Tomas Kundratek (CZE) und Nikolaus Kraus (AUT)
APA/Eva Manhart
Eishockey

ÖEHV-Team setzt auf Lerneffekt

Nach einer Lehrstunde in Wien hat Österreichs Eishockeynationalteam rasch die Chance, es besser zu machen. Nur zwei Tage nach der 0:6-Abfuhr am Donnerstagabend gastiert die Auswahl von Teamchef Roger Bader im Retourmatch gegen Tschechien am Samstag (16.00 Uhr, live in ORF Sport +) in Brno.

Eine Viertelstunde machten die Österreicher gegen den sechsfachen Weltmeister ein gutes Spiel, dank perfekter Abschlüsse gingen die Tschechen aber mit einer 3:0-Führung in die erste Pause. Im Mitteldrittel klappte dann nicht viel im Spiel der ÖEHV-Auswahl. „Mit dem ersten Drittel bin ich sehr happy, mit dem zweiten Drittel sehr unhappy, das dritte Drittel war knapp okay“, fasste Bader zusammen. 10:10-Torschüsse und 3:3-Torchancen zählte er nach dem ersten Drittel, „das Resultat ist 0:3, das ist brutal“.

Danach bemängelte Bader viele Scheibenverluste, diagonales statt wie geplant vertikales Spiel, klein-klein im eigenen Drittel statt harter Pässe. „Das Tempo und die Intensität sind viel höher als in jedem Spiel, das die Spieler in dieser Saison erlebt haben“, begründete der Schweizer die Probleme. „Deshalb versuche ich, so oft wie möglich gegen bessere Gegner zu spielen, damit die Spieler sich das aneignen können“.

Der Klasseunterschied ist nichts, was den Coach überraschte, auch wenn im Vorjahr bei der WM ein Sensationssieg gegen die Tschechen gelungen war. „Es ist normal, dass wir gegen Tschechien keine Chance haben, auch wenn wir bei der WM einen tollen Sieg hatten“, forderte Bader eine realistische Einschätzung ein.

Roger Bader
APA/Eva Manhart
Auf den seit 2014 beim ÖEHV engagierten Bader wartet vor dem WM-Start noch einiges an Arbeit

Eine lehrreiche Niederlage

Etwas Gutes hat das Debakel im Zuge der Vorbereitung auf die am 12. Mai beginnende WM in Tampere aber auch. „Für den Prozess ist so ein Drittel gut, um aufzuzeigen, dass solche Scheibenverluste auf diesem Niveau nicht gehen“, meinte Bader. Und auch für die Auswahl des WM-Kaders „helfen solche Spiele“.

Umstellungen wird es am Samstag geben, allerdings waren die unabhängig vom Donnerstag-Spiel geplant. So wird David Kickert im Tor stehen, und die fünf Spieler, die nicht zum Einsatz gekommen sind, bekommen ihre Chance.

Einige schmerzhafte Ausfälle

Personell hat Bader zwei Wochen vor dem WM-Start aber einige Sorgen. Nachdem schon Michael Raffl, Marco Kasper und Raphael Herburger verletzungsbedingt ausfallen, sind mit Peter Schneider und Benjamin Baumgartner zwei weitere Leistungsträger angeschlagen und für die WM fraglich.

Sam Lafferty (Toronto Maple Leafs) und Marco Kasper (Detroit Red Wings)
Reuters/USA Today Sports/Dan Hamilton
Kasper, hier bei seinem NHL-Debüt Anfang April, muss aufgrund einer gebrochenen Kniescheibe passen

Schneider, im vergangenen Jahr bei der WM Österreichs bester Scorer, hat sich den Mittelhandknochen gebrochen. Zwei Wochen muss er die Hand ruhig stellen, dann „wird man schauen, ob es mit Schutz und vielleicht Schmerzmittel geht. Sicher ist das nicht“, so Bader. Er wird für den Salzburger Flügelstürmer einen Platz offen halten, möglich ist, dass Schneider nicht von Anfang an, sondern erst im Laufe des Turniers zum Einsatz kommt.

Baumgartner kämpft mit Knieproblemen. „Ob er nochmal in den Prozess zurückkommt, weiß ich nicht“, sagte Bader, der aber eventuell aus Nordamerika Verstärkung bekommt. Da Minnesota Wild in der ersten Play-off-Runde der NHL gegen die Dallas Stars ausgeschieden ist, könnte Marco Rossi zum Team stoßen. Der 21-jährige Vorarlberger könnte Anfang der Woche nach Österreich kommen und bereits am Donnerstag in Kapfenberg im Test gegen die Slowakei spielen.