Kanadische Spieler jubeln
APA/AFP/Jonathan Nackstran
Eishockey-WM

Kanada holt gegen Deutschland 28. WM-Titel

Favorit Kanada hat sich in Tampere zum 28. Mal den Eishockey-WM-Titel geholt. Der Rekordweltmeister wurde im Finale am Sonntag von Außenseiter Deutschland voll gefordert und lag zweimal zurück, setzte sich aber schließlich mit 5:2 (1:1 1:1 3:0) durch. Die Deutschen durften sich mit Silber über ihre erste WM-Medaille seit 70 Jahren freuen.

Samuel Blais mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend (45.) und Tyler Toffoli (52.) sorgten im Schlussdrittel für die Entscheidung. Zwei Drittel lang hatte Überraschungsfinalist Deutschland auf Augenhöhe mitgehalten.

Der in der Salzburger Red-Bull-Akademie ausgebildete John Jason Peterka brachte die DEB-Auswahl 1:0 in Führung (8.), der NHL-Stürmer der Buffalo Sabres traf nach einem perfekten langen Pass von Starverteidiger Moritz Seider. Die Kanadier schafften dank Blais rasch den Ausgleich (11.).

Peterka schießt Deutschland 1:0 in Führung

Entscheidung erst im Schlussdrittel

Die Deutschen ließen sich davon aber nicht beeindrucken, Daniel Fischbuch (34.) sorgte für die neuerliche Führung. In ihrem ersten Powerplay gelang den Kanadiern durch Lawson Crouse aber wieder der Gleichstand (38.).

Im Schlussdrittel setzte sich dann aber die Klasse der fast ausschließlich mit gestandenen NHL-Spielern angetretenen Mannschaft von Teamchef Andre Torigny durch. Blais von den St. Louis Blues und Kapitän Tyler Toffoli von den Calgary Flames im Konter stellten den Erfolg der Kanadier sicher. Scott Laughton fixierte mit einem Schuss ins leere Tor den Endstand (59.).

Blais bringt Kanada mit 3:2 auf Siegeskurs

Deutschland spielt nach WM-Fehlstart groß auf

Deutschland scheiterte nur knapp am ersten großen Titel, holte aber seine insgesamt siebente Medaille bei einem Großereignis nach WM-Silber 1930 und 1953 sowie Olympiasilber 2018 und Bronze 1932 (Olympia/WM), 1934 (WM) und 1976 (Olympia). Und das, obwohl Teamchef Harold Kreis 15 Leistungsträger vor der WM verletzt abgesagt hatten.

Nach drei knappen Niederlagen zu Turnierbeginn kämpften sich die Deutschen mit vier Siegen – unter anderem einen 4:2 gegen Österreich – ins Viertelfinale, schalteten dort die in der Gruppenphase souveräne Schweiz mit 3:1 aus und setzten sich im Halbfinale gegen das US-Team mit 4:3 nach Overtime durch. Der ganz große Coup gelang aber nicht.

Lettland erobert erste Medaille

Am Nachmittag gewann die zweite Überraschungsmannschaft des Turniers in Finnland und Lettland eine historische Bronzemedaille. Lettland besiegte vor Tausenden eigenen Fans im Spiel um Platz drei die USA mit 4:3 nach Verlängerung und holte damit sein erstes WM-Edelmetall. Die Amerikaner wurden hingegen wie im Vorjahr Vierter.

„Große Mannschaften wie Kanada gewinnen immer wieder Medaillen. Aber für uns war das eine einzigartige Gelegenheit. Es ist unglaublich“, meinte Miks Indrasis zum historischen Erfolg. „Ich bin glücklich, dass ich in Lettland ein Eishockeyspieler bin, weil die Leute das Eishockey lieben. Aber heute ein Eishockeyspieler zu sein, dafür fehlen mir die Worte“, sagte Martins Dzierkals.

Turbulentes Match um Bronze

Roberts Bukarts brachte die Letten in Führung (8.), die Rocco Grimaldi umgehend ausglich (10.). Janis Jaks schoss sieben Minuten später erneut den Außenseiter in Front. Kurz darauf landete der Puck unglücklich abgefälscht im Gesicht des Torschützen, was einen Besuch beim Zahnarzt nach sich ziehen dürfte. Erneut war es aber WM-Topscorer Grimaldi, der mit seinem siebenten WM-Treffer das Spiel egalisierte.

Rubins schießt Lettland in Overtime zu Bronze

Nach einem torlosen Mitteldrittel stellte Matt Coronato erstmals die US-Führung her (47.), bevor Kristians Rubins zum Matchwinner der Letten wurde. Der 25-Jährige vom AHL-Team Calgary Wranglers besorgte zunächst das 3:3 (55.) nach Assist von Rihards Bukarts, der zuletzt beim KAC unter Vertrag stand und mit drei Toren und acht Assists in der Punkteliste in den Top Fünf landete. In der Verlängerung traf Rubins nach 1:22 Minuten zum viel umjubelten Sieg für die Balten.

Eishockey-WM 2023, Finale

Sonntag:

Kanada – Deutschland 5:2

(1:1 1:1 3:0)

Tore: Blais (11., 45.), Crouse (38./PP), Toffoli (52.), Laughton (59./EN) bzw. Peterka (8.), Fischbuch (34.)

Strafminuten: 4 bzw. 2

Spiel um Bronze

Sonntag:

USA – Lettland 3:4 n. V.

(2:2 0:0 1:1 / 0:1)

Tore: Grimaldi (10., 20./PP), Coronato (47.) bzw. Ro. Bukarts (8./PP), Jaks (17.), Rubins (55., 62)

Strafminuten: 10 bzw. 8