ÖFB-Cup

Traumtor beschert Sturm Endspiel

Puntigamer Sturm Graz ist am Donnerstag Rapid Wien ins Endspiel des Uniqa-ÖFB-Cups gefolgt. Die Steirer gewannen vor ausverkauftem Haus in Graz ein hochklassiges Halbfinale gegen den LASK mit 1:0 (0:0) und kämpfen nun in Klagenfurt um ihren sechsten Titel in diesem Bewerb. Ein Traumtreffer von Tomi Horvat sorgte für die Entscheidung (68.).

Das zweite Semifinale, das wegen eines neuerlichen medizinischen Notfalls auf der Grazer Tribüne um 30 Minuten verspätet begann, bot vor der Pause eine unterhaltsame Partie mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Beide Teams trafen durch Alexander Prass (17.) bzw. Keito Nakamura (4.) und Ibrahim Mustapha (5.) jeweils Aluminium.

Nach dem Seitenwechsel nahm das Niveau der Partie vor 15.600 Zuschauern in der ausverkauften Merkur Arena wie das Risiko ab, Horvat machte mit einem sehenswerten Schlenzer aus über 20 Metern den Unterschied (68.). Das Finale steigt am 30. April (20.30 Uhr, live in ORF1) im wohl vollen Wörthersee Stadion in Klagenfurt.

Großer Bahnhof für Sturm

Dass Sturm in diesem Jahr Großes vorhat, erkannte man vor dem Spiel. Zahlreiche Fans empfingen den Mannschaftsbus und schworen die Spieler auf das letzte Heimspiel in diesem Bewerb ein. „Die Fans haben uns ins Stadion getragen, das war fantastisch“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer in einem ORF-Interview kurz nach der Ankunft.

Fans und Teambus des SK Sturm
GEPA/Wolfgang Grebien
Zahlreiche Sturm-Fans begleiteten ihre Mannschaft zum Heimspiel gegen den LASK ins Stadion

Sowohl Spieler als auch Fans sind spätestens mit dem Frühjahrsauftakt, als man Seriensieger Salzburg im Elfmeterschießen aus dem Cup beförderte, heiß auf zumindest einen Titel. Auch in der Meisterschaft ist neun Runden vor Schluss mit drei Zählern Rückstand noch alles drin.

Medizinischer Notfall verzögert Anpfiff

So gut die Stimmung bei allen Beteiligten rund um die Ankunft der Mannschaften war, so gedämpft war sie kurz vor Spielbeginn. Denn wie schon am Sonntag beim 3:1 gegen Rapid in der Liga gab es neuerlich einen medizinischen Notfall auf der Tribüne in der Merkur Arena.

Die wichtigste Nachricht an diesem Abend: Die betroffene Frau wurde erfolgreich reanimiert und in stabilem Zustand ins Krankenhaus gebracht. Das Spiel startete mit einer halben Stunde Verspätung.

Flotter Beginn mit LASK-Doppelchance

Während Ilzer auf dieselbe Mannschaft wie beim Heimsieg gegen die Hütteldorfer setzte, überraschte LASK-Trainer Dietmar Kühbauer mit seiner Anfangsformation. Der Burgenländer setzte im Angriff nämlich nicht von Beginn an auf Marin Ljubicic, immerhin elffacher Torschütze in der Bundesliga, sondern auf Winterneuzugang Ibrahim Mustapha. Im Mittelfeld startete gegenüber dem 2:2 bei der Wiener Austria am vergangenen Sonntag Branko Jovicic anstelle von Sascha Horvath.

Doppelchance für den LASK (4. Minute)

Nakamura trifft die Stange, auch danach fehlt nicht viel.

Die Zuschauer und Zuschauerinnen erlebten einen flotten Beginn in Graz-Liebenau. Zunächst waren die Gastgeber gut in der Partie, aber die Gäste sorgten für das erste Highlight: Bei einer Eckballvariante schliefen die Grazer, und Nakamura weckte die Hausherren mit einem Stangentreffer auf (4.), mit dem Nachschuss scheiterte Philipp Ziereis an Arthur Okonkwo, ehe Jon Gorenc-Stankovic ins Seitenaus klärte.

Stefan Hierlaender (Sturm) und Keito Nakamura (LASK)
GEPA/Wolfgang Grebien
LASK-Offensivmann Nakamura traf früh die Stange

Nach dem folgenden Einwurf Richtung erste Stange kam Mustapha an das Leder und beförderte es an die Innenstange. Sturm-Goalie Okonkwo war schon bezwungen, der Ball kullerte die Linie entlang, ehe David Schnegg klärte (5.). Aber es blieb kaum Zeit zum Durchschnaufen, denn auf der anderen Seite scheiterte Emanuel Emegha alleine vor Alexander Schlager mit seinem Abschluss (6.). Ein Schuss von Peter Michorl rundete die muntere Anfangsphase ab (8.).

Erste Hälfte „ein Leckerbissen“

Es blieb in den ersten 45 Minuten ein intensives Hin und Her, Sturm und der LASK zeigten, warum sie derzeit hinter Salzburg die zweite und dritte Kraft im österreichischen Fußball sind. „Ein Leckerbissen“, sollte ORF-Experte Helge Payer in der Halbzeit analysieren. Beide Teams boten attraktiven Fußball mit Dynamik und Zielstrebigkeit, so ergaben sich zahlreiche Chancen. Moses Usor verzog (13.), Emeghas Kopfball fiel zu leicht aus, und Prass zielte letztlich zu genau, denn das Leder prallte nach einem Schuss von der Stange ins Aus (17.).

