EM-Qualifikation

ÖFB-Team gelingt Auftakt nach Maß

Österreichs Fußballnationalmannschaft ist am Freitag ein Auftakt nach Maß in die EM-Qualifikation gelungen. Vor 16.500 Zuschauern und Zuschauerinnen in der neuen Raiffeisen Arena in Linz bezwang die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick Aserbaidschan mit 4:1 (2:0). Ein Doppelschlag führte die Gastgeber dabei verdient auf die Siegerstraße.

In der ausverkauften Linzer Arena, in der wie vom ÖFB-Team erhofft von Beginn an die notwendige Fanunterstützung kam, benötigten die Gastgeber rund 30 Minuten, um die Weichen auf Heimsieg zu stellen. Ersatzkapitän Marcel Sabitzer traf nach schönem Angriff zur Führung (28.), keine 100 Sekunden später erhöhte Michael Gregoritsch (29.).

Nach der Pause schnürte Sabitzer mit einem Direktfreistoß einen Doppelpack (50.). Den Gästen, die zuvor fünfmal in Folge gewonnen hatten, gelang der Anschlusstreffer durch Emin Mahmudov (65.), aber Christoph Baumgartner sorgte per Kopf für den Schlusspunkt (69.). Österreich führt die Tabelle der Gruppe F vor Belgien (3:0 in Schweden) an, weiter geht es am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) wiederum in Linz gegen den zweiten Außenseiter Estland.

1:0 durch Sabitzer (27. Minute)

Nach einer halben Stunde schreibt Marcel Sabitzer mit einem schön herausgespielten Treffer das erste Mal für Österreich an.

ÖFB-Premiere in neuer Linzer Arena

Neues Jahr, neues Stadion, neues Glück. 15 Jahre nach der verpassten Chance namens Heimeuropameisterschaft präsentierte sich Linz im neuen Stadiongewand. An bekannter Stelle, dem Froschberg, entstand die neue Raiffeisen Arena des LASK, die sich für das Auftaktspiel gegen einen Außenseiter wie Aserbaidschan eignete. Zumal das Stadion letztlich auch voll war, und das erzeugte von Beginn an eine positive Energie. Die Fans waren aber nicht nur neugierig auf die neue Arena.

Blick ins Stadion
ORF/Bernhard Kastler
Erfolgreiche Rückkehr nach Linz: Österreich feierte in der neuen Raiffeisen Arena einen klaren Heimsieg

Auch die österreichische Nationalmannschaft betrieb im ersten Jahr unter Rangnick Werbung in eigener Sache, zuletzt mit einem 2:0 gegen Europameister Italien. Vier Monate später startete jene Mission, die 2024 in Deutschland bei der EM-Endrunde enden soll. Dafür gab es auch einen eigenen Song: „hoch gwimmas (n)imma“ von den heimischen Popgrößen Paul Pizzera und Christopher Seiler wurde natürlich vor Spielbeginn ebenso abgespielt wie das übliche Programm: „I am from Austria“, Radetzkymarsch und Nationalhymne.

Marcel Sabitzer führte die Österreicher zum dritten Mal als Kapitän auf das Feld, weil David Alaba wie Marko Arnautovic und Xaver Schlager verletzt fehlte. Patrick Wimmer bekam den Vorzug gegenüber Karim Onisiwo, ganz vorne stürmte wie erwartet Michael Gregoritsch. Im Tor begann Heinz Lindner, das war keine Überraschung, zumal es Rangnick bereits einen Tag davor auf der Abschlusspressekonferenz bekanntgab.

Eine halbe Stunde Anlauf

Wenn man gegen einen Außenseiter wie Aserbaidschan nicht gleich ein Tor in der Anfangsphase erzielt, wird es für den Favoriten zu einem Geduldsspiel. Das war auch in Linz nicht anders. Nach dem ersten Fehler von Goalie Yusif Imanow an diesem Abend konnte Christoph Baumgartner davon nicht profitieren . Danach fanden sich beide Teams in das Spiel ein, Aserbaidschan spielte mit und zeigte, warum man zuletzt gleich fünf Spiele in Folge gewann.

