Mookie Betts
AP/Kevin Terrell
Baseball

MLB steigt mit neuer Saison aufs Gas

Am Donnerstag heißt es von Los Angeles über Toronto bis nach New York City wieder „play ball“. Die Major League Baseball (MLB) öffnet zum 122. Mal in der modernen Ära des Sports ihre Pforten – und das mit einem „Facelifting“. Denn um in Sachen Beliebtheit auf die deutlich schnellere Konkurrenz im American Football und Basketball aufzuholen, steigt die MLB ab der kommenden Saison aufs Gas. Dank Zeitlimits und größerer Bases soll „America’s favorite pastime“ – Amerikas liebster Zeitvertreib – wieder Fahrt aufnehmen.

Jahrzehntelang war Baseball, wo 1876 mit der National League die älteste Profiliga der USA gegründet wurde, die nicht nur aktiv, sondern auch passiv beliebteste Sportart in Nordamerika. Doch mittlerweile muss sich die MLB, was die Zuschauerzahlen angeht, hinter der National Football League (NFL) und der National Basketball Association (NBA) anstellen. Während rund drei Viertel der Sportfans in den USA laut Umfragen bei den Spielen der NFL mitfiebern und auch die NBA auf eine Popularitätsrate von rund 57 Prozent kommt, interessiert das Geschehen in den MLB-Ballparks nur noch knapp die Hälfte des Publikums.

Ein Grund dafür war die immer ausgedehntere Spieldauer der Partien der Major League. Obwohl ein Spiel noch immer so wie seit dem ersten Tag neun Innings ohne Spieluhr dauert, benötigte ein durchschnittliches MLB-Spiel zuletzt rund 3:10 Stunden. Schlagerspiele, wie etwa der ewig junge Klassiker zwischen den New York Yankees und Boston Red Sox nahmen – auch dank ausgedehnter Werbepausen der TV-Sender – auch bis zu viereinhalb Stunden in Anspruch. In einer schnelllebigen Zeit und angesichts des teils statischen Geschehens Gift für das Interesse, speziell beim jüngeren Publikum.

Ronel Blanco (Houston Astros)
Reuters/USA Today Sports/Rich Storry
Die Duelle Pitcher (r.) gegen Batter zogen sich bisher teilweise ordentlich in die Länge

Pitcher unter Zeitdruck

Eine der wichtigsten Maßnahmen dafür ist die in den unteren Profiligen bereits getestete „Pitch Clock“, um das Duell zwischen Werfer und Schlagmann zu beschleunigen. Die Zeitspanne, in der ein neuer Batter zum Schlag kommen muss, wird auf 30 Sekunden beschränkt. Der Pitcher muss zudem innerhalb von 15 Sekunden seinen Wurf ausführen, ist zumindest eine Base besetzt, hat er 20 Sekunden Zeit. Die Uhr wird allerdings nicht erst gestoppt, wenn – wie beim Basketball – der Ball die Hand verlässt, sondern wenn der Pitcher mit seiner Wurfbewegung beginnt. Jeder Schlagmann muss zudem spätestens acht Sekunden vor Ablauf der Zeit in der Batters-Box bereitstehen, sonst kassiert er automatisch einen Strike.

Um zusätzlich für mehr Spannung und Bewegung in der Offensive zu sorgen, wurden auch Maßnahmen gesetzt, die es erleichtern, eine Base zu „stehlen“. So darf ein Pitcher ab sofort maximal dreimal etwa direkt zur ersten Base werfen, um einen potenziellen „Dieb“ am falschen Fuß zu erwischen. Gelingt das auch beim dritten Versuch nicht, dann darf der Runner zur zweiten Base. Überhaupt sind die „Male“ ab dieser Saison besser zu erwischen: Denn die Bases wurden von 38 auf 46 Zentimeter Seitenlänge vergrößert. Auch Infield-Shifts, sprich die Möglichkeit, die Verteidiger während der Würfe spontan anders zu positionieren, wurde beschränkt.

Bo Bichette (Toronto Blue Jays) stiehlt die zweite Base gegen Adam Frazier (Seattle Mariners)
AP/The Canadian Press/Nathan Denette
Mit den neuen Maßnahmen soll u. a. „Base Stealing“ einen Aufschwung erleben

Die „Pitch Clock“ soll die Spielzeit nicht nur auf 2:30 Stunden drücken, sondern den Fans auch deutlich mehr Action bieten, weil die Werfer nun nicht mehr alle Zeit der Welt haben, um sich zwischen Fast- und Curveball oder Changeup zu entscheiden. Das sei im Sinne der Fans, sagte MLB-Commissioner Rob Manfred bei der Präsentation der wichtigsten Regeländerungen Anfang September 2022 mit Hinweis auf eine entsprechende Studie. „Wir geben den Fans das Spiel, das sie wollen“, und das auch gegen den Widerstand der Spieler, die sich laut Gewerkschaft einstimmig gegen die Adaptierung der Shifts und die „Pitch Clock“ ausgesprochen hatten.

Mets neuer Gehaltskrösus

Ansonsten bleibt in der Liga alles beim Alten – vor allem das Gehaltsgefälle zwischen Reich und Arm. Neuer Krösus in dieser Saison sind die New York Mets, die rund 500 Mio. Dollar in neue Spieler steckten. Vor allem bei den Pitchern wurde gehörig aufgerüstet, um ein frühes Aus wie in der Vorsaison, als man nach 101 Siegen in 165 Spielen gleich in der ersten Play-off-Runde auf der Strecke blieb, zu vermeiden. Neu an Bord ist unter anderen Superstar Justin Verlander, der im Vorjahr mit den Houston Astros die World Series gewann.

Justin Verlander (New York Mets)
AP/Lynne Sladky
Für den Wurfarm von Verlander öffneten die Verantwortlichen der Mets den Geldhahn

Die Mets zahlen Verlander und Co. heuer 334 Mio. Dollar an Gehältern und damit so viel wie noch kein Team in der Ligageschichte. Damit sind die New Yorker die klare Nummer eins vor dem traditionell mit Geld um sich werfenden Stadtrivalen Yankees. Die „Bronx Bombers“ geben heuer 268 Mio. Dollar an Gehältern aus. Inklusive anderer Zahlungsverpflichtungen an ehemalige Spieler bleiben die Mets auch deutlich über der festgelegten Obergrenze von 233 Mio. Dollar, was eine „Luxussteuer“ an die Liga von 101 Mio. Dollar bedeutet.

Wie weit die Gehaltsschere auch heuer wieder auseinanderklafft, zeigt der Umstand, dass Titelverteidiger Houston für seinen Kader „nur“ rund 180 Mio. Dollar aufwendet – bei den Buchmachern vor den Yankees und Mets aber trotzdem die Nummer eins auf den neuerlichen Gewinn der World Series ist. Mit dem finanziellen Aufwand der Mets ließen sich auch die Kader der fünf „ärmsten“ Ligakonkurrenten finanzieren. Jener von Schlusslicht Oakland Athletics überhaupt gleich achtmal. Denn Manager David Forst, der 2015 dem aufgrund seiner Verkörperung durch Brad Pitt auch hierzulande bekannten Billy Beane nachfolgte, konnte nur rund 42 Mio. Dollar verplanen.