Marcel Sabitzer
GEPA/Manuel Binder
EM-Qualifikation

Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik

Österreichs Nationalteam hat die erste Pflichtaufgabe in der Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland mit Bravour bestanden. Beim 4:1-Sieg über Aserbaidschan stach am Freitag vor allem ein Trio, angeführt von einem stark aufspielenden Marcel Sabitzer, aus dem Kollektiv heraus. Luft nach oben gibt es aber vor dem nächsten Auftritt am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) erneut in Linz gegen Estland genug.

Heinz Lindner: Befriedigend

Lindner, der in seiner Linzer Heimat seinen 35. Länderspieleinsatz absolvieren durfte, wurde von den Aserbaidschanern nicht warmgeschossen und agierte – bis auf den einen obligaten abgerissenen Abschlag – souverän. Wenn der Gegner vor seinem Tor auftauchte, putzten Lindners Vorderleute meistens rechtzeitig aus. In der 42. Minute holte sich der 32-Jährige aber zurecht Sonderapplaus ab, als er einen strammen Schuss von Ramil Sheydaev mit einer Flugeinlage über die Latte drehte. Beim Gegentor konnte Lindner den Winkel nicht mehr entscheidend verkürzen und war machtlos.

Philipp Mwene: Genügend

Der 29-Jährige benötigte lange, um in der Partie anzukommen. Mwene schien von den technischen Fähigkeiten der Aseris etwas überrascht zu sein und agierte in den Zweikämpfen zögerlich. Mit einem unmotiviert scharfen Rückpass brachte er in der ersten Hälfte sogar den eigenen Goalie in Bedrängnis. Nach Wöbers Verletzung wechselte Mwene auf links, riss aber auch auf dieser Seite keine Bäume aus.

Kevin Danso: Befriedigend

Danso war mit einer unkonzentrierten Abwehr zwar für den ersten Eckball des Gegners verantwortlichen, riss sich aber in der Folge am Riemen und leistete sich keine Schnitzer in der Innenverteidigung trotz Abstimmungsproblemen mit Trauner. Mit Fortdauer der Partie ging der Lens-Legionär auch immer mehr in die Offensive. Kurz vor der Pause hatte Danso sogar das 3:0 auf dem Scheitel. Nach dem 3:0 schlichen sich auch beim 24-Jährigen Konzentrationsschwächen ein. Beim aserischen Tor kam Danso daher auch einen Schritt zu spät. Dafür kam er kurz vor Schluss einem eigenen Treffer noch einmal ganz nahe.

Gernot Trauner: Befriedigend

Der ehemalige LASK-Kapitän durfte in seiner früheren sportlichen Heimat zum zehnten Mal den ÖFB-Dress tragen. Trauner weckte bei den Linzer Fans mit einer über weite Strecken souveränen Vorstellung Erinnerungen an gemeinsame Zeiten. Dass die Chemie mit Danso noch nicht zu hundert Prozent stimmt, war aber in der einen oder anderen Phase zu sehen. Beim Treffer der Gäste agierte Trauner zu zögerlich und drückte somit etwas seinen ansonst guten Gesamteindruck.

Maximilian Wöber: Befriedigend

Wöber begann wie angekündigt auf der linken Seite und legte seinen Part wie auch sein Gegenüber Mwene hoch an. Allerdings musste der Leeds-Legionär seinen Arbeitstag bereits nach 33 Minuten mit einer Blessur im linken Oberschenkel beenden. Bis dahin fiel der 25-Jährige zweimal auf: Nach einer Viertelstunde sah er die erste Gelbe Karte im Spiel, dann bewies er bei der ersten Chance von Gregoritsch mit einer Flanke sein Gefühl im linken Fuß.

Patrick Wimmer: Sehr gut

Der 21-Jährige vom VfL Wolfsburg durfte zum zweiten Mal nach dem 0:2 in Dänemark im Juni 2022 in der Nations League von Beginn an den Teamdress tragen und bewies, dass Rangnick ein gutes „Naserl“ bewiesen hatte. Nicht nur im Zweikampf, auch in Sachen Übersicht agierte Wimmer wie ein alter Hase. Sein einleitender Pass auf Baumgartner vor dem 1:0 fiel in die Kategorie Zucker. Ein weiterer Pass aus dieser Kategorie auf Sabitzer hätte Wimmer kurz nach der Pause beinahe einen Assist eingebracht. Bei seiner Auswechslung in der 68. Minute gab es für den gebürtigen Niederösterreicher zurecht Sonderapplaus von den Rängen.

Konrad Laimer: Gut

Laimer benötigte in seinem 25. Länderspiel eine kleine Systemadaption durch den Teamchef, um in Schwung zu kommen. Nachdem der Noch-Leipziger mehr ins Zentrum gerückt war, kamen auch die Pässe deutlich öfter an den Mann. In der Folge spielte Laimer seinen Part gewohnt trocken runter und strahlte die nötige Ruhe am Ball aus. Nach Sabitzers Auswechslung übernahm Laimer auch die Rolle des Kapitäns.