Stangenschuss von Prass (17. Min)

Prass trifft nur die Stange.

Mit Fortlauf der Partie übernahm Sturm etwas mehr das Kommando, aber Möglichkeiten gab es weiterhin auf beiden Seiten. Sarkaria schoss drüber (25.) und Jusuf Gazibegovic verzog (29.). Auf der anderen Seite schrammte Mustapha (23.) im wahrsten Sinne an der Führung vorbei, und Robert Zulj war nach einem Freistoß zwar dran, brachte das Leder aber nicht auf das Tor (39.). Es blieb beim 0:0 zur Pause, aber selten war eine Nullnummer im österreichischen Fußball so unterhaltsam.

Horvat entscheidet Partie

Wenig überraschend ging es ohne Wechsel nach Wiederanpfiff weiter, ebenso wenig überraschend konnte die zweite Hälfte mit dem Niveau der ersten nicht mithalten. Das lag zum einen an der hohen Intensität, die vor der Pause an den Tag gelegt wurde, andererseits gingen beide Teams naturgemäß auch kein Risiko ein – zu viel stand auf dem Spiel.

Spieler von Sturm jubeln
GEPA/Chris Bauer
Horvat wurde für sein Goldtor entsprechend gefeiert

Die Grazer hatten wie gegen Ende der ersten Hälfte mehr Kontrolle, und Ilzer brachte nach einer Stunde auch als erster Trainer frische Kräfte, unter anderen Otar Kiteishvili. Der Georgier stellte sich wenige Minuten bei LASK-Goalie Schlager mit einem Abschluss vor (66.). Zwei Minuten später sollte es dann Horvat besser machen: Der Sturm-Spieler zog von der rechts herein, die Gegenspieler bekamen keinen Zugriff, und der Slowene vollendete aus über 20 Metern ins Eck (68.).

Sturm bringt Führung über Zeit

Schlager, der aufgrund der Präzision des Abschlusses nicht mehr an den Ball kam, ärgerte sich ob der mangelhaften Verteidigung bei dieser Aktion. Kühbauer brachte dann nach etwas mehr als 70 Minuten drei frische Kräfte, die Grazer hielten den LASK jedoch nun im Schach.

Zulj hatte den Ausgleich noch am ehesten auf dem Fuß, rutschte aber weg (81.) und scheiterte mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze (91.). Die Gastgeber wiederum vergaben durch Albian Ajeti und Emegha, es tat der Stimmung in Graz keinen Abbruch. Denn es hallte „Finale“ durch die Arena – Sturm fährt zum ersten Mal seit 2018 wieder zum Endspiel, damals holte man gegen Salzburg auch den Titel.

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Es war ein Spektakel, vor allem die erste Halbzeit. Ein großartiges Fußballspiel zweier Mannschaften, die sich beide das Finale verdient hätten. Am Ende waren wir um dieses Alzerl besser als der LASK, und wir haben eine Riesenfreude damit. Der LASK hat eine enorme Qualität in der Offensive. Es war wichtig, dass wir mit Kompaktheit diese Qualität etwas entschärft haben.“

Stefan Hierländer (Sturm-Kapitän): „Es war ein Cupfight, ein sehr gutes und attraktives Spiel. Wir haben in den entscheidenden Momenten das Quäntchen Glück gehabt. Es war sehr intensiv, der LASK hat sehr viel Klasse in den vorderen Reihen. Wir sind glücklich, dass wir uns durchgesetzt haben.“

Dietmar Kühbauer (LASK-Trainer): „Die Mannschaftsleistung war sehr gut. Wir müssen in der ersten Halbzeit in Führung gehen. Wir haben einen wirklich guten Fight abgeliefert. Es tut weh, dass wir wegen eines Tausend-Gulden-Schusses ausscheiden. Die sind derzeit anscheinend in Mode gegen uns. Eine Verlängerung wäre schöner gewesen, aber Fußball ist ein Ergebnissport. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen.“

Uniqa-ÖFB-Cup, Halbfinale

Donnerstag:

Sturm – LASK 1:0 (0:0)

Graz, Merkur Arena, 15.600 Zuschauer (ausverkauft), SR Altmann

Tor: Horvat (68.)

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Affengruber, Borkovic, Schnegg – Gorenc-Stankovic – Hierländer (60./Kiteishvili), T. Horvat (86./Dante), Prass – Sarkaria (60./Ajeti), Emegha (95./Ljubic)

LASK: Schlager – Stojkovic, Ziereis, Luckeneder, Renner – Michorl, Jovicic (72./Horvath) – Usor (72./Flecker), Zulj, Nakamura – Mustapha (72./Ljubicic)

Gelbe Karten: Schnegg, Kiteishvili, Emegha, Gorenc-Stankovic bzw. Stojkovic, Luckeneder, Zulj, Ziereis, Ljubicic

Die Besten: Sarkaria, Prass, Horvat bzw. Nakamura, Mustapha, Renner

Finale am 30. April (20.30 Uhr, live in ORF1) in Klagenfurt gegen Rapid