrukteurswertung mit Mercedes an.