Red-Bull-Auto auf Strecke in Melbourne
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Formel 1

Red Bull mit trister Bilanz „down under“

Schon nach zwei von 23 geplanten Rennen im WM-Kalender hat Red Bull Racing seine Rolle als klarer Favorit auf die WM-Krone bei Fahrern und Konstrukteuren einzementiert. Max Verstappen und Sergio Perez teilten sich bisher die Plätze eins und zwei untereinander auf. Dafür, dass die Dominanz der „Bullen“ auch auf der dritten Station in Australien (Sonntag, 7.00 Uhr MESZ) weitergeht, spricht vieles – aber auch einiges dagegen, besonders die Statistik. Denn der Albert Park Circuit in Melbourne war bisher mit Sicherheit kein guter Boden für Red Bull.

Zum 37. Mal findet am Sonntag der Grand Prix von Australien statt, zum bereits 26. Mal ist die 5,278 km lange Rennstrecke im gleichnamigen Park unweit von Downtown Melbourne Schauplatz des Rennens. 2005 gab dort Red Bull Racing auch sein Debüt in der Formel 1. Weil das Rennen in Australien heuer nicht der Saisonauftakt, sondern nach Bahrain und Saudi-Arabien der dritte Grand Prix im Kalender ist, dürfen Verstappen und Perez ihre Boliden bei einem Jubiläum steuern. Das Rennen in Melbourne ist der 350. Grand Prix für das österreichische Team.

Trotz der Bedeutung für den einst vom im Vorjahr verstorbenen Dietrich Mateschitz aus der Taufe gehobenen Rennstall war Australien bisher kein guter Boden. Denn die Erfolge von Red Bull „down under“ kann man an einer Hand abzählen. Genauer gesagt genügt bereits einer der fünf Finger, denn nur Sebastian Vettel steuerte 2011 seinen „Bullen“-Boliden in Melbourne auf den ersten Platz. Während der mittlerweile zurückgetretene Deutsche für Ferrari noch zweimal im Albert Park gewann, ging Red Bull seitdem immer leer aus.

Sebastian Vettel auf Podium, 2011
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Vettel durfte sich als bisher einziger Red-Bull-Pilot in Melbourne als Sieger feiern lassen

„Es ist zwar immer schön, in Melbourne zu sein, aber aus Rennsicht war der Kurs nicht immer gut zu uns“, sagte Titelverteidiger und WM-Leader Verstappen. Der Niederländer, der 2015 als 17-Jähriger für Alpha Tauri in Melbourne sein Formel-1-Debüt feierte, war in Australien bisher nicht vom Glück verfolgt. Nur einmal, 2019 als Dritter, schaffte es Verstappen auf das Podest. Im Vorjahr musste der Weltmeister sein Auto nach einem Benzinleck vorzeitig an den Straßenrand stellen. „Es wäre langsam Zeit für einen neuen Volltreffer“, sagte der 25-Jährige mit Blick auf den einzigen Red-Bull-Sieg in Melbourne.

Strecke grundsätzlich maßgeschneidert

Es spricht vieles dafür, dass der Volltreffer diesmal gelingt. Denn in den bisherigen beiden Rennen fuhr Red Bull in einer eigenen Klasse. Zum Saisonauftakt in Bahrain siegte Verstappen souverän vor Perez, vor knapp zwei Wochen in Saudi-Arabien drehte der Mexikaner den Spieß um und hielt den niederländischen Weltmeister auf dem zweiten Platz. Die Überlegenheit seines Autos hatte Verstappen aber damit demonstriert, indem er vom 15. Startplatz – im Qualifying hatte der Red Bull gestreikt – durch das Feld noch auf das Stockerl gepflügt war.

Max Verstappen auf Strecke, Regenbogen im Hintergrund
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Auch im Vorjahr fand Verstappen in Australien keinen „Goldtopf“ am Ende des Regenbogens

Dazu sollte die nach dem Grand Prix 2019 umgebaute Strecke im Albert Park Verstappen und Perez entgegenkommen, kein technischer Defekt wie im Vorjahr vorausgesetzt. Vor allem die vier DRS-Zonen sollten Red Bull in die Karten spielen und für den 13. Sieg in den jüngsten 14 Rennen sorgen. „Die Strecke ist mit ihren schnellen Kurven großartig, und ich fahre gerne dort“, sagte Verstappen, „wir müssen einfach weiterhin konstant arbeiten“. Gelingt die Übung erneut in Form eines Doppelsieges, kann Red Bull im Jubiläumsrennen teaminterne Geschichte schreiben, denn drei Doppelsiege en suite gelangen dem österreichischen Team noch nie.

Konkurrenz sucht fieberhaft Anschluss

Die größte Gefahr droht Red Bull wohl wieder nur von Aston Martin in Form von Fernando Alonso. Der 40-jährige Spanier ist neben dem monegassischen Vorjahressieger Charles Leclerc, dem Finnen Valtteri Bottas und Rekordweltmeister Lewis Hamilton einer von vier aktiven Fahrern, die bereits einmal in Melbourne gewinnen konnten. Alonso komplettierte auch in den bisherigen zwei Saisonrennen jeweils als Dritter das Podest. Dreimal in Folge auf das Stockerl fuhr der aktuelle Aston-Martin-Fahrer 2013, damals in einem Ferrari.

Auf einen großen Schritt nach vorne hofft man jedenfalls bei Mercedes, nachdem in den ersten beiden Rennen die Plätze vier und fünf das höchste der Gefühle waren. „Die Signale, die wir aus unserer Fabrik daheim erhalten, sind vielversprechend“, sagte jedenfalls Teamchef Toto Wolff im Vorfeld des dritten Rennens, „wir sind noch nicht ganz dort, wo wir hin wollen, aber das wird uns nicht davon abhalten, hart zu kämpfen und alles zu geben“.