Stefan Kraft
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Nordische Ski-WM

Kraft plant erneute Punktlandung

Am Freitag (17.20 Uhr, live in ORF1) steht mit dem Bewerb auf der Großschanze das letzte Einzelhighlight der Weltmeisterschaft in Planica auf dem Programm. Mit Stefan Kraft stellt Österreich den Titelverteidiger – und der Salzburger ist optimistisch, dass er auch heuer zumindest auf dem Siegerfoto der besten drei zu finden ist. „Ich habe meine Sachen beieinander“, sagte Kraft, der auf eine Wiederholung des Coups von 2021 hofft, als ihm nach Pech auf der Normalschanze auf dem großen Bakken eine goldene Punktlandung gelang.

Der Frust über „Blech“ auf der Normalschanze ist jedenfalls verflogen. Seiner vergangene Woche nach Halbzeitführung bei turbulenten Bedingungen verpasste 13. WM-Medaille weint der Salzburger keine Träne mehr nach. „Mittlerweile kann ich damit leben, es hilft nichts, ich bin cool skigesprungen, aber es wollte nicht sein. So ist es schon vielen gegangen.“ An den Ruhetagen habe er die vierten Plätze im Einzel und im Mixed-Team abgeschüttelt und neue Energie geschöpft.

In der Großschanzen-Qualifikation kam Kraft am Donnerstag als Sechster zwar ins Spitzenfeld, verlor aber im Vergleich zum Qualibesten Timi Zajc aus Slowenien bei gleicher Anlauflänge doch 7,5 m und 10,2 Punkte. Trotzdem geht der Salzburger zuversichtlich in die Konkurrenz: „Ich freue mich drauf, bin in einer super Form, habe meine Sachen beieinander, bin körperlich topfit und gesund – von dem her ist eine Medaillenchance sicher da, und an das glaube ich auch.“

Kraft bester Österreicher in Quali

Bei der Qualifikation für den Bewerb auf der Großschanze bei der nordischen Ski-WM in Planica zeigten Österreichs Adler solide Sprünge, ohne aber mit der absoluten Spitze mitzuhalten. Bester wurde einmal mehr Stefan Kraft.

Ähnliche Ausgangssituation

Zudem kann der 29-Jährige auf die Erinnerungen von Oberstdorf bauen. Vor zwei Jahren lief auf der Normalschanze mit Platz zehn nichts zusammen, auf der Großschanze schlug der ÖSV-Adler aber zurück und holte sich nach 2017 zum zweiten Mal Gold. Aufgrund vieler blendend aufgelegter Konkurrenten werde es aber ein harter Fight, sagte Kraft mit Verweis auf die in der Quali starken Polen Dawid Kubacki und Kamil Stoch. Auch Weltcup-Spitzenreiter Halvor Egner Granerud gehört trotz einer durchwachsenen WM und Platz neun in der Qualifikation zum Favoritenkreis. „Mit ihm ist wieder zu rechnen, er hatte im Einzel Pech und keine guten Bedingungen.“

Auch wenn für Kraft Qualisieger und Lokalmatador Zajc als Titelkandidat Nummer eins in den Bewerb geht, sei eine Überraschung nie ausgeschlossen: „Es kann leicht sein, dass drei eine übermenschliche Form auf der Großen haben, dann wird es auch wieder schwer.“ Im ORF-Interview hoffte der Salzburger aber darauf, dass vielleicht doch er wieder die richtige Unterstützung bekommt: „Wenn es ganz nach vorne gehen soll, dann braucht es auch Hilfe von oben“, so der Titelverteidiger.

Stefan Kraft
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Vor zwei Jahren in Oberstdorf holte sich Kraft im Schneetreiben seine dritte Goldene in einem Einzelspringen

Quartett mit Überraschungspotenzial

Krafts Teamkollegen Daniel Tschofenig, Jan Hörl, Michael Hayböck und Manuel Fettner schafften es zwar ebenfalls souverän in den Hauptbewerb, gehören aber nicht zum engsten Favoritenkreis. Sie dürfen nach teils sehr guten Weltcup-Ergebnissen jedoch auf einen Überraschungscoup hoffen. Geht es nach Kraft, hat vor allem der Kärntner Tschofenig das Potenzial bei seinem Fastheimspiel in Planica die Elite zu düpieren. „Wenn er zwei Raketen zeigt, dann kann er auf das Stockerl kommen.“