Von den Rängen kam aber die erhoffte Unterstützung („Steht auf für Österreich“), und das ÖFB-Team versuchte, das Geduldsspiel bald mit einem Tor zu beenden. Sabitzer gab den ersten Warnschuss ab (8.), nach einer Viertelstunde vergab dann Gregoritsch seine erste Chance nach Wöber-Hereingabe (16.). Rangnick machte von der Seitenlinie Druck, stellte schließlich nach rund 20 Minuten auf ein 4-3-3-System um, und seine Spieler konnten langsam aber sicher den Gegner in dessen Hälfte beschäftigen. Defensiv machte man sich nur das Leben nach eigenen Fehlern schwer, aber Gernot Trauner – neben Lindner der zweite Linzer in der Startelf – bügelte seinen gleich wieder aus (11.).

Doppelschlag sorgt für Erleichterung

Sabitzer vergab die nächste Schusschance für Österreich, nach gut 20 Minuten hätten die Gastgeber schon führen müssen, doch Gregoritsch vergab alleine vor Imanow kläglich (23.). Aber die Österreicher hielten den Druck aufrecht, und bald sollte das belohnt werden. Über die halbrechte Seite bediente Wimmer im Sechzehner ideal Baumgartner, der auf Sabitzer ablegte, und dieser vollendete ins linke Eck (28.).

2:0 durch Gregoritsch (29. Minute)

Kurz nach dem 1:0 erhöht Michael Gregoritsch auf 2:0 und sorgt für die Vorentscheidung.

Da jubelte Alaba auf der Bank euphorisch mit, wusste doch auch der Real-Madrid-Spieler, wie wichtig so ein Dosenöffner sein kann. Keine 100 Sekunden später durfte der angeschlagene ÖFB-Star wieder jubeln, denn Gregoritsch erkämpfte sich nach einem gegnerischen Freistoß den Ball, marschierte rechts hinunter und bezwang Imanow im Eck, der Ersatzgoalie betrieb dabei keine Eigenwerbung (29.). Zu viel des Guten wäre ein Tripleschlag gewesen, allerdings hätte Baumgartner bei besserer Ballmitnahme die Chance dazu gehabt (30.).

Den Fans war es egal, sie feierten den erfreulichen Zwischenstand. Selbst die Welle ging noch vor der Pause durch das Stadion. Einziger Wermutstropfen: Maximilian Wöber, der mit Hereingaben von links für viel Betrieb sorgte, musste mit einer Muskelverletzung ausgewechselt werden, für ihn kam Posch. Die letzte Glanztat vor der Pause gehörte Lindner, der nach einem Stoppfehler von Trauner einen Schuss von Ramil Sheydayev außerhalb des Sechzehners über die Latte lenkte.

Sabitzer schnürt Doppelpack

Österreich ruhte sich auf der Halbzeitführung nicht aus, sondern versuchte sie weiter auszubauen und beschäftigte den Gegner gleich nach Wiederbeginn. Sabitzer scheiterte erst noch mit seinem Abschluss aus spitzem Winkel (48.), präziser agierte der 29-Jährige dann aus etwas mehr als 20 Metern. Der Manchester-United-Legionär zirkelte einen Freistoß in die Maschen und erzielte seinen ersten Doppelpack im Team, Imanow im aserischen Tor war wieder nur dran (50.).

Marcel Sabitzer trifft per Freistoß
GEPA/Manfred Binder
Mit Maß und Ziel: Sabitzer verwertete einen Freistoß sehenswert zum 3:0 in die Maschen

Nur eine Minute später bediente Sabitzer Gregoritsch im Sechzehner mit einer gehobenen Flanke, der Freiburg-Legionär lenkte den Ball an die Latte, stand aber wohl im Abseits. Der Video Assistant Referee musste nicht eingreifen (52.). Danach gönnte sich Österreich eine verdiente schöpferische Pause, die die Gäste zum Anschlusstreffer nützten. Erst scheiterte noch Bahlul Mustafazada per Kopf an Lindner (62.), zwei Minuten später vollendete Emin Mahmudov einen Angriff über links, bei dem das ÖFB-Team stets einen Schritt zu spät kam (64.).

Tor für Aserbaidschan (64. Minute)

Mahmudov erzielt den Ehrentreffer für Aserbaidschan.

