Person mit Roter Flagge bei Formel 1 Rennen
IMAGO/HochZwei
Formel 1

Breite Kritik an Rennleitung in Melbourne

Rote Flaggen, lange Wartezeiten, die Zieldurchfahrt quasi hinter dem Safety-Car: Wie die Rennleitung um den deutschen Hauptverantwortlichen Nils Wittich den GP von Australien gehandhabt hat, konnten viele Fahrer und Experten nicht nachvollziehen. „Ich bin generell dafür, gute Unterhaltung zu bieten. Aber das Regelwerk des Sports ist die Schlüssel-DNA“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Es war vielleicht ein bisschen zu viel heute.“

Vor allem die zweite rote Flagge in Melbourne löste viel Kritik aus: Nach einem Unfall von Haas-Pilot Kevin Magnussen wenige Runden vor Schluss ging die Rennleitung in einer Safety-Car-Phase dazu über, ein weiteres Mal zu unterbrechen. Offenbar weil zu viele Teile herumlagen, erklärte der Automobilweltverband (FIA) später. In weiterer Folge bedingte diese Entscheidung aber Schrott in Millionenhöhe auf der Strecke, den dritten Rennabbruch und eine ereignislose, vom Safety-Car angeleitete Zieldurchfahrt.

„Dann wieder eine rote Flagge, die ich selber total nicht verstehe“, sagte Rennsieger Max Verstappen auf ServusTV. „Ich glaube, normalerweise war das nur ein virtuelles Safety-Car oder ein Safety-Car maximal. Das war schon ein bisschen überraschend.“ Viele Fahrer hätten jetzt viele Fragen, meinte der Red-Bull-Star.

Max Verstappen während PK
Reuters/Jaimi Joy
Auch Weltmeister und Rennsieger Max Verstappen war über den Rennabbruch überrascht

Unverständnis bei vielen Piloten

Fernando Alonso fluchte schon im Cockpit seines Aston Martin wild. Mercedes-Pilot George Russell sagte, die Fahrer hätten in der Vergangenheit schon schlimmere Situationen ohne Abbruch hinter sich gebracht. „Man hätte das Rennen einfach unter dem virtuellen Safety-Car beenden sollen“, betonte Red-Bull-Konsulent Helmut Marko.

„Ich glaube, das wird jetzt noch in große Diskussionen ausarten“, meinte Haas-Fahrer Nico Hülkenberg. „Aus Sicht des Fans, aus Entertainment-Sicht kann man es natürlich komplett nachvollziehen. Aus Sicht der Fahrer oder der Teams ist es manchmal auch frustrierend.“ Es sei „ein bisschen diese amerikanische Entertainment-Ebene, die da reinkommt“.

Wolff fordert klare Definitionen

Ähnlich äußerte sich Wolff. „Ich bin ein Fan von Restarts und roten Flaggen, weil das gibt immer gute Action. Von zu Hause habe ich auch gehört, dass es ihnen gefallen hat“, verriet der Wiener. Es sei aber wahrscheinlich zu viel gewesen. „Man muss wissen, wann man eine rote Flagge gibt und das Rennen abbricht. Ich glaube, beides Mal war es nicht gerechtfertigt.“ Man müsse klar definieren, „was ein virtuelles Safety-Car ist, was ein Safety-Car ist und was eine rote Flagge“.

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur monierte, dass es bis zur Entscheidungsfindung lange gedauert habe und nicht absehbar gewesen sei, was die Rennleitung machen würde. „Für mich ist das undurchsichtig“, sagte Vasseur. Schon nach den Turbulenzen am Ende des Grand Prix von Saudi-Arabien vor zwei Wochen um eine Strafe gegen Alonso hatte die FIA viel Kritik einstecken müssen.

Grand Prix von Australien in Melbourne

Endstand nach 58 Runden (306,124 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 2:32:38,371
2. Lewis Hamilton GBR Mercedes + 0,179
3. Fernando Alonso ESP Aston Martin 0,769
4. Lance Stroll CAN Aston Martin 3,082
5. Sergio Perez MEX Red Bull 3,320
6. Lando Norris GBR McLaren 3,701
7. Nico Hülkenberg GER Haas 4,939
8. Oscar Piastri AUS McLaren 5,382
9. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 5,713
10. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 6,052
11. Valtteri Bottas FRA Alfa Romeo 6,513
12. Carlos Sainz * ESP Ferrari 6,594

* inklusive Fünfsekundenstrafe

Out: Charles Leclerc (MON/Ferrari), Alexander Albon (THA/Williams), George Russell (GBR/Mercedes), Kevin Magnussen (DEN/Haas), Pierre Gasly (FRA/Alpine), Esteban Ocon (FRA/Alpine), Nyck De Vries (BEL/Alpha Tauri), Logan Sargeant (USA/Williams)

Schnellste Runde: Perez (1:20,235)