Stefan Kraft
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Skispringen

Österreich ist „Nation Nummer eins“

Für Österreichs Skispringerinnen und Skispringer ist mit dem Skifliegen in Planica am Sonntag eine erfolgreiche Saison zu Ende gegangen. In dieser krönte sich Eva Pinkelnig zur Gesamtweltcup-Siegerin, Stefan Kraft sicherte sich Rang zwei sowie die kleine Kristallkugel im Skiflug-Weltcup, zudem gewann Österreich zum ersten Mal den Nationencup bei den Frauen und bei den Männern. „Man kann schon sagen, dass wir im Augenblick die Skisprungnation Nummer eins sind“, meinte Mario Stecher, der sportliche Leiter im ÖSV. Lediglich die Weltmeisterschaft ohne Gold war ein Wermutstropfen.

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl freute sich jedenfalls über den „super Abschluss“ der Saison in Planica. „Wir haben den Nationencup gewonnen, Krafti hat den Skiflug-Weltcup gewonnen. Es ist eine Bestätigung fürs ganze Team, dass wir auf dem richtigen Weg waren und gut gearbeitet haben", lobte der 46-Jährige.

Kraft sicherte sich am Samstag mit seinem 30. Einzelsieg und Rang drei am Sonntag zum dritten Mal die kleine Kristallkugel im Skifliegen. Der 29-jährige Salzburger sorgte mit fünf Saisonsiegen sowie je sechs zweiten und dritten Plätzen für 17 Stockerlplätze. Kraft hält nun insgesamt bei 98 Podestplätzen in seiner Karriere (30 Siege, 32-mal Zweiter, 36-mal Dritter). Nur einer war in seiner Laufbahn in dieser Statistik besser: die finnische Legende Janne Ahonen mit 108 Podestplätzen (36-44-28).

Coach Andreas Widhölzl
GEPA/Gintare Karpaviciute
ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl zieht ein positives Saisonfazit

„Riesenrespekt“ fürs ganze Team

Neben all der Freude über seine Einzelleistungen betonte Kraft aber auch die gute Teamleistung: „Es war unser Ziel, den Nationencup zu verteidigen. Wir haben fünf brutal starke Leute gehabt, die Schlacht ums Teamspringen war immer brutal, wer da hupft. Ich war da auch nie gesetzt“, erklärte Kraft. Darum zolle er dem gesamten Team „Riesenrespekt“ und meinte damit auch die Serviceleute, Trainer und Physiotherapeuten.

Die Überlegenheit im Nationencup, Österreich hatte am Ende 1.462 Punkte Vorsprung auf Norwegen, spiegelt freilich nicht die gesamte Saison wider. „Bei der Tournee und bei der WM war es nicht ganz so. Da war das Momentum teilweise nicht auf unserer Seite. Aber man hat gesehen, dass wir fünf Athleten haben, die ständig in die Top Ten reinspringen, da machst du viele Punkte“, erklärte Wildhölzl und fügte hinzu: "Cool, dass wir so zusammengewachsen sind. Es war das Ziel, dass wir eine starke Mannschaft und nicht nur einen Siegspringer haben.“

Tschofenig etabliert sich im Weltcup

Widhölzl hätte sich zwar insgesamt noch mehr Podestplätze gewünscht, aber mit Daniel Tschofenig hat einer der Jungen den Durchbruch geschafft. „Er hat heuer einen irrsinnigen Schritt gemacht. Er war in Lillehammer und in Oslo nach dem ersten Durchgang Erster und war knapp vor dem ersten Sieg. Ich glaube, der Weg passt. Jetzt heißt es gut analysieren, in die Pause gehen.“

Daniel Tschofenig
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Tschofenig sprang in dieser Saison erstmals auf das Weltcup-Podest

Die längste nordische Skiweltcup-Saison war auch für den Cheftrainer kräfteraubend. „Ich bin schon froh, dass es vorbei ist, aber wenn es gut läuft, hat man immer mehr Energie. Wir sind mannschaftlich sehr gut durchgekommen, die Jungs sind fit. Aber mir ist es schon lieber, wenn’s ein bisserl kürzer ist.“

Pinkelnig holt große Kugel

Bei den Frauen war Pinkelnig in der Gesamtabrechnung der Saison mit je sechs Siegen, zweiten und dritten Plätzen eindeutig die Beste. Sie durfte als dritte Österreicherin nach Daniela Iraschko-Stolz (2014/15) und Sara Marita Kramer im Vorjahr die Kristallkugel in Empfang nehmen. „Ich freue mich riesig. Im Sommer war ich so weit weg, Podestplätze waren eine ‚mission impossible‘. Jetzt sind es 18, ich habe sechsmal gewonnen, das ist völlig crazy“, meinte die Vorarlbergerin.

Eva Pinkelnig
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Pinkelnig freut sich über den Gewinn des Gesamtweltcups

Neben Pinkelnig steuerten Kreuzer (zwei Siege, vier Podestplätze), Kramer (zweimal auf dem Podest) und Mühlbacher (einmal auf dem Stockerl) Topplatzierungen bei. Damit gewannen die Österreicherinnen den Nationencup mit 250 Punkten Vorsprung vor Deutschland.

Stecher nur mit WM nicht zufrieden

Mario Stecher, der Sportliche Leiter im ÖSV für Skispringen und Nordische Kombination, zog eine zufriedene Saisonbilanz. „Wenn man die gesamte Saison sieht, war es sehr, sehr gut. Natürlich gibt es das eine oder andere Manko drinnen, wenn man die WM anspricht.“ Zu einer WM fahre man, um zu gewinnen. „Das haben wir bei der Weltmeisterschaft nicht ganz geschafft. Da waren wir am Punkt nicht ganz gut in Form, das müssen wir ansprechen.“

Als Team haben die ÖSV-Athletinnen und -Athleten aber groß abgeliefert. Besonders gefreut hat Stecher der Teamsieg im Skifliegen am Samstag, der erste auf einer Flugschanze seit elf Jahren. „Da haben wir extrem viel dran gesetzt, dass wir an der Flugposition arbeiten. Wir haben uns weiterentwickelt.“ Von Kraft ist Stecher vor allem wegen dessen Konstanz beeindruckt: „Man kann nur den Hut vor ihm ziehen, dass er über so lange Zeit diese Leistung bietet. Auch wenn man sieht, was er für eine Basis hat, und er am Ende einer Saison immer noch besser wird.“

Bei den Frauen wird es kommende Saison eine Veränderung im Trainerstab geben, da ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer seinen Rücktritt bekannt gab. Innerhalb des Teams aufgetretene Unstimmigkeiten wollte Stecher allerdings nicht überbewerten. „Harry hat heuer enorm viel aus der Mannschaft rausgeholt, gemeinsam mit seinem Trainerteam. Probleme gibt es über ein gesamtes Jahr in jeder Mannschaft. Doch insgesamt muss relativ viel gestimmt haben, sonst wären solche Erfolge nicht möglich.“

Nationencup Herren:
1. Österreich 7.093
2. Norwegen 5.631
3. Slowenien 5.573
4. Polen 4.889
5. Deutschland 4.512
6. Japan 2.035
7. Schweiz 782
8. Finnland 459
9. Italien 415
10. USA 356
Endstand nach 39 Bewerben
Nationencup Damen:
1. Österreich 4.154
2. Deutschland 3.904
3. Norwegen 3.720
4. Slowenien 3.184
5. Japan 2.888
6. Kanada 1.326
7. Frankreich 751
8. Italien 516
9. Finnland 323
10. Rumänien 180
Endstand nach 29 Bewerben