Seit Jahren verbringt Hickersberger viel Zeit in Andalusien. „Das Wetter hier ist für meine Arthrosen besser.“ Der Niederösterreicher ist froh, die südspanische Sonne überhaupt noch genießen zu können, schließlich erlitt er vor etwa fünf Jahren einen Schlaganfall. „Ich bin mit zwei blauen Augen davongekommen. In der Reha habe ich gesehen, wie das hätte ausgehen können – da haben sie um 20 oder 30 Jahre Jüngere mit dem Rollstuhl geschoben.“
Seinen aktuellen Gesundheitszustand bezeichnete Hickersberger als „meinem Alter entsprechend. Ich will nicht klagen.“ Von Spanien aus verfolgt er weiterhin den österreichischen Fußball – vor allem Rapid und das Nationalteam. Bei den Hütteldorfern ist sein Sohn Thomas als Assistent tätig. „Ich telefoniere des Öfteren mit ihm, doch Rapid ist kein Gesprächsthema“, beteuerte Hickersberger senior. „Erstens, weil er mir eh kein Wort erzählen würde, und zweitens, weil ich ihn gar nicht in die Verlegenheit bringen will und Fragen zu Interna stellen würde.“
Austria, Rapid, ÖFB-Team, Arabien
Vor seinem Engagement bei Rapid betreute Hickersberger Fortuna Düsseldorf (1991) und die Wiener Austria (1993–1994), mit der er Cupsieger wurde. 2005 führte er Rapid zum Meistertitel und in die Champions League, was ihm wiederum die Bestellung zum Teamchef für die Heim-EM 2008 einbrachte.

„Diese Chance wollte ich unbedingt wahrnehmen, auch wenn wir dann die selbst gesteckten Ziele und Ziele von ganz Österreich nicht erreichen konnten.“ Die ÖFB-Auswahl schied mit einem Punkt aus drei Gruppenspielen aus, für das Viertelfinale reichte es nicht. „Damals war die Mannschaft nicht so stark, um die Hoffnungen und Wünsche erfüllen zu können.“
Hickersberger hätte danach Teamchef bleiben können, er zog es aber vor, in den arabischen Raum zu wechseln, wo er schon vor seinem ÖFB-Engagement tätig war. Al-Ahli (1995–1997), Arab Contractors (1997–1999), al-Schaab (1999–2000), al-Wasl (2000–2001), al-Ittihad (2001 –2002) und al-Wahda (2008–2013) hießen die Stationen, außerdem fungierte er zweimal (1996, 2010) als Nationalcoach von Bahrain.
Bitteres 0:1 gegen Färöer
„Ich hatte eine schöne Zeit als Trainer“, resümierte er. „Nur Landskrona tut mir heute noch weh.“ Hickersbergers erste Teamchef-Ära war beendet, als die ÖFB-Auswahl am 12. September 1990, drei Monate nach der Teilnahme an der WM in Italien, in der südschwedischen Stadt gegen die Färöer mit 0:1 verlor. Die Amateurspieler von den Schafsinseln samt Goalie mit Zipfelmütze gewannen in ihrem ersten Pflichtspiel überhaupt, Österreichs größte Fußballblamage war perfekt. „Ich habe nach wie vor keine Erklärung dafür, obwohl ich sehr oft und sehr lange darüber nachgedacht habe. Es gibt auch keine vernünftige Erklärung dafür“, sagte Hickersberger.

Die Landskrona-Schmach wird vor allem mit ihm in Verbindung gebracht. Dabei standen in diesem Match namhafte ÖFB-Spieler wie Toni Polster, Andreas Herzog oder Michael Konsel auf dem Platz. „Aber das ist okay, ganz normal und ganz logisch. Als Teamchef ist man verantwortlich.“
Dass er nach der Niederlage gegen die Färöer noch eine erfolgreiche Trainerlaufbahn hinlegte, sei beinahe so, wie von den Toten aufzuerstehen, erklärte Hickersberger. „Ich hätte das unmittelbar nach Landskrona nicht für möglich gehalten.“ Mittlerweile hat Hickersberger seit rund zehn Jahren nicht mehr als Trainer gearbeitet und strebt auch kein Engagement mehr an. „Ich hatte eine sehr schöne Zeit, aber irgendwann muss Schluss sein.“
Meister, Cupsieger und Cordoba-Held
Bewegte und erfolgreiche Zeiten erlebte Hickersberger auch als Spieler – er wurde dreimal österreichischer Meister (1969 und 1970 mit der Austria, 1982 mit Rapid) sowie dreimal Cupsieger (1967 und 1971 mit der Austria, 1979 mit SSW Innsbruck) und spielte in der deutschen Bundesliga für Kickers Offenbach (1972–1976) und Fortuna Düsseldorf (1976–1978).

Außerdem brachte es Hickersberger auf 39 Länderspiele, sein letztes absolvierte er beim 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978 in Cordoba. Auf sein Mitwirken in dieser legendären Partie ist „Hicke“ nach wie vor stolz. „Wenn man jetzt noch immer davon spricht, kann es nicht so schlecht gewesen sein.“ Auch die andere Seite des Sportgeschehens lernte Hickersberger übrigens kennen, nach Ende seiner Spielerkarriere arbeitete er als Redakteur beim ORF-Teletext und als Zeitungskommentator, ehe er ins Trainerfach wechselte.