Der Elfte der Großschanzen-Quali hatte wie Kraft, Granerud und einige andere auf dem kleinen Bakken Windpech gehabt, sein Ärger ist aber schnell verraucht. „Ich bin wieder auf Normalzustand. Die Schanze liegt mir sehr gut, es kann alles drin sein“, so Tschofenig, der sich mit seinen 20 Jahren noch nicht im engsten Favoritenkreis sieht. „Eine Medaille ist kein Ziel, von dem ich sage, das muss jetzt passieren. Ich habe noch genug Zeit. Aber natürlich darf man träumen und man darf Hoffnungen haben.“

Sollte es im Einzel anders als bei seiner zu Gold gesprungenen kanadischen Freundin Alexandria Loutitt nicht klappen, habe er mit der ÖSV-Mannschaft am Samstag noch gute Chancen. „Im Team wollen wir alle echt die Medaille sehen, vor allem nach den zwei vierten Plätzen.“ Unmittelbar hinter Kraft als Siebenter zeigte Hörl in der Qualifikation eine klare Aufwärtstendenz. Hayböck und Fettner stiegen mit den Positionen 14 bzw. 20 auf.

Hoffnung auf guten Wind

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl hofft, dass gleichbleibende Verhältnisse ein weiteres Drama verhindern. „Ich hoffe, dass das Wetter stabiler wird, dass es wirklich fair wird“, so der Tiroler in der APA. Der ÖSV-Coach schließt aber auch bei idealen Verhältnissen einen Überraschungssieger nicht aus. „Es geht schnell im Skispringen, dass Erfolg da ist, aber es kann auch schnell gehen, dass man Vierter oder Fünfter ist. Man sieht es auch bei den Deutschen, die schleudert es das ganze Jahr und sie bekommen wenig zusammen, und jetzt haben sie eine erfolgreiche WM.“

Herren-WM-Springen Großschanze

Stand nach dem ersten Durchgang:
1. Ryoyu Kobayashi JPN 135,0 144,0
2. Timi Zajc SLO 137,5 143,3
3. Halvor Egner Granerud NOR 131,0 141,0
4. Dawid Kubacki POL 129,0 138,1
5. Karl Geiger GER 137,5 136,8
6. Kamil Stoch POL 131,5 136,0
7. Markus Eisenbichler GER 131,0 134,6
8. Daniel Tschofenig AUT 134,0 131,8
9. Piotr Zyla POL 128,5 130,9
10. Jan Hörl AUT 130,0 130,7
11. Stefan Kraft AUT 125,5 130,6
12. Andreas Wellinger GER 127,5 129,9
13. Johann Andre Forfang NOR 131,5 129,6
14. Anze Lanisek SLO 124,5 129,5
15. Manuel Fettner AUT 128,0 127,7
16. Michael Hayböck AUT 129,0 125,1
17. Simon Ammann SUI 127,5 124,7
18. Ziga Jelar SLO 126,5 124,4
19. Domen Prevc SLO 130,0 124,2
20. Constantin Schmid GER 127,5 123,3
21. Marius Lindvik NOR 128,0 122,3
22. Aleksander Zniszczol POL 124,5 122,0
23. Gregor Deschwanden SUI 126,0 121,6
24. Kristoffer Eriksen Sundal NOR 125,0 121,2
25. Artti Aigro EST 125,5 120,5
26. Erik Belshaw USA 126,0 118,7
27. Naoki Nakamura JPN 123,5 118,3
28. Niko Kytosaho FIN 123,0 115,7
29. Jewhen Marusiak UKR 125,0 114,4
30. Eetu Nousiainen FIN 125,5 114,1
Nicht im Finale dabei:
. Antti Aalto FIN 120,0 111,3
. Ren Nikaido JPN 121,5 110,2
. Mackenzie Boyd-Clowes CAN 119,0 109,2
. Junshiro Kobayashi JPN 119,0 107,6
. Vladimir Zografski BUL 119,0 107,3
. Casey Larson USA 120,0 105,5
. Fatih Arda Ipcioglu TUR 118,0 105,2
. Witalij Kalinitschenko UKR 121,5 105,1
. Decker Dean USA 120,5 104,4
. Alex Insam ITA 119,5 104,0
. Francesco Cecon ITA 119,5 103,9
. Roman Koudelka CZE 118,0 101,7
. Danil Wassiljew KAZ 118,5 100,9
. Remo Imhof SUI 119,5 100,3
. Giovanni Bresadola ITA 114,5 93,9
. Vilho Palosaari FIN 114,0 92,5
. Killian Peier SUI 115,0 92,1
. Radek Rydl CZE 113,5 88,5
. Daniel Andrei Cacina ROU 113,5 88,4
. Mihnea Alexandru Spulber ROU 109,5 80,6