Das estnische Fußballnationalteam
Reuters/Jennifer Lorenzini
EM-Qualifikation

Underdog Estland mit Koller-Connection

Nach dem erfolgreichen Auftakt in die EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan wartet am Montag (20.45 Uhr live in ORF1 und im Livestream) erneut in Linz mit Estland der zweite Underdog der Gruppe F auf Österreichs Kicker. So wie die Aserbaidschaner erlebten auch die Esten in der jüngeren Vergangenheit einen Aufschwung. Ein Trumpf des Außenseiters ist sein Schweizer Trainer Thomas Häberli, der gute Beziehungen zum früheren österreichischen Teamchef Marcel Koller hat.

Die Esten sind aktuell die Nummer 109 der FIFA-Weltrangliste – und damit zwölf Plätze besser positioniert als Aserbaidschan, das am Freitag gegen die Österreicher mit 1:4 den Kürzeren gezogen hatte. So wie die Aserbaidschaner ist Estland bisher noch nie in die Nähe einer Teilnahme an einem großen Turnier gekommen. Allerdings hatte Estland unter Häberli im vergangenen Jahr einen beachtlichen Erfolgslauf mit acht Spielen ohne Niederlage.

Der Höhenflug wurde erst am Freitag im Testspiel gegen Ungarn mit einer 0:1-Niederlage gestoppt. Davor gelangen den Esten allerdings unter anderem in der Nations League vier Siege in vier Partien. Kleine Einschränkung: Die Erfolge feierte Estland in der niedrigsten Liga gegen die im Weltfußball ebenfalls weiter hinten zu findenden Teams aus Malta und San Marino.

Der estnische Teamcoalch Thomas Haberli
Reuters/Jennifer Lorenzini
Häberli half mit, dass Estland vergangenes Jahr zumindest im Konzert der Kleinen ein Großer war

Trainer Häberli konnte sich jedenfalls Insiderinformationen über ein paar österreichische Kicker holen. Der 48-Jährige war 2018 Kotrainer des ehemaligen ÖFB-Teamchefs Marcel Koller beim FC Basel, ehe er 2019 für ein Jahr den FC Luzern betreute. Durch eine Beratertätigkeit für Flora Tallinn ergab sich für den früheren Stürmer zu Jahresbeginn 2021 die Chance, als estnischer Teamchef einzusteigen. Der Vertrag ist mittlerweile verlängert. „Sie sind ohne Zweifel ein starker Gegner“, sagte Häberli über die Österreicher. „Sie haben viele Spieler in der deutschen Bundesliga.“

Junger Goalie als Star des Teams

Wertvollster Spieler der Esten ist Torhüter Karl Hein, im Hauptberuf beim derzeitigen englischen Spitzenreiter Arsenal unter Vertrag. Während der 20-Jährige bei den „Gunners“ nur die dritte Geige im Tor spielt, hat Hein für Estland bereits 19 Länderspiele auf dem Buckel. Sein Potenzial zeigte er gegen Ungarn, wo er einen Elfmeter von Freiburg-Legionär Roland Sallai parierte.

Estland-Tormann Karl Hein
IMAGO/Domenic Aquilina
Hein gehört trotz seiner Jugend seit Längerem zum Stamm des Nationalteams

Der Spielstil der Balten ist von langen, schnellen Bällen in die Spitze geprägt. Die Österreicher müssen sich zudem auf eine defensive Fünferkette einstellen. Abwehrchef Karol Mets verteidigt seit der Winterpause leihweise beim deutschen Zweitligisten FC St. Pauli. Als Kapitän der Esten fungiert Konstantin Vassiljev. Der 38-jährige Mittelfeldspieler von Flora Tallinn absolviert gegen das ÖFB-Team sein 150. Länderspiel.

Die beiden bisherigen Duelle sprechen jedenfalls klar für Österreich: In der erfolgreichen Qualifikation für die WM 1998 gab es zwei ÖFB-Siege. Beim 2:0 im April 1997 in Wien erzielten Ivica Vastic und Peter Stöger die Tore. Am 20. August 1997 siegten die Österreicher in Tallinn mit 3:0. Rekordtorschütze Toni Polster bereitete mit einem Hattrick den Weg für den legendären 1:0-Heimsieg zwei Wochen später gegen Schweden, mit dem sich die ÖFB-Auswahl der bisher letzten WM-Teilnahme in Frankreich entscheidend annäherte.

ÖFB-Bilanz gegen Estland

2 Spiele – 2 Siege (Torverhältnis 5:0)

30. April 1997, Wien (WM-Quali): Österreich – Estland 2:0

20. August 1997, Tallinn (WM-Quali): Estland – Österreich 0:3