Logo des ÖOC
GEPA/Michael Meindl
ÖOC

Machtkämpfe im heimischen Olympiadorf

Der Haussegen im Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) hängt schief. Die Neuwahl des Vorstands wurde auf Herbst verschoben, dem Wahlausschuss auf Initiative von ÖOC-Präsident Karl Stoss das Vertrauen entzogen. Im Juni sollen ein neuer Wahlausschuss eingesetzt und ein neuer Wahlvorschlag erarbeitet werden, der von der Hauptversammlung beschlossen werden muss. Im ÖOC kündigt sich ein Machtkampf an. Sportminister Werner Kogler (Grüne) mahnte zu Räson und Einigkeit.

Kogler gab sich nachdenklich und zugleich besorgt. „Ich appelliere an das, was den Sport ausmacht: An den Zusammenhalt. Gemeinsames Arbeiten bringt viel mehr als Gegnerschaft. Der österreichische Sport in Zusammenhang mit olympischen Organisations- und Entsendungsfragen würde gut daran tun, sich auf das Einende zu konzentrieren und nicht das Trennende zu suchen“, sagte Kogler im ORF-TV-Interview auch in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

„Ich habe Verständnis für Streit bei unterschiedlichen Meinungen, das gehört auch in die Gesellschaft und ins Parlament", so Kogler. Aber am Schluss muss es mehr sein als das bloße Streben nach Macht oder das Hereinnehmen und Ausdeuten von Befindlichkeiten. Entweder geht es um die größere gemeinsame Sache oder um das andere. Niemand sollte vergessen – das gilt für die Sportfunktionäre: Das, wofür sie da sind einzutreten, ist größer als sie selber.“

Machtkampf beim Österreichischen Olympischen Comite

Der Haussegen im Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) hängt schief. Die Neuwahl des Vorstands wurde auf Herbst verschoben, dem Wahlausschuss auf Initiative von ÖOC-Präsident Karl Stoss das Vertrauen entzogen. Im ÖOC kündigt sich ein Machtkampf an. Sportminister Werner Kogler (Grüne) mahnte zu Räson und Einigkeit.

Wahlvorschlag vorab bei Medien

Stein des Anstoßes: Der Wahlvorschlag wurde vorab an Medien weitergeleitet, noch ehe er die Athletenkommission und den Vorstand erreicht hatte. Vorsitzender des aktuellen Wahlausschusses ist Sportunionspräsident Peter McDonald, weiters gehören Vertreter von ASKÖ und ASVÖ sowie vier Fachverbänden der Kommission an. Dem neuen Wahlausschuss sollen laut Stoss auch Athletinnen und Athleten angehören.

Vizekanzler Werner Kogler
GEPA/Edgar Eisner
Sportminister Werner Kogler mahnt zur Einigkeit in der heimischen Olympiabewegung

Dass die Vorstandswahlliste vorab an Medien weitergereicht wurde, sei laut Stoss irritierend gewesen und habe zu einem Vertrauensverlust geführt. Vor allem aber, dass die Athletenkommission nach Veröffentlichung der Liste sofort mit einem Brief an den Vorsitzenden der Wahlkommission reagiert, ihre Wünsche und Vorschläge geäußert habe, der Ausschuss aber in keiner Weise darauf einging, ärgerte Stoss. „Das Wohl der Athletinnen und Athleten steht absolut im Vordergrund und muss beachtet werden.“

Einzigartige Situation

Hans Niessl, seit 2019 Präsident von Sport Austria, sprach von einer prekären Situation. „Ich glaube, das hat es in der Geschichte des österreichischen Sports noch nicht gegeben, dass ein Wahlkomitee gewählt und die Entscheidung des Wahlkomitees dann nicht akzeptiert wurde. Und dem gewählten Wahlkomitee sogar das Misstrauen ausgesprochen wurde“, so Niessl.

ÖOC-Präsident Karl Stoss
GEPA/Michael Meindl
ÖOC-Präsident Karl Stoss irritierte vor allem die eilige Weitergabe der Wahlliste an Medien

Allerdings sei er zuversichtlich, dass ein Konsens gefunden werden könne. „Dass man sagt, wie können wir das ÖOC aufstellen, damit auch die nötige Akzeptanz gegeben ist. Das ist das Wichtigste. Die Sportlerinnen und Sportler müssen die besten Voraussetzungen haben. Denen ist vermutlich einerlei, wer tatsächlich im ÖOC-Vorstand ist. Sie wollen gute Rahmenbedingungen.“

Dieser Kompromiss, auf Bewährtes zu setzen und mit dem jetzigen Präsidenten in gewissen Bereichen auch Neuerungen durchzuführen, sei eine Herausforderung, die, sagte Niessl, „noch nicht gelungen ist, aber gelingen muss“. Gespräche abzubrechen diene nicht dem olympischen Gedanken. „Für mich ist der Konsens die größte Errungenschaft einer Demokratie. Genau den brauchen wir jetzt auch beim ÖOC.“

Unverständnis bei McDonald

Sportunionspräsident McDonald verteidigte jedenfalls den Wahlvorschlag seiner Kommission. „Wir haben einen Wahlvorschlag geliefert, der die Zahl der weiblichen Mitglieder im Vorstand verdoppelt, ihn generell deutlich verjüngt und erneuert hätte. Die Wahlkommission hat diesen Vorschlag einstimmig erarbeitet, und er wäre von der Hauptversammlung auch breit angenommen worden."

Der alte Vorstand habe durch das Absetzen der Wahlkommission seine eigene Abwahl zumindest vorerst verhindert. „Einen guten Wahlvorschlag zu verwerfen, nur weil er bereits vorab von Medien publik gemacht wurde, ist absurd“, meinte McDonald. Stoss sagte dazu: „Es ist ein absoluter Vertrauensmissbrauch, wenn man versucht, über Medien Druck auszuüben.“