Baumgartner setzt stimmungsvollen Schlusspunkt

Der ausgezeichneten Stimmung tat das keinen Abbruch, denn wiederum nur fünf Minuten später setzte Baumgartner mit einem Kopfball im Fünfer nach Ecke von Sabitzer den Schlusspunkt (69.). Fünf Minuten später war die Partie für Sabitzer angeschlagen zu Ende.

4:1 durch Baumgartner (69. Minute)

Baumgartner setzt den Schlusspunkt in diesem Spiel.

Österreich kam noch zu weiteren Möglichkeiten auf einen höheren Sieg, weil es weiter aktiv blieb. Das gefiel auch den Fans, die ein „Oh wie ist das schön“ anstimmten. Kainz und Danso scheiterten im Finish knapp, das änderte nichts am Ausgang – der Anfang ist gemacht.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): "Ab der 20. Minute hat das Team die Erwartungen voll erfüllt. Dann war es so ein Spiel, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben im 4-2-2-2 gestartet und wollten sehr hoch die Kette hinten anlaufen. Weil der Gegner, mehr als wir gedacht haben, viel mit langen Bällen agiert hat, kam es zu diesen Situationen gar nicht. Im Mittelfeld hatten sie ihre drei Spielstarken und wir waren nur mit Zwei vertreten. Deshalb kam es zu dieser Umstellung, die uns gut getan hat. Wir hatten dann mehr Zugriff insgesamt.

Ich sehe (personell, Anm.) keine Baustellen, denke in Lösungen. Es war insgesamt ein guter Auftritt von uns. Wir müssen hoffen, dass Maxi Wöber und Sabi (Sabitzer, Anm.) bis Montag wieder hergestellt sind. Und dann müssen wir schauen, ob David (Alaba, Anm.) wieder ein Thema sein kann. Er scharrt mit den Hufen, aber da müssen wir sehen, ob das am Montag nach einer Muskelverletzung Sinn macht."

Marcel Sabitzer (ÖFB-Kapitän): „Ich habe schon einen leichten Schlag aufs Knie in der Aktion davor bekommen, und dann ist es mehr geworden. Jetzt muss ich einmal abwarten, ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Es lief gut, wir haben uns die ersten paar Minuten schwergetan, die haben auch ihren Stärken. Wir sind dann aber besser ins Spiel gekommen und haben es dann souverän zu Ende gespielt. Das Gegentor ärgert uns ein bisschen, das ist unnötig.“

Gianni De Biasi (Aserbaidschan-Teamchef): „Bis zum ersten Tor waren wir im Spiel, wir haben keine großen Probleme gehabt. Wir haben normal gespielt, wie immer. Mit dem ersten Tor haben wir die Ruhe verloren. Das zweite Gegentor war dann eine unglaubliche Sache. Von da an war es bis zur 93. Minute nur noch ein großes Leiden, wir waren teilweise chaotisch. Österreich ist eine sehr starke Mannschaft, obwohl einige wichtige Spieler wie Alaba und Arnautovic ausgefallen sind. Das größere technische Talent und die bessere Physis der Österreicher war erkennbar. Wir nehmen das zur Kenntnis und werden aus unseren Fehlern lernen.“

EM-Qualifikation, Gruppe F, erster Spieltag

Freitag:

Österreich – Aserbaidschan 4:1 (2:0)

Linz, Raiffeisen Arena, 16.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Frankowski (POL)

Torfolge:
1:0 Sabitzer (28.)
2:0 Gregoritsch (29.)
3:0 Sabitzer (50./Freistoß)
3:1 Mahmudov (64.)
4:1 Baumgartner (69.)

Österreich: Lindner – Mwene, Trauner (74./Ulmer), Danso, Wöber (34./Posch) – Seiwald – Laimer, Sabitzer (74./Ljubicic), Wimmer (68./Kainz) – Baumgartner, Gregoritsch (68./Adamu)

Aserbaidschan: Imanov – Haghverdi, Mustafazada, Hasanalizada (46./Krivotsyuk), Jafarguliyev (46./Aliyev) – Richard Almeida (78./Isayev), Mahmudov, Israfilov (60./Jamalov) – Kökcü (46./Alaskarov), Dadashov, Sheydayev

Gelbe Karten: Wöber bzw. Jafarguliyev, Richard Almeida, Mahmudov, Israfilov, Dadashov