Bundesliga-Schiedsrichter Sebastian Gishamer
GEPA/Christian Moser
Bundesliga

VAR: Schiedsrichter vermissen klare Linie

Der Video Assistant Referee (VAR) hat den Fußball in Österreich gerechter gemacht, doch es gibt Probleme bei der Auslegung: Die Schiedsrichter würden keine einheitliche Linie fahren, sagten etwa LASK-Goalie Alexander Schlager und Sturm-Graz-Sportchef Andreas Schicker. Bundesliga-Referee Sebastian Gishamer kann die VAR-Kritik, die seine Zunft nicht nur in Österreich ereilt, nachvollziehen. „Auch wir würden uns wünschen, wenn uns eine klare Linie vorgegeben wird.“

Die Vereinigung der Fußballer (VdF) hatte am Mittwochabend am Rande ihres 35-jährigen Bestehens mit Bundesliga-Akteuren unter dem Motto „Wir müssen reden“ zur VAR-Diskussion geladen. Denn aktuell vergehe kaum ein Spieltag ohne strittige Entscheidungen. Unter den Diskutanten waren dann auch Spieler, Funktionäre und Schiedsrichter. Viel Widerspruch gab es ohne hochrangigen ÖFB-Vertreter auf dem Podium nicht, vielmehr einte alle Akteure der Wunsch nach einer Professionalisierung des Schiedsrichterwesens.

Wieder kam die Forderung nach hauptamtlichen Schiedsrichtern auf, die mit vielen offenen Finanzierungsfragen verbunden ist. Es zeigte sich aber auch, dass positive Veränderung schon im Kleinen beginnen könnte. So vermisst etwa FIFA-Schiedsrichter Gishamer in Sachen VAR eine strukturell verankerte Feedbackschleife nach dem Spieltag. „Ich würde mir wünschen, dass man mehr in die Tiefe reingeht, mehr Struktur reinbringt. Letztlich bekommen wir aktuell auch ‚nur‘ die Auflösung, die medial alle bekommen“, sagte Gishamer mit Blick auf die offizielle VAR-Website und den dazugehörigen Twitter-Account.

Bundesliga-Schiedsrichter Sebastian Gishamer vor dem VAR-Bildschirm
GEPA/Mario Buehner
Referee Gishamer wünscht sich eine strukturell verankerte Feedbackschleife

Der Salzburger betonte jedoch, dass die Vereinbarkeit von Hauptberuf und Schiedsrichterei rasche Tiefenanalysen schwierig mache. Er könne sich aber bei entsprechend finanzieller Absicherung ein Leben als Profireferee durchaus vorstellen. Zudem ließ Gishamer durchklingen, dass wohl nicht alle Kollegen mit ihrem Einsatzgebiet glücklich sind. „Der eine fühlt sich als Schiedsrichter wohler, der andere hat mehr Qualität vor dem Bildschirm. Es ist aber Stand der Dinge so, dass jeder in regelmäßigen Abständen überall zum Einsatz kommt.“

Hauptamtlicher Fachmann soll für Besserung sorgen

Und seine Bildschirmarbeit laut Schicker durchwegs mit viel persönlicher Note vollzieht. Er wisse auch ohne vorherige Kenntnis des Namens, welcher Schiedsrichter beim jeweiligen Spiel „im Keller in Meidling“ gesessen sei, sagte Schicker. Das sei aus den Bewertungen der jeweiligen Spielszenen ablesbar. „Das darf es eigentlich nicht sein. Aber das ist spürbar bei jedem Match“, sagte Sturms Sportchef.

Mit der Bestellung eines hauptamtlichen Fachmannes soll nun einiges besser werden. „Es wurde im ÖFB eine Position geschaffen, die sich um noch professionellere Strukturen, um genau diese rote Linie, kümmern soll“, erklärte David Reisenauer, der Bundesliga-Vorstand Spielbetrieb. Aufgaben im Eliteschiedsrichterbereich, die jetzt noch im Ehrenamt angesiedelt sind, sollen in den kommenden Monaten sukzessive ins Hauptamt übertragen werden, wie auch der fürs Schiedsrichterwesen in Österreich verantwortliche ÖFB bereits mitteilte. Dem Vernehmen nach wird diese Person nicht nur im Inland gesucht – und wohl mit umfangreichen Kompetenzen ausgestattet.

„Wir Spieler kennen auch Regeln zu wenig“

Goalie Schlager sprach sich inzwischen für mehr Toleranz im Umgang mit Fehlpfiffen aus. „Wir verlangen Perfektion, aber die Gegebenheiten sind nicht so optimal, dass man das verlangen kann.“ So manchen entrüsteten Aufschrei auf dem Spielfeld erklärte der Nationalteamgoalie durchaus originell: „Wir Spieler, das muss man auch ehrlich sagen, kennen auch die Regeln zu wenig. Wir wissen auch nicht, wann greift der Video Assistent Referee ein.“

Seit der Saison 2021/22 gibt es den VAR in Österreichs Bundesliga. Er wurde eingeführt, um „klare und offensichtliche Fehlentscheidungen zu korrigieren“, in den vier spielentscheidenden Szenen Tor, Strafstoß, Platzverweis und Identitätsfeststellungen (Gelbe/Rote Karte). Das technische Hilfsmittel kostet die Liga rund 1,5 Mio. Euro pro Saison.