Fan-Choreographie mit rot-weiß-roter Fahne in der Linzer Raiffeisen Arena
ORF/Bernhard Kastler
EM-Qualifikation

Linz empfiehlt sich für mehr ÖFB-Spiele

Es war nicht nur sportlich ein Auftakt nach Maß. Beim 4:1 gegen Aserbaidschan zum Auftakt der EM-Qualifikation bot die neue Raiffeisen Arena in Linz einen entsprechenden Rahmen und ebnete das erhoffte Zusammenspiel zwischen Fans und Spielern. Letztere zeigten sich nach der Partie begeistert. So empfahl sich Linz, wo das ÖFB-Team am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) auf Estland trifft, für mehr Spiele der heimischen Auswahl.

Speziell die Lokalmatadoren Heinz Lindner und Gernot Trauner freuten sich über das gelungene ÖFB-Debüt in der vor einem Monat eröffneten Arena. „Die Stimmung war von Beginn an hervorragend, der Funke ist übergeschwappt. Wir haben uns gegenseitig gepusht“, sagte der Tormann. Gernot Trauner, der zum ersten Mal seit seinem Abschied vom LASK in Linz spielte und Sprechchöre gewidmet bekam, meinte: „Die große Stehplatztribüne ist spektakulär, wir fühlen uns sehr wohl.“

Die Nähe zum Rasen und die steilen Tribünen erfüllten den erhofften Zweck. „Es ist alles so gekommen und aufgegangen, wie wir uns das gewünscht haben. Die Zuschauer sind extrem nah dran. Du hast überall das Gefühl, du bist mittendrin statt nur dabei“, meinte ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick. Dessen Wunsch, das Schlüsselspiel am 20. Juni gegen Schweden in einem ähnlichen Rahmen, nämlich im Allianz Stadion von Rapid in Wien, zu spielen, wird nicht in Erfüllung gehen. Da gastiert das ÖFB-Team dann wieder im mäßig beliebten Ernst-Happel-Stadion.

Volksfeststimmung im neuen Linzer Stadion

Viel besser hätte das erste Fußballländermatch im neu gebauten Stadion auf der Linzer Gugl nicht laufen können: Österreichs Team bezwang zum Auftakt der Qualifikation für die Fußball-EM 2024 Aserbaidschan vor ausverkauftem Haus mit 4:1.

Schachzug mit Linz ging auf

Der Schachzug, die Auftaktspiele gegen die Außenseiter Aserbaidschan und Estland in Linz auszutragen, ging auf. Am Freitag war die neue Arena mit 16.500 Zuschauern ausverkauft, die wenigen Restkarten für Montag waren auch bald weg. Aber nicht nur die Neugier auf das neue Stadion lockt die Massen an, auch die Mannschaft unter Rangnick betrieb zuvor schon Eigenwerbung. Dem 2:0 gegen Europameister Italien im November wohnten allerdings nur 18.000 Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion bei, das in die Jahre gekommene Oval war also nicht einmal zur Hälfte voll.

Fans des Österreichischen Nationalteam in der Linzer Raiffeisen Arena
APA/EXPA/Reinhard Eisenbauer
Die neue Arena in Linz bot einen würdigen Rahmen für den Auftakt in die EM-Qualifikation

Überhaupt hätte Rangnick das weite Happel-Rund mit aus seiner Sicht mangelnder Heimspielatmosphäre in der EM-Quali gerne gemieden, allen voran für die wichtige Partie gegen Schweden im Juni.

Schlüsselspiel wieder im weiten Happel-Oval

Der 64-jährige Deutsche machte sich dafür stark, die Partie im ebenfalls engen Allianz Stadion steigen zu lassen, und lernte wieder viel über den österreichischen Fußball dazu. Denn so einfach ist das hierzulande naturgemäß nicht. Letztlich holte sich der ÖFB einen Korb, man begründete das mit einer „Erholungsphase für den Rasen“. Man kam dem ersten Spiel des ÖFB-Teams im 2016 eröffneten Allianz Stadion immerhin näher als die sieben Jahre davor. Anhänger wie Anrainer haben stets Bedenken geäußert, denen der Club gefolgt ist.

Auch in Linz äußerten die eingefleischten Anhänger ihre Bedenken, weil man keine vereinsfremden Fans auf der eigenen Tribüne wissen will, letztlich zeigten sich die Fußballanhänger aus Oberösterreich und andernorts an diesem Freitagabend aber hinter dem Team geeint. Die lautstarke, kontinuierliche Unterstützung ließ auch die ÖFB-Spieler, die teils große europäische Bühnen gewohnt sind, nicht unbeeindruckt.

„Ich glaube, wir werden noch öfters da sein“

Selbst ÖFB-Star David Alaba von Real Madrid meinte nach dem Spiel: „Es ist ein sehr schönes Stadion, die Stimmung war hervorragend, die Fans auf der Tribüne hatten Spaß, die Spieler auf dem Feld, so war es ein schöner Abend. Ich glaube, wir werden noch öfters da sein.“ Kevin Danso meinte am Samstag: „Ich war ein bisschen überrascht. Das Stadion ist top, die Stimmung war überragend. Wir freuen uns sehr.“

In der zweiten Hälfte, als die Partie schon entschieden war, sangen die ÖFB-Fans „Oh, wie ist das schön“, nach Schlusspiff wurde zu „Sweet Caroline“ gesungen und das Team mit einer Ehrenrunde verabschiedet. „Die Kulisse hat gestimmt, und die Zuschauer kamen auf ihre Kosten“, freute sich Rangnick über das gelungene Wechselspiel. Es war das erste Heimspiel für Rangnick abseits vom Happel-Stadion, weitere Alternativen gäbe es abseits von Wien auch in Salzburg oder Klagenfurt.

An Problemen wird gearbeitet

Linz hat seine erste Chance seit dem atmosphärischen Fiasko im alten Oval 2012 gegen die Elfenbeinküste (0:3) aber genutzt, die Hausherren selbst halfen dabei kräftig mit. Ein Rohrbruch Stunden vor Spielbeginn wurde noch rechtzeitig in den Griff bekommen und selbst der zuvor kritisierte Rasen habe sich besser präsentiert als nach dem Training befürchtet, da waren Spieler beim Elfmetertraining ausgerutscht. Am Montag bietet sich auch abseits des Rasens die Chance, nachzulegen.

Dass wie bei den ersten beiden LASK-Heimspielen noch nicht alles optimal im und rund um das Stadion lief, liegt in der Natur der Sache. Aus den langen Rückstaus bei den Einlasskontrollen am Freitag will etwa der Verband seine Schlüsse gezogen haben. „Es war nicht alles optimal“, meinte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Man sei bereits mit dem lokalen Sicherheitsdienstleister im Dialog. „Wir werden Adaptierungen vornehmen, um das besser zu lösen.“ Laut Linzer Polizei lief indes die An- und Abreise schon besser als zuletzt.