Straßenrennkurs in Jeddah
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Formel 1

Rollen in Dschiddas Straßen klar verteilt

Zwei Wochen nach dem Auftakt in Bahrain geht am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) auf dem Stadtkurs von Dschidda mit dem Grand Prix von Saudi-Arabien der zweite Lauf zur diesjährigen WM über die Bühne. Die Rollen sind dabei bereits fix verteilt: Max Verstappen und Red Bull gehen nach der Machtdemonstration von Sachir als klare Favoriten ins Rennen. Auch weil die Konkurrenz vor allem mit sich selbst beschäftigt ist.

Verstappen ist in den ersten beiden Nachtrennen auf dem Corniche Circuit bisher jeweils auf dem Podest gestanden, im Vorjahr holte er sich den Sieg – und auch beim Saisonstart in Bahrain war der Weltmeister auf dem Weg zum Sieg ungefährdet. Trotzdem übte sich Verstappen vor dem zweiten Rennen in Zurückhaltung. „Ich gehe nicht davon aus, dass es einfach wird“, meinte der Niederländer.

Grund für die Vorsicht ist eine eben erst überstandene Magen-Darm-Infektion, wegen der Verstappen auch einen Tag später nach Dschidda reiste. Er fühle sich nach einigen Tagen Unwohlsein aber wieder fit, beruhigte der 25-Jährige am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die größte Gefahr – so es eine aufgrund der Konstellation überhaupt eine ist – könnte Verstappen von seinem eigenen Teamkollegen Sergio Perez drohen. Auch weil Ferrari-Herausforderer Charles Leclerc nach einem Tausch der Kontrollelektronik eine Rückversetzung um zehn Startplätze in Kauf nehmen muss.

Kurze Sorge um Weltmeister

Max Verstappen war aufgrund von Magenproblemen mit einem Tag Verspätung zum Großen Preis von Saudi-Arabien angereist

Marko vermisst Mateschitz

Trotzdem herrscht beim Weltmeisterteam nicht uneingeschränkt eitel Wonne. Denn Motorsportberater Helmut Marko fand in einem Interview mit dem konzerneigenen Magazin „Speedweek“ klare Worte. Der Steirer bedauerte, dass mit dem Tod von Dietrich Mateschitz Visionen und Emotionen abhanden gekommen seien. Den nun bei Red Bull für Sport zuständigen Konzerngeschäftsführer Oliver Mintzlaff habe er bisher zweimal getroffen. Marko: „Er bekam Einblicke. Wie weit er auf unsere Ideen eingehen wird, wird man sehen. Red Bull Racing war immer sehr unabhängig.“

Die kurzen Entscheidungswege waren jahrelang eine der großen Stärken des österreichisch-englischen Teams, den engen Kontakt mit der Konzernspitze gibt es nun aber offenbar nicht mehr. „Es ist nicht mehr so, dass ich nach jedem Training und Rennen telefonisch berichte. Das direkte, persönliche und freundschaftliche Verhältnis ist nicht mehr da“, sagte Marko. „Didi war ein Visionär, hatte Emotionen. Das sehe ich jetzt nicht mehr.“

Max Verstappen (Red Bull) und Helmut Marko
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Marko (r.), hier im Gespräch mit Verstappen, muss sich an die neuen Rahmenbedingungen erst gewöhnen

Einen Vertrag mit seinem langjährigen Weggefährten Mateschitz hatte Marko laut eigenen Angaben nie, er war beim Aufbau des Weltmeisterteams und dessen Unterbaus stets auf Handschlagbasis tätig. „Ich bin ein freier Mensch. Ich kann jederzeit aufhören, wenn es mich nicht mehr freut“, sagte der 79-Jährige. „Mal abwarten, wie die Zukunft wird.“

Mercedes weiter in Aufarbeitungsmodus

Die kurzfristigen Aussichten sind bei Mercedes das große Thema. Nach dem verpatzten Auftakt und Problemen schon davor bei den Testfahrten geht das Werksteam auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Saudi-Arabien nicht von der großen Wende aus. Es werde zwar „einige kleinere Weiterentwicklungen“ am W14 geben, kündigte Teamchef Toto Wolff an. „Game-Changer“, sprich grundlegende Veränderungen, würden das aber nicht sein.

Lewis Hamilton (Mercedes)
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Mercedes hofft, dass der Rückstand auf Red Bull im zweiten Rennen etwas kleiner ist

Rekordweltmeister Lewis Hamilton und sein Teamkollege George Russell waren in Bahrain als Fünfter und Siebenter ins Ziel gekommen – mehr als eine Minute hinter Sieger Verstappen. Das Konzept des Wagens, der wie sein Vorgängermodell praktisch ohne Seitenkästen entworfen wurde, funktioniert erneut nicht. Laut britischen Medien soll es intern Diskussionen geben, in welche Richtung man bei einer möglichen Lösung gehen will: Tabula rasa oder doch eine Weiterentwicklung?

„Seit Bahrain haben wir offene und ehrliche Gespräche geführt, auf deren Grundlage wir begonnen haben, unseren Plan aufzustellen, wie wir zurückschlagen wollen“, sagte Wolff in der offiziellen Vorschau des Teams auf das Rennen in Dschidda. „An diesem Wochenende werden wir in Saudi-Arabien mehr über den W14, seine Eigenschaften und seine Grenzen erfahren.“ Weitere Entscheidungen könnten also auf dieser Basis getroffen werden.