Julian Nagelsmann
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Fußball

Nagelsmann-Aus bei Bayern besiegelt

Die Ära von Julian Nagelsmann als Trainer des FC Bayern München ist offiziell vorbei. Der deutsche Rekordmeister bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung von Donnerstagabend. Auch der bereits davor in den Medien vermeldete Thomas Tuchel als Nachfolger des 35-Jährigen wurde vom Club offiziell bestätigt.

Nagelsmann war 2021 von RasenBallsport Leipzig um kolportierte 25 Mio. Euro Ablöse nach München gewechselt und gewann mit den Bayern den zehnten Meistertigel in Folge. Der nun auf den ersten Blick ungewöhnliche Zeitpunkt des Trainerbebens begründet sich in der aktuellen Gesamtkonstellation.

Unter Nagelsmann waren die Bayern bei Weitem nicht so souverän unterwegs, wie es der ungefährdete Aufstieg gegen Paris Saint-Germain in der Königsklasse nahelegt. Mit der 1:2-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Bayer Leverkusen war Bayern in der Tabelle hinter Borussia Dortmund zurückgerutscht.

Bayern werfen Trainer Nagelsmann hinaus

Ein wahres Trainer-Beben gibt es bei den Bayern. Der deutsche Rekordmeister trennt sich überraschend von Julian Nagelsmann und holt Thomas Tuchel, weil die Klubführung den sportlichen Erfolg in Gefahr sieht.

„Saisonziele in Frage gestellt“

Die Bayern haben in diesem Jahr bereits zehn Punkte abgegeben – zu viel für die Bayern-Chefetage. „Nach der WM haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison infrage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus. Deshalb haben wir jetzt reagiert“, begründete Vorstandschef Oliver Kahn den Trainertausch.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic nannte Nagelsmanns Entlassung „seine schwierigste Entscheidung“ in seiner Zeit bei Bayern: „Ich habe zu Julian vom ersten Tag an ein offenes, vertrauensvolles, freundschaftliches Verhältnis gehabt. Ich bedauere die Trennung.“

Thomas Tuchel
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Tuchel soll den Bayern-Stars wieder den richtigen Weg zum Erfolg zeigen

Tuchel, der nicht nur bei Chelsea und PSG, sondern davor auch ausgerechnet bei Dortmund als Trainer tätig war, soll die Münchner nun wieder auf Kurs bringen. Der 49-Jährige erhält an der Isar einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 und wird schon am Montag erstmals das Training an der Säbener Straße leiten. Der 49-Jährige wird die Münchner auf den Klassiker gegen die Dortmunder nach der Länderspielpause vorbereiten. Eines hat Tuchel seinem Vorgänger voraus: Er kommt als Champions-League-Sieger mit Chelsea nach München.

Nur scheinbar Hauruckaktion

Die bereits am Donnerstagabend im Raum stehende Freistellung von Nagelsmann ist nur auf den ersten Blick eine Hauruckaktion. Denn sie geschieht unmittelbar vor der wichtigsten Saisonphase, in der es für die Bayern in der Meisterschaft, dem Cup und der Champions League um alles geht. Nach dem Ligaschlager gegen Dortmund stehen die K.-o-Duelle mit Freiburg im DFB-Pokal und Manchester City im Viertelfinale der Champions League an.

Um Nagelsmann gab es zudem viele Nebenschauplätze. So sorgte etwa die von ihm vorangetriebene Ablösung des Tormanntrainers Toni Tapalovic, eines Vertrauten des im Club hoch angesehenen Manuel Neuer, für Wirbel. Mit einer Beziehung zu einer Boulevardreporterin, die über den Club berichtet hatte, machte er sich intern angreifbar. Tatsächlich dürfte es aber im Allerheiligsten eines Fußballclubs, in der Beziehung zwischen Trainer und der Mannschaft, nicht mehr gepasst haben. „Nagelsmann hat die Kabine verloren“, titelte am Freitag die „Süddeutsche Zeitung“.