Theo Hernandez (AC Milan) Nicolo Barella (Inter Mailand)
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Champions League

Heißer Kampf um Mailands Finalvertreter

Die Stadtrivalen Milan und Inter ermitteln im „Derby della Madonnina“ Mailands Vertreter im diesjährigen Champions-League-Finale. Vor dem Halbfinal-Hinspiel im mit über 70.000 Fans seit Langem ausverkauften San Siro am Mittwochabend (21.00 Uhr) wähnt sich Italien an glorreiche Zeiten erinnert. Seit Inters Triumph 2010 wartet die Fußballnation auf einen Sieger in der Königsklasse.

Vor 13 Jahren setzten sich die „Nerazzurri“ unter Jose Mourinho in ihrer Triple-Saison die europäische Krone auf. Marko Arnautovic konnte in seinem Jahr in Mailand zumindest eine knappe Stunde in der Liga mitwirken, in der Champions League kam der damals 21-Jährige nie zum Zug. Milan wartet in der Königsklasse noch länger auf eine Teilnahme in einem Finale. 2007 holten sich die „Rossoneri“ den Titel.

„Wir werden alles rundherum genießen bis Mittwoch 20.59 Uhr und dann müssen wir bereit sein. Wir müssen dieses Prickeln fühlen“, sagte Milans Trainer Stefano Pioli über die Stimmung in der Metropole. Das „Euroderby“ wurde ausgerufen. „Es ist nicht nur ein Derby, es ist das Derby“, hielt Inters Coach Simone Inzaghi fest. Er warnte vor zu viel Übermut: „Was das Herz angeht, habe ich keine Zweifel. Was den Kopf angeht, wäre es gut, wenn wir ihn benutzen und uns erinnern, dass über 180 Minuten auf uns warten.“

Fans des AC Milan im Giuseppe-Meazza-Stadion
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Im San Siro kündigt sich, wie hier bei einem Heimspiel von Milan, eine richtig gute Stimmung an

Vormarsch der italienischen Clubs

Es ist das 236. nach der vergoldeten Marienstatue auf dem Mailänder Dom benannte Stadtduell. Das Rückspiel steigt am 16. Mai erneut im San Siro. Schon jetzt ist fix, dass sich Italiens Fußball nach Jahren mit ausbleibenden Erfolgen wieder über einen Champions-League-Finalisten freuen darf. Juventus stand 2015 und 2017 im Endspiel, verlor gegen den FC Barcelona bzw. Real Madrid aber beide Male. Heuer könnte Real wieder warten. Die Spanier sind in ihrem Halbfinale gegen Manchester City gefordert.

„Der Traum vom Gewinn der Champions League schwebt in unseren Köpfen. Man spielt Fußball, weil man Trophäen gewinnen will. Die Spieler von Inter, Real und City werden genauso denken“, sagte Milans Kapitän Davide Calabria. Sein Team bangt um den gefährlichsten Angreifer. Stürmer Rafael Leao zog sich beim 2:0 gegen Lazio am Wochenende eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu. Pioli will beim Portugiesen nichts riskieren. „Wenn er sich gut fühlt, beginnt er. Wenn nicht, sitzt er auch nicht auf der Bank.“ Der pfeilschnelle Leao legte im Viertelfinale gegen Napoli sowohl das Tor im Hinspiel (1:0) als auch jenes im Rückspiel (1:1) auf. Ein Sololauf in Neapel über fast das ganze Spielfeld war famos.

Inter setzt auf Milan-Spezialisten Martinez

Inter hält Lautaro Martinez dagegen. Der argentinische Weltmeister ist Milan-Spezialist: In zwölf Partien gegen die Rot-Schwarzen hat er sieben Tore erzielt. Sturmpartner Romelu Lukaku schrieb am Samstag beim 2:0 gegen die Roma an, der Belgier hält nun bei drei Toren und vier Assists in seinen vergangenen vier Spielen. Der 29-Jährige muss möglicherweise dennoch auf der Bank Platz nehmen, nachdem Edin Dzeko in den bisherigen Saisonvergleichen mit Milan überzeugen konnte.

Romelu Lukaku (Inter Mailand)
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Nach einer schwierigen Saison mit einigen Verletzungen kam Lukaku zuletzt in Form

Kein klarer Favorit

Eine Favoritenrolle lässt sich nicht ausmachen. In der Serie A ist Inter Vierter, Milan Fünfter und damit aktuell außerhalb der Startplätze für die kommende Champions League. Zwei Zähler trennen die Nachbarn. Dreimal trafen die Clubs in dieser Saison aufeinander. Im Supercup siegte Inter in Saudi-Arabien mit 3:0, in der Liga gab es jeweils einen Erfolg von Milan sowie von Inter. Die beiden Trainer gaben jedenfalls an, sich nicht als Favorit zu fühlen. Milans Routinier Olivier Giroud merkte an: „Wir wissen, dass wir Großes vollbringen können. Aber wir müssen zu 110 Prozent unter Spannung stehen.“

Das Mailänder Duell um das Finalticket der Champions League gab es bereits vor 20 Jahren. 2003 spielten Andrij Schewtschenko, Paolo Maldini und Filippo Inzaghi für Milan, die Inter-Stars hießen Fabio Cannavaro, Javier Zanetti und Hernan Crespo. 0:0 und 1:1 endeten die Partien. Milan stieg dank Schewtschenkos Auswärtstor auf und holte im rein italienischen Endspiel gegen Juventus im Elfmeterschießen den Titel.

In Italien freut man sich, dass die einst glorreichen Zeiten wieder aufleben. Auch in den anderen beiden Europacup-Bewerben gibt es die Chance auf italienische Finalteilnehmer. Juventus und AS Roma stehen in der Europa League im Halbfinale, Fiorentina in der Conference League. Fünf Serie-A-Teams gleichzeitig in den Vorschlussrunden europäischer Clubbewerbe hat es bisher noch nie gegeben.