2:1, 2:0, 3:3 – die Favoritner hatten in dieser Saison gegen Rapid mehr zu lachen. Beim jüngsten Auftritt im Westen Wiens trauerten die Gäste einem Sieg hinterher. Zehn Versuche, seit dem 1. September 2019 – einem 3:1 bei der Austria –, ist Rapid in Derbys bereits erfolglos. Achtmal endeten die Spiele dabei remis. Im 340. Duell am Sonntag würde ein voller Erfolg vor allem den Hausherren weiterhelfen.
„Wenn ich der Mannschaft sage, wir wollen nicht verlieren, wäre es falsch. Wir können die Tabelle lesen“, sagte Austria-Trainer Michael Wimmer angesichts zwei Zählern Rückstand auf Rapid. Die Hütteldorfer würden bei Gleichstand aufgrund der Abrundung bei der Punkteteilung vorgereiht werden. Wimmer erwartete „einen Gegner, der auch gewinnen will, der bissig und gierig ist“.
Wiener Derby im Zeichen der Europacup-Quali
Am Sonntag findet das 340. Wiener Derby in Favoriten statt. Im Kampf um die Europacup-Qualifikation ist verlieren für die Austria verboten, Rapid könnte mit einem Sieg Platz vier festigen.
Rapid-Coach Zoran Barisic bestätigte Wimmers These. „Auf ein Unentschieden zu gehen, ist nicht unsere Philosophie und nicht unsere Art, wie wir Fußball spielen wollen. Wir werden dort angreifen und wollen drei Punkte mitnehmen“, sagte der Wiener.
Austria muss „gewisse Nettigkeit“ ablegen
Seit dem 2:0-Sieg im letzten Heimderby wartet die Austria auf ein Erfolgserlebnis. In der Meistergruppe hat der Fünfte noch keinen Dreier angeschrieben, die punktegleiche Austria aus Klagenfurt sitzt im Nacken. Ein positives Resultat verhinderten auch 15 Gegentore in sechs Runden. Wimmer forderte Konzentration: „Wir müssen eine gewisse Nettigkeit ablegen und in den Zweikämpfen robuster sein.“
Sportdirektor Manuel Ortlechner lieferte eine andere Erklärung, dass es für die Austria nicht so läuft wie im Vorjahr, als man Dritter wurde: „Das Niveau der Meistergruppe ist anders als letztes Jahr. Das kann man nicht vergleichen.“ Die Austria erwartet ein mit über 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, davon 1.600 Fans im Gästesektor, ausverkauftes Haus.

Beim 1:2 gegen Sturm Graz verschliefen die Austrianer die erste Spielhälfte. „Von Anfang an da sein“ wolle man nun laut Ortlechner. Wimmer erinnerte an den Auftritt beim 2:0 in der letzten Runde des Grunddurchgangs. „Da waren wir von Beginn an präsent.“
Personelle Fragezeichen
Personell gibt es bei den Violetten Fragezeichen. Andreas Gruber laboriert seit dem Sturm-Spiel an einer Bänderverletzung im Sprunggelenk und stieg erst Freitag ins Training ein. „Wir müssen schauen, ob es am Sonntag reicht“, sagte Wimmer. Matthias Braunöder und Georg Teigl (beide Magen-Darm-Infekt) mussten am Freitag erkrankt pausieren. Bei Braunöder kam auch Fieber dazu. Ein Kandidat für die Startelf ist unterdessen Doron Leidner.
Meistergruppe, 29. Runde
Sonntag, 17.00 Uhr:
Austria – Rapid
Wien, Generali Arena, SR Harkam
Mögliche Aufstellungen:
Austria: Früchtl – Mühl, Martins, Meisl – Ranftl, Holland, Fischer, Leidner – Fitz – Dovedan, Tabakovic
Rapid: Hedl – Schick, Sollbauer, K. Wimmer, Auer – Kerschbaum, M. Oswald – Kühn, Greil, Grüll – Burgstaller
Auch Rapid hat laut Barisic mit einigen angeschlagenen Spielern zu kämpfen. Fraglich ist unter anderem der Einsatz von Aleksa Pejic, ansonsten nannte Barisic in diesem Zusammenhang keine Namen. Der 54-Jährige gab sich betont optimistisch. „Es ist alles drin. Wir gehen zuversichtlich ins Spiel.“ Ein Sieg wäre nach den jüngsten Misserfolgen eine große Erleichterung, aber nicht gleichbedeutend mit Endrang vier. „Wenn wir gewinnen, ist das keine Vorentscheidung“, betonte Barisic.
Rapid sehnt sich nach Derby-Sieg
Die Bilanz seiner Truppe aus den vergangenen fünf Bewerbspartien steht bei drei Niederlagen und zwei Unentschieden – dennoch hat Barisic von seinen Profis eine unverändert hohe Meinung. „Wenn jeder 100 Prozent seines Potenzials abruft, ist irrsinnig viel drin. Ich hoffe, dass die Spieler selbst mindestens genauso an sich glauben, wie ich an sie glaube. Das würde sie um ein, zwei Schritte weiterbringen.“
Trotz des Lobs für den Kader steht Rapid im Sommer wohl wieder ein großer Personalumbau bevor. Das könnte dazu führen, dass die Kriterien des Österreicher-Topfes nicht mehr eingehalten werden, wobei Geschäftsführer Steffen Hofmann beschwichtigte: „Wir lassen uns das von Transferperiode zu Transferperiode offen. Es kann passieren, dass wir sieben, acht Ausländer im Kader haben. Aber unser Hauptaugenmerk wird darauf liegen, die eigenen Spieler zu forcieren.“