Für Perez, der den GP von Saudi-Arabien am Sonntag vor Verstappen für sich entschied und in der WM-Wertung nur einen Punkt hinter dem Niederländer liegt, ist der Unterschied zwischen ihm und dem zweifachen Champion derzeit jedenfalls nicht groß. „Es sind kleine Margen zwischen uns im Moment“, sagte der 33-jährige Mexikaner. „Ich bin hier, um zu kämpfen, das ist der einzige Grund.“ Anders als in den vergangenen beiden Jahren muss Perez zurzeit nicht zugunsten von Verstappen zurückstecken und wittert deshalb seine Chance.
Das weiß auch Verstappen, der sich auf einen offenen Schlagabtausch mit seinem Teamkollegen einstellt. „Wir dürfen frei fahren, der Beste wird also vorne sein“, erklärte der Niederländer. Zwei Wochen nach seinem Erfolg in Bahrain, als er sich vor Perez durchsetzte, musste sich der 25-Jährige in Dschidda mit Platz zwei begnügen. Allerdings war er nach einem Defekt an der Antriebswelle in der Qualifikation von Position 15 gestartet, Perez von der Pole.
„Ein Monster mit zwei Köpfen“
Die Dominanz von Red Bull schlägt sich auch in den Pressestimmen nieder. „Ein Monster mit zwei Köpfen“, schrieb die französische Sportzeitung „L’Equipe“ angesichts der klaren Überlegenheit. Ähnlich sieht es auch „The Guardian“: „Nach zwei Rennen in der neuen Formel-1-Saison addieren sich die Zahlen schon zu einem Vorzeichen für das, was kommen wird. Mit Platz eins und zwei in der ersten Runde in Bahrain wiederholte Red Bull die Heldentat noch einmal beim Großen Preis von Saudi-Arabien.“
Die Führung im Klassement wollte Verstappen aber nicht hergeben. Dabei sah es bis zur letzten Runde in Saudi-Arabien so aus, als würde Perez dank der schnellsten Rennrunde als WM-Spitzenreiter mit einem Punkt mehr nach Australien zum nächsten Rennen reisen. Doch dann entriss Verstappen seinem Teamkollegen nahezu spielerisch den einen entscheidenden Zusatzzähler. „Typisch Max: Letzte Runde, damit Perez nicht kontern kann“, kommentierte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko.
Verstappen drückt im Finish aufs Gas
Die Teambosse waren machtlos. „Das konnten wir nicht kontrollieren. Das war Max“, konstatierte Marko, das hätten sie ihm nicht verbieten können. „Die Fahrer haben sich relativ an unsere Vorgaben gehalten“, erklärte der 79-Jährige im ORF-Interview. Perez, der immerhin nicht auch noch um seinen fünften Karrieresieg nach der zweiten Pole seiner Laufbahn fürchten musste, kündigte aber schon mal an: „Das müssen wir uns noch einmal anschauen, denn ich habe definitiv andere Infos bekommen und konnte am Ende nicht mehr pushen.“
Wie sich der Zweikampf auf der Strecke entwickeln wird, wenn die Autos enger beisammen sind, werden die nächsten Rennen zeigen. Klar ist, da das auch die Vergangenheit gezeigt hat, dass Red Bull im Fall der Fälle immer den mit einem Rekordvertrag ausgestatteten Verstappen bevorzugen wird. „Wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfst, und es so aussieht, als ginge die nur zwischen zwei Autos, dann musst du auch dafür sorgen, dass diese zwei Autos verlässlich funktionieren“, nahm Verstappen nach seinen Problemen im Qualifying das Team in die Pflicht.
Strafenwirrwarr sorgt für Unmut
Während es am zweiten Doppelsieg von Red Bull keine Zweifel gab, sorgte das Strafenwirrwarr um den dritten Platz für Aufregung und Unmut. Bei der Siegerehrung feierte Fernando Alonso zunächst seinen dritten Platz, danach wurde er auf den vierten Rang zurückversetzt. Nachdem Aston Martin eine Neubeurteilung des Falls beantragt hatte, stießen die Rennkommissare ihre Entscheidung noch einmal um. Als die Nachricht von der Rücknahme der Zehnsekundenstrafe kam, war es allerdings schon Nacht.
"Die Fans tun mir leid“, sagte der Aston-Martin-Pilot und erklärte, die FIA habe ein trauriges Bild abgegeben. Man solle in Zukunft einfach wieder „gesunden Menschenverstand“ anwenden. „Ich denke, es ist mehr eine traurige Vorstellung der FIA denn eine Enttäuschung für uns selbst“, sagte der Spanier zu einem Zeitpunkt, als er davon ausgehen musste, Vierter geworden zu sein.
Alonso lässt sich Abend nicht verderben
Die Strafversetzung gegen den zweimaligen Weltmeister wurde ausgesprochen, weil seine Boxencrew beim Absolvieren einer ersten Zeitstrafe angeblich zu früh mit dem Arbeiten am Auto begonnen hatte. Dabei stand die Frage im Raum, ob der Wagenheber das Auto am Heck berührt hatte und das als Arbeiten am Wagen zählt. Kritik bekam die FIA vor allem dafür ab, wann die zweite Strafe ausgesprochen wurde – über 30 Runden nach dem betreffenden Vorfall.
Alonso wollte sich letztlich ohnehin nicht den Abend verderben lassen. „Für mich war das Wichtigste, dass das Auto so stark war, denn wir waren die Zweitschnellsten“, hielt der Asturier fest. „Wir waren klar vor Ferrari und haben die Mercedes kontrolliert“, fügte er hinzu. Das seien „sehr gute Nachrichten“. Red Bull sei im Moment „vielleicht ein bisschen außer Reichweite, aber wir sind gleich dahinter“.