Die 126 Kilometer lange letzte Etappe mit Start und Ziel in Rom war eine Sache der Sprinter. Der 38-jährige Ex-Weltmeister Cavendish vom Astana-Team, der während des Giro sein Karriereende zu Saisonende angekündigt hatte, setzte sich souverän durch und feierte seinen insgesamt 17. Etappensieg bei der Italien-Rundfahrt.
Für Roglic ist es der insgesamt vierte Grand-Tour-Triumph, dreimal hatte er die Vuelta gewonnen. Der Zeitfahr-Olympiasieger von Tokio 2021 aus dem Jumbo-Team wurde beim Showdown auf einem flachen Rundkurs in Rom nicht mehr angegriffen. „Das bleibt für den Rest meines Lebens“, kommentierte Roglic seinen Erfolg. „Ich habe es wirklich genossen, durch die Straßen Roms zu fahren. Aber ich habe es noch nicht realisiert, was es bedeutet, den Giro d’Italia zu gewinnen. Ich habe versucht, meine Emotionen in Zaum zu halten, nach dem, was gestern passiert ist.“
Roglic hatte sich das Rosa Trikot des Führenden erst auf der vorletzten Etappe gesichert. Ausgerechnet in einem Bergzeitfahren nahe seiner slowenischen Heimat holte er einen Rückstand von 26 Sekunden auf Thomas auf. Vor drei Jahren war Roglic am vorletzten Tag der Tour de France als Spitzenreiter ins Bergzeitfahren nach Planche des Belle Filles gegangen, hatte seinen Vorsprung von 57 Sekunden auf seinem Landsmann Tadej Pogacar aber nicht verteidigen können.
Giro: Roglic triumphiert als erster Slowene
Primoz Roglic hat als erster Slowene den Giro d’Italia gewonnen. Der 33-Jährige ließ sich den Triumph auf der letzten Etappe in Rom am Sonntag erwartungsgemäß nicht mehr nehmen und lag am Ende 14 Sekunden vor dem Briten Geraint Thomas.
Konrad und Pöstlberger im Hauptfeld
Die Österreicher Patrick Konrad (Bora) und Lukas Pöstlberger (Jayco) kamen im Schlusssprint mit dem Feld ins Ziel. Der Niederösterreicher Konrad belegte knapp 38 Minuten zurück Endrang 20, der Oberösterreicher Pöstlberger mit einem Rückstand von gut vier Stunden Position 95.
Knappste Entscheidung seit 1974
Die 14 Sekunden Differenz zwischen Erstem und Zweitem nach 21 Renntagen und 3.489 Kilometern sind die viertknappste Entscheidung in der 115-jährigen Giro-Geschichte. Letztmals enger war es vor 49 Jahren hergegangen, als sich der Belgier Eddy Merckx in der Endabrechnung zwölf Sekunden vor dem Italiener Gianbattista Baronchelli durchsetzt hatte. Noch knapper war es nur im Jahr 1948 gewesen, als elf Sekunden zwischen den Italienern Fiorenzo Magni und Ezio Cecchi gelegen waren.
Bei den anderen beiden Grand Tours sind die kleinsten Abstände noch geringer. Bei der Tour de France 1989 siegte der US-Amerikaner Greg LeMond mit nur acht Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Laurent Fignon, bei der Vuelta 1984 setzte sich der Franzose Eric Caritoux mit einem Vorsprung von nur sechs Sekunden auf den Spanier Alberto Fernandez Blanco durch.