F1-Testfahrt von Nico Hülkenberg (Haas) in Bahrain
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Formel 1

Wie die Teams Kosten sparen

Seit Jahren versucht die Königsklasse des Motorsports, Geld nicht massenweise auszugeben, sondern auch eine Kostengrenze einzuhalten. Nachdem Red Bull für das Überziehen des erlaubten Budgets in der Saison 2021 bestraft worden ist, blicken die Rennställe nun noch genauer auf ihre Ausgaben. Im Kampf um jeden Cent haben die Teams unterschiedlichste Lösungen gefunden.

Während das Haas-Team in der kommenden Saison allein bei den Transportkosten rund 235.000 Euro durch einen neuen Sitzplan an der Boxenmauer einsparen will, liegt bei Red Bull der volle Fokus auf Kostenkontrolle. Der Konstrukteurs-Weltmeister hatte für das leichte Überschreiten der Kostengrenze im Jahr 2021 eine Strafe kassiert und stockte deshalb die eigene Finanzabteilung auf.

Red Bull darf in dieser Saison unter anderem zehn Prozent weniger Entwicklungszeit im Windkanal beanspruchen. „Aus den negativen Erfahrungen haben wir gelernt. Die Finanzabteilung haben wir personell massiv aufgestockt“, erklärte Berater Helmut Marko der APA.

Red-Bull-Berater Helmut Marko
Reuters/Leonhard Foeger
Red-Bull-Berater Marko will Budgetüberschreitungen wie 2021 in Zukunft verhindern

Anders als in der Vergangenheit werden die Ideen der Techniker nun von den Finanzexperten im Team penibel auf die möglichen Kosten gegengecheckt. Dann werde geschaut, was die möglichen Resultate im Verhältnis zum „Cost Cap“ bringen könnten. „Das sind schon fast mathematische und taktische Spiele, die mitberücksichtigt werden müssen“, betonte Marko.

Unklarheiten bei Budgetobergrenze

Die Budgetgrenze wurde 2021 eingeführt und betrug 148,6 Millionen Dollar. Sie wurde ins Leben gerufen, um fairere Rahmenbedingungen zu schaffen und das finanzielle Überleben aller zehn Teams zu garantieren. Die Kostengrenze sollte eigentlich von Jahr zu Jahr sinken. Auf die entsprechenden Sockelbeträge einigte man sich jedoch zu einem Zeitpunkt, als die gegenwärtigen hohen Inflationsraten noch nicht absehbar waren. Je höher die als Bemessungsgrundlage verwendete Inflationsrate, desto höher auch der Zuschlag.

Außerdem schlugen die Teams noch andere Abgeltungen heraus: Für jedes Sprintrennen gibt es pro Wochenende aktuell 300.000 Dollar zusätzlich, dazu gibt es für jedes Rennen über dem 21. Saisonrennen extra 1,8 Mio. Dollar. Die Frage, wo der Deckel tatsächlich liegt, ist somit nicht leicht zu beantworten. Ursprünglich sollte das Ausgabenlimit 2023 auf 135 Millionen Dollar sinken. Inklusive aller Zuschläge, wovon jener für die Inflation den größten Brocken ausmacht, wird es diese Saison aber wohl den höchsten Stand bisher erreichen – und auf über 150 Millionen Dollar klettern.

Viele Schlupflöcher für Teams

Nicht unter die Ausgabengrenze fallen unter anderem die Fahrergehälter, Reisespesen der Angestellten, die Gehälter der teuersten drei Mitarbeiter und die Ausgaben für Marketing sowie die Motoren. Die leistungsrelevanten Kosten für Forschung und Entwicklung sind allerdings gedeckelt. Die Topteams Red Bull, Ferrari und Mercedes verfügen über die deutlich größten Budgets im Feld und haben deshalb keine Probleme mit teuren Fahrerverträgen. Dahinter folgen mit etwas Abstand McLaren, Aston Martin und Alpine.

Für Red Bull könnte heuer eventuell die zweite Saisonhälfte kritisch werden, falls es zu einem Wettrüsten mit anderen kommt und kritische Ressourcen wie die Windkanalzeit dann aufgebraucht sind. Die Fähigkeit, das Auto kontinuierlich weiterzuentwickeln, war immer eine Stärke des fünffachen Konstrukteursweltmeisters, gerade im Jahr des ersten Titelgewinns von Verstappen 2021. Also in jenem Jahr, in dem der Rennstall laut FIA-Experten zu viel ausgegeben hat.

Haas-Teamchef Günther Steiner
GEPA/Mario Buehner
Haas-Teamchef Steiner muss aufgrund des begrenzten Budgets kreativ werden

Die geringsten Mittel im Feld hat Haas, das ab dieser Saison mit nur noch drei statt sechs Mitarbeitern an der Kommandozentrale direkt am Streckenrand das Rennen verfolgen wird. „Hat man sechs Leute da draußen oder lieber ein paar Updates mehr?“, erläuterte Teamchef Günther Steiner in Bahrain die Fragestellung, die hinter dieser Entscheidung steckte.