Bayern-Coach Thomas Tuchel
AP/Matthias Schrader
Fußball

Tuchel sieht noch „viel Luft nach oben“

Für Bayerns Neo-Trainer Thomas Tuchel hätte der Einstand nicht besser sein können. Der 4:2-Triumph über Borussia Dortmund am Samstag brachte den Serienmeister vorbei am BVB zurück an die Tabellenspitze – der elfte Meistertitel nacheinander scheint nah. Tuchel freute sich danach über „einen sehr guten Start“, wollte aber nicht zu viel Zufriedenheit aufkommen lassen. Die Partie sei „ein bisschen zu offen und zu wild“ gewesen, betonte Tuchel. Es sei „noch viel Luft nach oben“.

Mit zwei Punkten Vorsprung gehen die Bayern in die verbleibenden acht Runden. Ein kapitaler Patzer von BVB-Goalie Gregor Kobel (13.) brachte ihnen in der Allianz Arena die Führung, zudem trafen der nicht zu bremsende Kapitän Thomas Müller (18., 23.) und Kingsley Coman (50.). „Es war schon jedem bewusst, was auf dem Spiel steht heute. Ein Trainerwechsel, viele neue Sachen, neuer Input“, sagte Tuchel, dessen Ablöse von Julian Nagelsmann den Bayern viel Kritik eingebracht hatte. „Der Wille, das umzusetzen, war 100 Prozent da, das auszuhalten und zu leiden, wenn Sachen schiefgehen, auch. Das ist das Wichtigste.“

Lange freuen über den Erfolg könne man sich ohnehin nicht. „Das Leben bei Bayern München ist so, dass es am Dienstag weitergeht“, sagte er zum straffen Spielplan im Streben um alle drei möglichen Titel in Bundesliga, Champions League und Cup. Am Dienstag empfangen die Bayern den SC Freiburg im DFB-Pokal-Viertelfinale. Er selbst sei jedenfalls glücklich, sechs Monate nach seiner Entlassung bei Chelsea wieder mitten im Geschehen zu sein. „Es gibt keinen lustigeren Ort als eine Fußballerkabine und ein Trainingszentrum. Das ist der Platz, an dem man sein möchte. Und das ist ein großes Geschenk. Das ist auf jeden Fall das bessere Leben als zu viel Freizeit.“

Kobel kann sich Riesenpatzer nicht erklären

Dass er sich den Abend mit drei Punkten versüßte, lag nicht zuletzt an Kobel. Der zog seiner Mannschaft nach ambitionierten Anfangsminuten quasi den Stecker. „Schöne Scheiße, das muss man einfach so sagen“, sagte der 25-Jährige, der ein weites Zuspiel von Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano im Herauslaufen nur rasierte und letztlich passieren ließ – die Hände über den Kopf geschlagen ersparte er sich den grausamen Anblick. „Die Entscheidung, da rauszukommen, war gut. Aber ich habe den Ball nicht getroffen. Wie das passiert ist, keine Ahnung. Das geht ganz klar auf mich, das tut natürlich weh.“

Gregor Kobel (Dortmund)
GEPA/Witters/Ulrich Hufnagel
Gregor Kobel hatte entscheidenden Anteil an der Dortmunder Niederlage in München

Auch beim 0:3 machte er keine gute Figur. Der Schweizer, der erst von einer wochenlangen Oberschenkelblessur zurückgekehrt war, gestand „zwei relativ große Fehler“ ein. „Es gibt einfach scheiß Tage – und heute war so einer“, fügte Kobel an. Im Anschluss habe sein Team „einen Knick“ im Spiel gehabt. „Ich habe da leider der Mannschaft nicht weiterhelfen können“, sagte Kobel. Sein Trainer Edin Terzic stärkte ihm den Rücken. „Wir wissen auch, dass wir uns auf Gregor in dieser Saison sehr häufig und oft verlassen konnten“, so Terzic. „Ihm tut das natürlich leid, aber wir müssen das richtig einordnen. Er ist der Grund, warum wir hier heute als Tabellenführer antreten konnten.“

Auch Marco Reus sprang seinem Tormann bei. „Greg hat uns in dieser Saison schon so viele Spiele gewonnen, es ist bitter in so einer Situation. Am Ende lügt das Ergebnis nicht, wir haben verdient verloren“, gab der BVB-Kapitän an. Emre Can mit einem verwandelten Foulelfmeter (72.) und Donyell Malen (90.) erfreuten die BVB-Anhänger wenigstens in der Schlussphase noch mit zwei Toren.

Dortmund nach Tiefschlag um Fassung bemüht

Terzic war nach dem Tiefschlag um Fassung bemüht. „Es reicht nicht, zwölf ordentliche Minuten in München zu haben“, meinte er hinsichtlich der Anfangsphase. „Es war enttäuschend, dass wir nach dem ersten Gegentreffer viel zu lange gebraucht haben, um ins Spiel zurückzufinden.“ Dennoch sei nicht aller Tage Abend. „Es sind zwei Punkte Rückstand auf die Spitze, es ist die erste Niederlage 2023 in der Bundesliga“, betonte der 40-Jährige. „Wir fahren mit einer Portion Wut nach Hause.“ Das gilt wohl auch für die Reise im DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch zu ebenso enttäuschten Leipzigern.

Deutsche Bundesliga, 26. Runde

Sonntag:

Köln – Mönchengladbach 0:0

Köln: Kainz bis 78., Ljubicic ab 60. Minute
Gladbach: Lainer und Wolf Ersatz

Bremen – Hoffenheim 1:2 (0:0)

Tore: Pieper (76.) bzw. Kramaric (50.), Baumgartner (52.)

Bremen: Friedl spielte durch, Schmid bis 60. Minute
Hoffenheim: Baumgartner bis 67. Minute

Samstag:

Bayern München – Dortmund 4:2 (3:0)

Tore: Kobel (13./Eigentor), Müller (18., 23.), Coman (50.) bzw. Can (72./Elfmeter), Malen (90.)

Leipzig – Mainz 0:3 (0:1)

Tore: Ingvartsen (9.), Ajorque (57.), Kohr (67.)

Leipzig: Laimer bis 81. Minute, ohne Schlager (verletzt)
Mainz: ohne Onisiwo (angeschlagen)

Union Berlin – Stuttgart 3:0 (0:0)

Tore: Becker (51.), Behrens (65.), Haraguchi (68./Eigentor)

Union: mit Trimmel

Freiburg – Hertha BSC 1:1 (0:0)

Tore: Grifo (52.) bzw. Ngankam (77.)

Freiburg: ohne Gregoritsch (gesperrt) und Lienhart (verletzt)

Wolfsburg – Augsburg 2:2 (0:1)

Tore: Waldschmidt (83.), Nmecha (96.) bzw. Arnold (2./Eigentor), Berisha (32.)

Wolfsburg: Wimmer bis 75. Minute, Pervan Ersatz
Augsburg: Baumgartlinger ab 90. Minute

Schalke – Leverkusen 0:3 (0:1)

Tore: Frimpong (40.), Wirtz (51.), Azmoun (91.)

Schalke: Greiml spielte durch
Leverkusen: Pentz Ersatz

Freitag:

Frankfurt – Bochum 1:1 (1:1)

Tore: Kolo Muani (22./Elfmeter) bzw. Asano (13.)

Bochum: Stöger bis 85. Minute

Tabelle: