Vinicius Junior (Real Madrid) gegen Jordan Henderson (Liverpool)
Reuters/Phil Noble
Champions League

Liverpool bläst zu Aufholjagd in Madrid

Nach der 2:5-Abfuhr im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League daheim gegen Real Madrid spricht kaum noch etwas für einen Aufstieg von Liverpool. Allerdings waren die „Reds“ in dieser Saison schon einige Male für Überraschungen gut, nicht erst die 7:0-Gala in der Premier League gegen Manchester United bewies, wozu das Team um CL-Toptorschütze Mohammed Salah fähig ist. Im zweiten Mittwoch-Spiel (21.00 Uhr) liegt das Viertelfinal-Ticket für den SSC Napoli gegen Eintracht Frankfurt bereit.

Das Hinspiel an der Anfield Road war ein Spiegelbild der aktuellen Saison von Liverpool. 2:0 lagen die Hausherren in Führung, ehe Vinicius Junior (21., 36.), Eder Militao (47.) und Karim Benzema (55., 67.) den klaren Erfolg der Spanier herausschossen. Liverpool, das noch in der letzten Saison bis ganz zuletzt um vier Titel spielte, ist verletzlich und launisch geworden. Am Wochenende unterlag man nur eine Woche nach dem überzeugenden 7:0 gegen Manchester United bei Abstiegskandidat Bournemouth 0:1, längst wird in England über das mögliche Ende der Ära von Trainer Jürgen Klopp spekuliert.

Zu besseren Zeiten, auf dem Weg zum bisher letzten CL-Titel 2019, holte der 19-fache englische Meister im Halbfinale gegen Barcelona ein 0:3 und stieg mit dem Gesamtscore von 4:3 noch ins Endspiel auf – das allerdings vor Heimpublikum. Ungleich schwieriger wird die Aufgabe für Liverpool im Bernabeu-Stadion. ÖFB-Teamkapitän David Alaba wird dabei – wie schon im Hinspiel – nach seiner Oberschenkelverletzung noch nicht mitwirken können und wohl auch im „Clasico“ beim FC Barcelona am Sonntag noch kein Thema sein.

Mohamed Salah (Liverpool) gegen Dani Ceballos (Real Madrid)
Reuters/Phil Noble
Die Hoffnungen von Liverpool ruhen unter anderem auf Salah, der die CL-Torschützenliste mit acht Treffern anführt

Ancelotti warnt vor Überheblichkeit

„Wenn wir in dieser Saison eines gelernt haben, dann, mit Rückschlägen umzugehen“, suchte Klopp in den Trümmern der Bournemouth-Partie nach Positivem. Bei Real ist man bemüht, keine Überheblichkeit an den Tag zu legen. Real-Coach Carlo Ancelotti traut dem großen Vorsprung jedenfalls nicht so recht. Nicht nur die Anfangsviertelstunde des Hinspiels, als Darwin Nunez (4.) und Salah (14.) den Madrilenen „einschenkten“, ist beim Italiener präsent. Auch das letztjährige Viertelfinale ist noch recht frisch. Da geriet sein Team nach dem 3:1-Erfolg bei Chelsea im Heimrückspiel mit 0:3 in Rückstand und musste sich schließlich mühsam zum 2:3 und dem Aufstieg kämpfen.

„Die Chelsea-Partie ist uns noch lebendig in Erinnerung“, betonte Ancelotti nun. Ähnliches gelte es gegen Liverpool zu vermeiden. „Wir dürfen nicht einschlafen, müssen die richtige Balance finden und dürfen nicht an das Resultat denken“, stellte der Italiener fest. „Vom Psychologischen her ist das Spiel für uns komplizierter als für Liverpool“, war Ancelotti überzeugt. Sein Plan: „Wir werden nicht rausgehen und verteidigen, wir müssen unsere Fans glücklich machen.“ Genauso appellierte Innenverteidiger Eder Miliato an seine Teamkollegen. „Liverpool hat eine super Mannschaft, und wir wollen uns zu Hause nicht überraschen lassen“, sagte der Brasilianer.

Klopp glaubt jedenfalls trotz der deutlichen Niederlage im Hinspiel an ein Wunder in Madrid. „Wenn es auch nur eine einprozentige Chance gibt, dann würde ich sie gerne nutzen“, sagte der Liverpool-Coach. „Wir sind hier und treffen auf einen extrem starken Gegner, und wir werden versuchen, das Spiel zu gewinnen. Und so schwer das auch ist: Ich glaube, dass das möglich ist.“ Wenn er der Einzige sei, der ein klein wenig daran glaubt, sei das okay. „Es ist Fußball, und wir werden einen Versuch starten“, erklärte Klopp.

Frankfurt fährt nicht auf Urlaub nach Neapel

Auch im zweiten Mittwoch-Spiel ist die Favoritenrolle nach dem Hinspielergebnis recht klar besetzt. Gastgeber SSC Napoli darf sich gegen Eintracht Frankfurt nach dem 2:0 im Hinspiel beste Chancen auf das erste CL-Viertelfinale der Clubgeschichte ausrechnen. Daran ändern auch die Durchhalteparolen von Trainer Oliver Glasner nichts. Die Frankfurter würden nicht „als Touristen mit der weißen Fahne ins Maradona-Stadion in Neapel einlaufen“, hatte der Oberösterreicher bereits nach dem Hinspiel erklärt.

Mario Götze (Eintracht Frankfurt) gegen Hirving Lozano (Napoli)
Reuters/Kai Pfaffenbach
Das Hinspiel war eine klare Sache für Napoli, dennoch glaubt Frankfurt noch an seine Chancen

Dass sich Stürmer Randal Kolo Muani dabei Rot abholte und nun gesperrt ist, macht die Aufgabe nicht leichter. „Ein Spieler allein kann ein Spiel ohnehin nicht gewinnen“, betonte Glasner am Dienstagabend. „Die Marschrichtung ist klar: Wir werden alles geben, um weiterzukommen. Wir wollen uns auf Europas größter Bühne zeigen, mit allem, was wir haben.“

Der Umstand, dass man gegen den souveränen Serie-A-Tabellenführer um Goalgetter Victor Osimhen und Linksaußen Chwitscha Kwarazchelia auf die eigenen Fans verzichten muss, ist ein weiterer Dämpfer. Denn deutschen Fans ist der Zugang zur Arena untersagt, nachdem es am Rande des Hinspiels zu tätlichen Angriffen auf italienische Fans gekommen war. Nach einem juristischem Hin und Her verzichtete Frankfurt am Montag freiwillig auf das ihm zustehende Gästekontingent von 2.700 Tickets, legte aber neuerlich Rechtsmittel gegen die Entscheidung ein.