Nicolas Seiwald: Befriedigend

Der Bald-Leipziger lief in der ersten Hälfte jede Menge leere Kilometer, nachdem seine Versuche, den technisch versierten Aseris die Kugel abzuluchsen, oft keinen Erfolg brachten. Seiwald stand zwar offensiv im Schatten von Sabitzer und Baumgartner, kam aber nach der Pause besser ins Spiel und absolvierte unauffällig seinen Part. Beim Treffer der Gäste zum 1:3 übersah der 21-Jährige allerdings Torschützen Emin Mahmudov und drückte damit seine Note nach unten.

Marcel Sabitzer: Sehr gut

Sabitzer trug in seinem 69. Länderspiel als Ersatz für David Alaba die Kapitänsschleife und schien davon beflügelt. Der an Manchester United ausgeliehene 29-Jährige steigerte sich mit jeder Minute: zuerst ein Edelroller, dann ein von Yusif Imanow sehenswert aus dem Eck gekratzter Weitschusshammer und schließlich der perfekte Abschluss zum 1:0. Sabitzer ließ auch in der zweiten Hälfte nicht nach und riss das Linzer Publikum mit seinem Freistoß der Marke Weltklasse zum 3:0 von den Sitzen. Allerdings musste Österreichs Kapitän angeschlagen vorzeitig vom Feld.

Christoph Baumgartner: Sehr gut

Der in der deutschen Bundesliga mit Hoffenheim schwer gebeutelte Niederösterreicher musste auch von den Aserbaidschanern einiges einstecken und machte oft mit dem Linzer Rasen Bekanntschaft. Baumgartner ließ sich dadurch aber nicht entnerven, sondern blieb konzentriert – wie seine perfekte Ablage auf Sabitzer beim 1:0 bewies. Als es schien, als würde den Österreichern der Faden im Spiel entgleiten, brachte der 23-Jährige mit seinem Hinterkopf und dem 4:1 seine Mannschaft wieder auf Kurs.

Michael Gregoritsch: Gut

Als Solospitze aufgeboten hielt sich Gregoritsch nicht damit auf, auf Futter in Form von Bällen aus dem Mittelfeld zu warten. Der 28-Jährige versuchte in Sachen Forechecking mit gutem Beispiel voranzugehen und schnappte sich daher auch vor seinem achten Teamtor zum 2:0 mit Leichtigkeit den Ball, als Bakhtiyar Hasanalizada an diesem vorbeihaute. Gregoritsch blieb auch nach der Pause vorne präsent, wie ein Lattenkracher – wenn auch aus abseitsverdächtiger Position – bewies. Ein „Sehr gut“ verbaute sich der Steirer mit dem vergebenen Sitzer in der 23. Minute: Allein vor dem Tor muss der Ball vom Fuß eines Vollblutstürmers unter die Latte und nicht in den zweiten Rang.

Stefan Posch: Befriedigend

Nach einer überstandenen Magen-Darm-Grippe war der Steirer gegen Aserbaidschan für Notfälle vorgesehen gewesen – und der traf in der 33. Minute auch in Form von Wöbers Oberschenkel ein. Allerdings stand es zu diesem Zeitpunkt schon 2:0 für Österreich und Posch konnte mit seiner Routine etwaige körperliche Schwächen souverän kaschieren.

Florian Kainz: Befriedigend

Der Köln-Spieler ersetzte den an diesem Abend sehr starken Wimmer und durfte gleich mit seinen Kollegen über den vierten Treffer jubeln. Danach half Kainz mit seiner Erfahrung mit, den Vorsprung über die Zeit zu bringen – auch mit technischen Gustostückerln. Kurz vor dem Schlusspfiff hatte der 30-jährige Steirer sogar das 5:1 auf dem Fuß, doch der Ball zischte nach einem Gewaltschuss nur zum Zentimeter an der falschen Seite des Pfostens vorbei.

Junior Adamu: Befriedigend

Der Salzburger Torjäger übernahm anstelle von Gregoritsch und schaltete sich gleich voll ins Geschehen ein. Adamu versuchte sich auch selbst die Bälle zu holen und seine Kollegen einzusetzen. Der 21-Jährige kam sogar einmal im Strafraum zum Abschluss, traf das Leder aber nicht wirklich.

Dejan Ljubicic: zu kurz eingesetzt

Der Teamkollege von Kainz bei Köln ersetzte rund eine Viertelstunde vor Schluss Sabitzer und half mit, den Sieg nach Hause zu spielen.

Andreas Ulmer: zu kurz eingesetzt

Der erst kurzfristig nachnominierte Veteran von Red Bull Salzburg kam anstelle von Trauner in seiner Geburtsstadt noch zu einem Kurzeinsatz.